Ungewöhnliches Ozonloch in diesem Jahr über der Antarktis | Polarjournal

Das Ozonloch, in den 80er und 90er Jahren des 20.Jahrhundert DAS Umweltthema, hat etwas an Attraktivität verloren. Nicht zuletzt dank den Bemühungen durch das Montreal-Protokoll, dessen Unterzeichnung 1987 das Verbot von Ozon-zerstörenden Fluorkohlenwasserstoffen FCKW einläutete, liess das Interesse in der Bevölkerung nach. Doch das Loch, welches sich jedes Jahr über der Antarktis bildet, ist immer noch vorhanden. Doch in diesem Jahr scheint das Loch ungewöhnlich, sowohl in seiner Form und Ausdehnung.

Gemäss des Copernicus Atmosphärenüberwachungsservice CAMS könnte das Ozonloch in diesem Jahr seine zweitniedrigste Ausdehnung erreichen seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1979. Antje Inness, die leitenden Wissenschaftlerin am CAMS, erklärt: «Wir haben gesehen, dass sich in diesem Jahr das Ozonloch besonders ungewöhnlich verhält. Obwohl es sich sehr früh gebildet hatte, störte Anfang September eine plötzliche Erwärmung der Stratosphäre den kalten Polarvortex, der für den Start des Ozonlochs verantwortlich ist.» Die Erklärung dafür ist, dass wenn die Stratosphäre sich plötzlich auf eine Art und Weise erwärmt, die zu Verminderung der Wolkenbildung in dieser Höhe führt, wird weniger Ozon abgebaut. Denn die Wolken, die sich im Winter durch die Kälte und den Polarvortex bilden, sind für die Zersetzung der FCKWs in chemisch aktives Chlor und Brom verantwortlich. Diese durch den Menschen in die Stratosphäre eingebrachten Stoffe sind für den verstärkten Abbau der Ozonschicht im Südlichen Frühling verantwortlich.

Die Animation zeigt, wie die in der Stratosphäre liegende Ozonschicht, eigentlich schädliche UV-Strahlung minimiert. Durch das Ozonloch können die für Lebewesen schädlichen Strahlen auf die Erdoberfläche gelangen. Visualisierung: NASA

Durch die frühe Erwärmung Anfang September hat sich auch der Polarvortex in diesem Jahr verändert, wurde stärker gestört und bewegte sich in Richtung Südamerika. Dadurch kann Ozonreicherer Luft von ausserhalb des Vortex einfliessen und sich mit der Luft innerhalb des nicht mehr so kalten Wirbels mischen. So scheint die Ozonschicht nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein, wie beispielsweise letztes Jahr und das Ozonloch bleibt verhältnismässig klein. «Das Ozonloch hat sich in den vergangenen Tagen stabilisiert und unsere Vorhersagen zeigen, dass es diese Woche sehr klein bleiben soll. Wir erwarten, dass das diesjährige Ozonloch eines der kleinsten seit Mitte der 80er Jahre sein wird», meint Antje Inness. Doch diese ungewöhnlich starke Erwärmung, die für eine Reduktion und Verschiebung des Ozonlochs verantwortlich ist, hat auch Schattenseiten. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass die gegenwärtige Hitzewelle und die ausgedehnten Buschbrände, die jetzt in den östlichen Teilen Australiens toben, mit dieser Stratosphärenerwärmung zusammenhängen.

Das in blau gefärbte Ozonloch liegt nicht über dem antarktischen Kontinent, sondern wurde durch die sehr starke Erwärmung (rot) in Richtung Südamerika getrieben und klein gehalten. Animation: CAMS

Das Ozonloch wurde 1985 von britischen Forschern entdeckt. Relativ schnell wurden die Gründe für das Loch entdeckt und zwei Jahre später unterschrieben 28 Staaten das Montreal-Protokoll zum Schutz er Ozonschicht. Dabei wurden 100 Ozonschädigenden Chemikalien identifiziert und man einigte sich auf ein Verbot dieser Stoffe. Im Laufe der Zeit ratifizierten 196 Länder das Protokoll und die Ozonschicht schien sich zu erholen, so dass man mit einer Schliessung des Ozonlochs bis 2060 rechnete. Doch letztes Jahr entdeckte man, dass aus China grosse Mengen von CFC-11, einer der verbotenen Substanzen, ausgestossen wurde. Die Behörden gingen dagegen vor und der Ausstoss konnte unterbunden werden.

Da die UV-Strahlung durch das Ozonloch ungefiltert auf die Erdoberfläche gelangen kann, sind Tiere und Pflanzen innerhalb des Lochs besonders stark gefährdet. Denn die Strahlung kann zu Hautkrebs führen und Augen und andere Organe von Tieren und Menschen schädigen. Bild: Michael Wenger

Quelle: Copernicus Atmosphere Monitoring Service

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