Die kanadische Firma One Ocean Expeditions erlebte kurz vor Beginn der Arktis-Saison 2019 den Super-GAU: Seine beiden gecharterten Schiffe «Akademik Ioffe» und «Akademik Sergey Vavilov» wurden überraschend vom Eigner nach Kaliningrad zurückbeordert und einbehalten. Sämtliche Touren mit den Schiffen mussten gestrichen werden. One Ocean Expeditions ist verärgert über den nicht nachvollziehbaren Schritt während das russische ozeanologische Institut sich keiner Schuld bewusst ist.
Kurz bevor die Arktis-Saison für die Expeditionreisenveranstalter beginnt, ist die kanadische Gesellschaft One Ocean Expeditions (OOE) mit einem riesigen Problem konfrontiert: zwei seiner eingeplanten Schiffe stehen nicht zur Verfügung. Der russische Besitzer der beiden Schiffe Akademik Ioffe und Akademik Sergey Vavilov, das russische Institut für Ozeanologie der Russischen Akademie der Wissenschaften, hatte am 22. Mai 2019 kurzfristig den Chartervertrag für nichtig erklärt und die beiden Schiffe nach Kaliningrad zurückbeordert. Offiziell hiess es, dass kein Vertrag mit OOE bestehe, sondern mit der zypriotischen Firma Terragelida Ship Management Ltd. Daher seien keine Vertragsbrüche mit OOE begangen worden und die Schiffe seien für Charterreisen nach den vorgenommenen Kontrollen und Arbeiten verfügbar. Terragelida ist eine Firma, die für Mannschafts- und Schiffsmanagement und für das kommerzielle und technische Management von Schiffen verantwortlich ist. Von Seiten dieser Firma wurde keine Erklärung abgegeben.
One Ocean Expeditions hatte auf den überraschenden Rückruf kaum Zeit zu Reagieren. In einer ersten Stellungnahme sagte Catherine Lawton, Geschäftsführerin bei OOE, dass diese Aktion einen Bruch bestehender Verträge bedeute. «Die Entscheidung (des Instituts, Anm. d. Red.) kam völlig überraschen für OOE und liegt ausserhalb unserer Kontrolle. Der Rückzug der Schiffe für die Saison 2019-20 bedeutet einen Bruch bestehender Charterverträge mit OOE und haben ein gesetzliches Nachspiel», erklärte sie. Für die vom Rückzug betroffenen Gäste und Mannschaften wurden in den vergangenen zwei Wochen versucht, adäquate Lösungen zu suchen. Neben den beiden Expeditionsschiffen betreibt OOE seit neuestem auch die RCGS Resolute, die früher von der Gesellschaft Hapag-Lloyd unter dem Namen Hanseatic betrieben worden war und 2018 verkauft worden war. OOE sicherte sich darauf das Schiff auf Charterbasis. Wie es weitergeht, ist zurzeit noch unklar.
Heiner Kubny, PolarJournal