Russland zielt auf ein Stück des arktischen Kreuzfahrtkuchens | Polarjournal

Der Sektor «Arktische Expeditionskreuzfahrten» gehört innerhalb der Tourismusbranche zu den am schnellsten wachsenden Sektoren. Nun hat auch Russland seine eigenen Plänen vorgestellt, wie man sich ein Stück des lukrativen Markts sichern möchte. Dazu gehören der Bau eigener Luxus-Kreuzfahrtschiffe, der Ausbau und die verbesserte Nutzung der Häfen in Murmansk und Barentsburg und die Öffnung von einzelnen arktischen Regionen.

Der Präsident der United Shipbuilding Corporation USC, der grössten staatlichen Schiffsbaugesellschaft, Alexey Rakhmanov, sieht die Zukunft des arktischen Tourismus rosig: «Der Expeditionskreuzfahrtenbereich, inklusive in der Arktis, liegt im Trend. Und wir haben bereits gesehen, dass dieses Segment schneller wächst, als der Rest des Kreuzfahrtensektors. Die Tickets sind sechs Monate vor Beginn der Reise bereits alle verkauft.» Rakhmanov sprach auf einer Expertenkonferenz im Rahmen des Ausschusses der Staatsduma für Schiffbauindustrie und Meerestechnik und wurde von PortNews zitiert. «Die arktischen Expeditionskreuzfahrten sind vielversprechend und signifikant für unser Land. Ich bin sicher, dass wir Kunden für den Bau von Schiffen für solche Fahrten kriegen werden», fügte er an. Und um seine Worte zu untermauern, präsentierte die USC auch gleich ihre drei geplanten Schiffstypen, Projekte Almaz, Vimpler und Iceberg.

Die geplanten Schiffe sollen natürlich alle eisgängig sein, ein Höchstmass an Luxus bieten und trotzdem Expeditionscharakter haben. Neben den mittlerweile bei vielen hochklassigen Schiffen angebotenen Aktivitäten und Infrastruktur wie Kajaks, Spa, Zodiacs und Hubschrauber sollen aber die Schiffe auch Casinos beinhalten. Damit soll ein Teil der Investitionen wieder herausgeholt werden. Diese betragen pro Schiff rund US$300 Millionen. Die Passagierkapazität wurde mit 350 angegeben und ist damit am oberen Ende der Expeditionsschiffsgrösse. Zum Vergleich: die von Hurtigruten vorgestellten Hybrid-Schiffe Amundsen und Nansen haben eine Kapazität von 500 Passagieren.

Neben den neuen Schiffen sollen auch die Häfen in Murmansk und Barentsburg ausgebaut werden. Murmansk hat bereits ein Kreuzfahrtschiffpier gebaut, es fehlen jedoch die Schiffe. Bild: Michael Wenger

Rakhmanov ist nicht der einzige, der sich vom boomenden Arktis-Tourismus mehr Einnahmen erhofft. Russland insgesamt plant, sich ein grosses Stück des Kuchens zu sichern. Dazu sind bereits Pläne umgesetzt worden, andere werden es in den nächsten Jahren. Beispielsweise wurde der Nationalpark Franz-Josef-Land und die Nordspitze von Novaja Zemlya für Kreuzfahrtschiffe geöffnet. Einige Reedereien haben sich bereits Routen gesichert. Barentsburg und Murmansk planen den Ausbau ihrer Hafenanlagen, bzw. haben dies bereits umgesetzt. Doch in Murmansk ist der Erfolg bescheiden geblieben. Daher sollen neue Routenangebote, vereinfachte Bestimmungen und vor allem die Stärkung des einheimischen Marktes in Angriff genommen werden. Der Vizegouverneur der Region Murmansk, Alexey Tyuvakin, hofft, dass mehr Schiffe von Murmansk aus die russische Arktis besuchen. «Wir blicken auf zukünftige Reisen von Murmansk nach Svalbard und nach Franz-Josef-Land. Das grosse Problem heutzutage ist, dass Russland keine eigenen Passagierschiffe hat», erklärt er.

Auch die östlichste Region Russlands, Tschukotka, rüstet sich für mehr Arktistourismus. Bisher sind nur wenige Schiffe in den Ortschaften angelaufen und haben die kulturelle Vielfalt Tschukotkas erleben dürfen. Bild: Michael Wenger

Doch nicht nur im Westen, sondern auch im fernen russischen Osten will man mehr Einnahmen mit Touristen generieren. Dazu hatten sich Vertreter Tschukotkas und Experten in Moskau getroffen und die neue «Strategie zur Entwicklung des Tourismus in Tschukotka» besprochen. Initiiert hatte das Treffen der aktuelle Gouverneur der Region, Roman Kopin. Der Entwurf des Strategiepapiers beinhaltet eine Reihe von Gebieten, und Massnahmen zur dynamischen Entwicklung des Tourismus. Dazu zählen auch Marketingmassnahmen, Identifikation der Tourismusarten und die Teilnahme an staatlichen Programmen und Initiativen. Aber es soll auch der Fokus auf attraktive Möglichkeiten zur Sicherung von Investitionen, dem Ausbau von Infrastruktur und der Wahrung eines nachhaltigen und sozial verträglichen Tourismus gelegt werden. Dazu meinte der Präsident der Russischen Reiseindustrieunion, Sergey Shpilko: «Für einen seriösen Investor sind heutzutage nicht nur die ökonomischen Aspekte wichtig, sondern auch Umweltaspekte, der soziale Umkreis. Ohne die Einhaltung der Prinzipien eines nachhaltigen Tourismus ist es unmöglich, einen starken internationalen Partner anzuziehen.»

Quelle: The Independent Barents Observer / East of Russia

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