Pinguine und See-Elefanten düngen die antarktische Landschaft | Polarjournal

Die Vielfalt des Lebens in der Antarktis wird durch viele Faktoren beeinflusst, auch durch seine Bewohner, Pinguine und See-Elefanten. Forscher der Freien Universität Amsterdam haben herausgefunden, dass diese beiden Tiergruppen um ihre Kolonien herum die Artenvielfalt viel stärker fördern als bisher angenommen. Das Geheimnis des Erfolgs: stickstoffreicher Kot.

See-Elefanten & Pinguine. (Foto:: Michael Wenger)

Die Antarktis ist nicht die lebensfeindliche Region, die man sich vorstellt. Eine grosse Vielfalt an verschiedenen Tierarten haben sich in dieser eisigen Welt niedergelassen und bilden teilweise riesige Ansammlungen. Besonders die verschiedenen Pinguinarten, die Ikonen der Antarktis, formieren sich jeden Frühling zu Kolonien von einigen tausend bis zu Millionen von Tieren. Auch See-Elefanten, die grössten Robben der Welt erobern jedes Frühjahr die Strände der subantarktischen Inseln zur Paarung. Solche Mengen an Tieren liefern auch enorme Mengen an Kot, der täglich ausgeschieden wird. Stef Bokhorst von der Freien Universität Amsterdam (VUA) hat nun mit Kollegen herausgefunden, dass dies ökologische Konsequenzen hat. «Was wir sehen, ist dass der Kot der Robben und Pinguine teilweise als Ammoniak evaporiert. Der Wind nimmt den Ammoniak auf und bläst ihn ins Landesinnere, wo er wieder in den Boden gerät und so Stickstoff für Pflanzen liefert, der denen hilft, zu leben.»

Viele der Gegenden um Kolonien herum haben eine sehr fragile, aber reiche Vegetation. Vor allem Moose und Flechten haben an Land ihre Nischen gefunden. Nur drei höhere Pflanzenarten leben in der Antarktis. (Foto: Michael Wenger)

Das Gebiet, dass so gedüngt wird, entspricht bis zu 240-mal der Grösse der Kolonie. Dadurch finden vor allem Moose und Flechten perfekte Bedingungen vor. Die wiederum bilden die Heimat von Millionen von kleinen Springschwänzen und Milben, Kleinstinsekten und Spinnentiere. «Pro Quadratmeter findet man in der Antarktis Millionen von ihnen. In den Graslandschaften Europas und den USA sind es lediglich 50 – 100’000 pro Quadratmeter», meint Bokhorst weiter. Dies machte die Identifizierung schwierig und langwierig. Im Verlauf der Untersuchungen entdeckten die Wissenschaftler überraschenderweise, dass nicht Kälte oder Wassergehalt die Vielfalt rund um eine Kolonie bestimmen, sondern die Anzahl von Tieren in einer Kolonie. Mit diesen Informationen waren Bokhorst und seine Kollegen in der Lage, eine Karte mit Hotspots für die Biodiversität entlang der antarktischen Halbinsel zu erstellen. Diese Karte ist jedoch nur eine Annährung und beruht auf den Pinguindaten. Die Proben bei den See-Elefanten seien die Populationsgrössen zu gering gewesen, um eine entsprechende Hochrechnung zu erstellen. Trotzdem können erste Aussagen gemacht werden, wenn man Satellitendaten verwendet.

Mit Hilfe der berechneten Distanzen konnten die Forscher eine Karte mit Hotspots entlang der antarktischen Halbinsel erstellen (rot). Je grösser die Kolonie, desto grösser die Artenvielfalt um die Kolonie. (Foto: Bokhorst)

Durch diese Daten können nun auch mögliche gefährdetet Gebiete identifiziert werden. Denn der Klimwandel und invasive Arten bedrohen die Tier- und Pflanzenwelt der Antarktis. Die kleinen Bewohner rund um die Kolonien kennen nicht viele Räuber und die Pflanzenarten haben sich in Millionen von Jahren angepasst. Doch die schnell ändernden Bedingungen bieten eingeschleppten Arten gute Bedingungen. « So wie Pinguin- und Robbenkolonien den Boden für die heimische Pflanzenwelt anreichern, könnten auch eingeschleppte Arten ideale Bedingungen vorfinden. Damit würden auch grössere Räuber wie Spinnen und Käfer plötzlich eine Nische finden», erklärt Stef Bokhorst. Genau diesem Thema möchten sich die Forscher nun weiter widmen und herausfinden, ob und wie eine Invasion dieser einmaligen Region vorgebeugt werden kann.

Pinguine entlang der antarktischen Halbinsel haben gegenwärtige noch genügend Möglichkeiten, Brutareale zu finden. Doch die Zeit und die Bedingungen werden knapp. (Foto: Michael Wenger)

Quelle: Current Biology Biology, Cell Press

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