Bereits 1910–1912 fand unter Leitung des Armeeleutnants Nobu Shirase die erste japanische Antarktisexpedition statt. Als Schiff stand ihm die «Kainan Maru» zur Verfügung. Trotz Unterstützung durch viele Privatpersonen und der Boulevardpresse, sowie des ehemaligen Premierministers Okuma Shigenobu konnte Shirase keine finanzielle Unterstützung von der Regierung sichern. Die Expedition wurde daher durch private Spenden finanziert.
Shirase erwarb die «Hoko Maru», ein Dreimaster Holzschoner von 204 Tonnen. Die «Hoko Maru» war 30 Meter lang, hatte eine Breite von 7,85 Meter. Das Schiff wurde in «Kainan Maru» umbenannt, mit Eisenplatten verstärkt, und mit einer 18-PS-Dampfmaschine ausgerüstet.
Die «Kainan Maru» setzte am 29. November 1910 in Tokyo die Segel und verliess Japan am 1. Dezember 1910. Zum Abschied versammelten sich lediglich einige Studenten an der Ablegestelle. Das Schiff erreichte unter Kapitän Naokichi am 7. Februar 1911 die neuseeländische Hafenstadt Wellington, wo 36.000 Liter Frischwasser und 32 Tonnen Kohle geladen wurde.
Vier Tage später fuhr die «Kainan Maru» in Richtung Ross See, zu einem Zeitpunkt, als die anderen Schiffe bereits wieder die antarktischen Gewässer verliessen. Am 26. Februar wurden die ersten Eisberge gesichtet und es wurde wegen dichtem Nebel und Eis mit der Navigation immer schwieriger. Wegen schwerem Packeis nahe der Coulman Insel mussten sie umdrehen und erreichten Sydney am 1. Mai 1911. Dort hatten die Japaner keine finanziellen Mittel mehr und wenig Verpflegung, lebten in ärmlichen Verhältnissen. Ein Teil der Mannschaft samt Kapitän kehrte nach Japan zurück, um Gelder zu beschaffen. Professor Edgeworth David von der Universität Sydney, ein früheres Mitglied der Nimrod-Expedition von Ernest Shackleton im Jahre 1907–1909, half nicht nur Shirase und seiner Mannschaft, sondern trat auch in der australischen Öffentlichkeit für die Japaner ein.
Eine Landung auf dem antarktischen Kontinent gelang erst im Folgejahr am 16. Januar 1912, wobei die Japaner Roald Amundsens Schiff «Fram» antrafen. Aufgrund sprachlicher Probleme konnten sie sich mit den Norwegern kaum verständigen.
Später landete die Expedition in der Bucht der Wale an einem der riesigen Eisfelder. Eine Gruppe von sieben Männern wurde ausgesandt, wovon zwei am Ende des Eisfeldes ein Basislager errichteten. Die anderen fünf stellten weitere Erkundigungen an. Nach 160 Meilen gaben sie aufgrund eines Blizzards und schwindender Kräfte von Mannschaft und Schlittenhunden auf, steckten am 29. Januar eine japanische Flagge ins Eis und kehrten zum Schiff zurück. Dieses Gebiet benannten sie Yamato-Schneefeld.
Das Wettrennen um das Erreichen des Südpols konnten die Japaner nicht mehr gewinnen. Am 20. Juni 1912 kehrten das Schiff und die Mannschaft nach einer Reise von mehr als 30.000 Meilen wieder nach Yokohama zurück. Sie hatten alle Ziele erreicht, außer den Südpol. Als sie in Japan ankamen, wurden sie als Helden gefeiert.
Autor: Christian Hug