Seit einigen Jahren herrschen in vielen Teilen der Arktis überdurchschnittlich hohe Temperaturen, besonders im Frühling und Sommer. Dadurch sind die pflanzenreichen Tundragebiete besonders anfällig für Brände geworden. In diesem Jahr sind aber schon im Juni in Russland, Alaska, Grönland und Kanada zahlreichere Brände ausgebrochen als bisher. Da viele der Brandgebiete in sehr abgelegenen und schlecht erschlossenen Regionen liegen, sind die Bekämpfungsmassnahmen schwierig. Das Resultat: die Arktis liegt unter einem dichten Rauchvorhang.
Dank Satellitenüberwachung sind die Brandherde zumindest aus dem All sichtbar, entweder direkt oder als Rauchschwaden, die über den Tundraregionen der Arktis hängen. Durch die Windsysteme werden diese Rauchschwaden aber in weit entfernte Regionen getrieben und können dort zu Störungen im Luftverkehr oder sogar zu gesundheitlichen Schäden führen. So liegt beispielsweise Michigan in den USA unter Rauchwolken, obwohl es im hunderte Kilometer entfernten nördlichen Ontario brennt. Oder in Alaska sind bereits Leute bei Flugzeugabstürzen ums Leben gekommen, weil dichter Rauch aus weit entfernten Brandgebieten in Alaska die Sicht massiv eingeschränkt hatte.
Seit Juni dieses Jahres hat das Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) über 100 sehr starke und langanhaltende Buschbrände in der Arktis verzeichnet. Dadurch sind allein im Juni über 50 Megatonnen zusätzliches Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt. Dies entspricht der jährlichen Emission eines mittelgrossen europäischen Landes und ist mehr als sämtliche Buschbrände in der Arktis in den vergangenen 8 Jahren verursacht hatten. Die meisten Feuer wüten zurzeit in Alaska und dem nördlichen Sibirien. Beinahe jeden Tag kommen dort neue Feuerherde hinzu und mittlerweile sind über 700 Quadratkilometer Fläche in Flammen. Seit Jahresanfang wurden in Alaska allein mehr als 400 Buschfeuer gezählt. Auch in Grönland sind mittlerweile bei Sisimiut beinahe 400 Quadratkilometer Tundra verbrannt, nachdem wahrscheinlich beim Anzünden eines Räucherofens der trockene Untergrund Flammen fing. Die Bekämpfung der Feuer wird durch die Abgeschiedenheit der meisten Orte und durch fehlende Infrastruktur massiv erschwert. Wo man kann, werden Wasserflugzeuge eingesetzt und Feuerwehrleute hingeflogen und gefahren. Doch gerade in Alaska und Sibirien sind die Distanzen zu den Brandherden enorm und die Ressourcen beschränkt.
Die Ursachen der Feuer können in den meisten Fällen nicht evaluiert werden. Doch in allen betroffenen Regionen werden die Bewohner aufgefordert, offene Feuer zu vermeiden. Doch sowohl die lokale Bevölkerung, die dort auf der Jagd oder beim Fischfang ist, wie auch Wanderer scheinen die Warnungen kaum zu beherzigen. Ausserdem können in den Gebieten vermehrt heftige Gewitter mit Blitzeinschlag toben. Begünstigt wurden und werden die Brände durch die lange Trockenheit in den Gebieten und die höheren Temperaturen. Seit Jahren schon liegen die Durchschnittstemperaturen um einige Grad höher. Vor einige Tage verkündetet die nördlichste permanent besetzte Messstation in Alert, Kanada, satte 21°C statt der normalen 3° – 4°C. Auch in Alaska sind seit Juni die Temperaturen massiv höher und erreicht bis zu 32°C in Anchorage. In Sibirien und Grönland lagen die Juni-Temperaturen zwischen 6 und 8°C über dem Durchschnitt. Dadurch verdunstet die Feuchtigkeit in der 24-stündigen Sonne noch schneller und trocknet die Böden noch weiter aus. Welche Auswirkungen dies auf den Permafrostboden hat, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen. Sicher ist, dass diese Extremereignisse in Zukunft aufgrund des Klimawandels verstärkt auftreten werden.
Quelle: World Meteorological Organization