Neue Details zu U-Boot-Unglück in der Barentssee veröffentlicht | Polarjournal

Als am 1. Juli 2019 an Bord des russischen Spezial-U-Bootes Losharik ein Brand ausbrach, starben 14 Seeleute, darunter einige hochdekorierte Männer. Präsident Putin forderte seinen Verteidigungsminister Sergey Shoigu umgehend auf, den schlimmsten Vorfall der russischen Marine der letzten 10 Jahre lückenlos aufzuklären. Nun sind neue Details durch die russische Zeitung Kommersant veröffentlicht worden. Gemäss den Angaben hätten alle 14 Seeleute gerettet werden können, wenn sie nicht versucht hätten, das Feuer zu löschen.

Die Zeitung «Kommersant» beruft sich bei ihren Angaben auf untersuchungsinterne Informationen. Sie schreiben, dass das U-Boot nach einem Manöver sich in der Andockphase an sein Mutterschiff, die Podmoskovie, ein umgebautes Delta-IV-Klasse U-Boot, befand, als die Crew Rauch aus der Batteriesektion des Schiffes bemerkte. Zu diesem Zeitpunkt bestand nach Angaben von russischen Fachleuten noch keine Gefahr für sie Seeleute und eine mögliche Evakuierung hätte durch die Luftschleuse in das Mutterschiff durchgeführt werden können. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich beide Schiffe noch unter Wasser und in einem Trainingsareal der russischen Nordmeerflotte in der Motovsky-Bucht, etwa 50 km von der norwegischen Grenze entfernt.

Das Spezial-U-Boot Losharik arbeitet von einem Mutterschiff aus, der Podmoskovie, aus. Dieses umgebaute Delta-IV-Klasse-U-Boot gehörte einst zu den grössten U-Booten der sowjetischen Marine mit seinen 166 Metern Länge und 12.3 Metern Breite. Bild: Military-Today.com

Doch anstatt von Bord zu gehen, wurde dem Standard-Prozedere der russischen Marine, die «Richtlinien zur Wahrung der Überlebensfähigkeit von U-Booten» veranlasst. Dabei blieben alle Männer, in deren Sektion der Brand herrschte, auf ihren Positionen und bekämpften den Brand, während alle anderen noch an Bord blieben, aber auf ihre Atemgeräte zurückgriffen. Alle Seeleute an Bord von U-Booten besitzen ein eigenes Atemgerät, das ihnen Luft für 20 Minuten zuführt. Als die Brandbekämpfung länger dauerte, wechselten sie auf stationäre Atemgeräte, die mit der Luftversorgung des Bootes verbunden ist. Doch als einige der Seeleute plötzlich ohnmächtig wurden, änderte sich die Situation schlagartig. Wahrscheinlich waren Verbrennungsprodukte in die Luftsysteme gelangt und führten zur Ohnmacht der Seeleute. Niemand kann genau sagen, was zu diesem Zeitpunkt im Brandbereich geschah, da alle Beteiligten ums Leben kamen. Aus den Informationen geht aber hervor, dass die Brandbekämpfungsgeräte ab einem bestimmten Zeitpunkt aufgebraucht waren. Sicher ist, dass diejenigen, die diesem Zeitpunkt zum Mutterschiff evakuiert worden waren, auf vier Seeleute von der Podmoskovie trafen, die mithalfen wollten, den Brand zu bekämpfen. Wie in solchen Fällen häufig üblich, wurden die Luftschleusen danach geschlossen. Wiederum gesichert ist, dass es danach zu einer Explosion im Batteriefach kam und dabei kamen die 14 Seeleute ums Leben. Unter den Toten waren zwei hochdekorierte Kapitäne, sieben Kapitäne zur See und zwei Erste Offiziere. Sie gehörten zu den erfahrensten Männern der russischen Marine. Was aber eine so hoch-dekorierte Crew an Bord der Losharik  tat, bleibt weiterhin ein Rätsel. Zwei der Seeleute kamen aus Murmansk, die restlichen Opfer stammten alle aus St. Petersburg. Nach Angaben lokaler Zeitungen soll am Denkmal der im Jahr 2000 gesunkenen Kursk in Murmansk eine Plakette mit den Namen der Opfer angebracht werden.

Nach dem Untergang des U-Bootes Kursk im Jahr 2000, bei dem die gesamte Besatzung von 118 Seeleuten ums Leben gekommen war, wurde ein Denkmal mit Überresten des Schiffes in Murmansk errichtet. Bild: Michael Wenger

Über die Ursachen des Feuers gehen die Meinungen zurzeit noch auseinander. Ob technischer Defekt, menschliches Versagen oder sogar Sabotage, die Behörden untersuchen in alle Richtungen. Die Batterie, die explodierte, war gemäss den Angaben der Marine neu und aus russischer Produktion.

Quelle: The Independent Barents Observer / Kommersant.ru

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