Flug der Freundschaft zwischen Alaska und Tschukotka | Polarjournal

In der Bering-Region waren die Beziehungen zwischen den Bewohnern Alaskas und Tschukotka immer enger als die normalen Beziehungen zwischen Moskau und Washington. Dies, weil viele der lokalen Inuit auf beiden Seiten der Beringstrasse miteinander verwandt sind. Dies zeigte sich auch durch regelmässigen Flugverkehr zwischen den beiden Seiten. Nun haben private Reiseveranstalter in Alaska mit zwei Flugzeugen und einer Gruppe von 6 Leuten einen «Flug der Freundschaft» von Nome nach Prowidenija durchgeführt, um die durch die Weltpolitik belastete Freundschaft wiederzubeleben.

Um die Flüge durchzuführen, benötigten die Initianten etwas Geduld, da das Wetter zuerst nicht mitspielen wollte. Am 7. Juli aber war es dann soweit und die zwei Flugzeuge und sechs Leute konnten den knapp 370 Kilometer weiten Weg unter die Flügel nehmen. Ursprünglich hatten die Veranstalter sechs Flugzeuge und elf Leute geplant, mussten dies dann doch reduzieren. Die Route führte von Nome, Alaska, aus auf die Beringstrasse hinaus zuerst über Little Diomede (USA), weiter über die Datumsgrenze hinüber nach Big Diomede (alias Ratmanova, RUS) und von dort aus nach Prowidenija, dem Ziel des Fluges. Dort erhielt die Gruppe ein freundliches Willkommen, sowohl vom Wetter wie auch von den Leuten.

Die Diomeden-Inseln liegen mitten in der Beringstrasse. Die beiden Insel Little Diomede und Ratmanova bilden die Grenze zwischen den USA und Russland und zwischen ihnen hindurch zieht sich auch die Datumsgrenze. Bild: Michael Wenger

Das Ziel dieses «Flug der Freundschaft» war es, die traditionelle Fluglinie zwischen den beiden Orten wiederzubeleben und damit auch ein Zeichen des Friedens und der Freundschaft zu setzen. Tandy Wallack, Besitzerin eines Reiseveranstalters in Alaska und Organisatorin des Fluges, meinte, dass eine sehr bewegende Erfahrung gewesen sei, die Küste von Tschukotka von oben zu sehen. «Die Küste von Tschukotka zu sehen, zeigt einem, wie nahe wir tatsächlich einander sind», erklärt sie. Früher existierten engere und regelmässigere Kontakte zwischen den beiden Parteien und die Flugroute besitzt sogar eine eigene, von den amerikanischen und russischen Flugaufsichtsbehörden registrierte Bezeichnung. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die Nutzung verringert. Gemäss Wallack sind weniger Flugzeuge und grössere bürokratische Hürden auf beiden Seiten dafür verantwortlich, die sich durch die Eiszeit-Stimmung auf politischer Ebene entwickelt haben. «Wir sind so nahe beieinander und hatten einen wunderbaren Austausch über die Jahre entwickelt. Doch jetzt ist das weg und uns und die russischen Kollegen beunruhigt das,» erklärt sie weiter. Daher fordert sie ein ähnliches Konzept für die Region wie in St. Petersburg, wo Reisende aus Helsinki für 72 Stunden Visa-befreit einreisen und sich aufhalten können. Unterstützung für ihre Aktion und ihr Anliegen erhielt sie von den Bürgermeistern von Nome, Prowidenija und Nova Chaplino. Auch beim russischen Botschafter in den USA, Anatoly Antonov, ist sie vorstellig geworden. Auch für ihn sind die Verbindungen über die Beringstrasse sehr wichtig. «Ich bin sicher, dass wir im Falle von Problemen auf Bundesebene, unsere regionalen Verbindungen nutzen sollten», meinte er.

Die russische Seite der Beringstrasse ist von kleinen Orten wie Nova Chaplino gesäumte. Das ganze Gebiet ist eigentlich ein Nationalpark, der seit 2013 Bestand hat. Doch einen wissenschaftlichen Austausch gibt es praktisch nicht, zum Leidwesen der Forscher. Bild: Michael Wenger

Die Gruppe besuchte auch die Ortschaft Nova Chaplino, nördlich von Prowidenija gelegen. Hier trafen sie sich mit den Verwaltern des Beringia-Nationalparks, die ein grosses Interesse an Flugverbindungen haben. Denn so könnten Parkranger besser die verschiedenen Gebiete des über 30,000 Quadratkilometer grossen Parks erreichen. Auch auf wissenschaftlicher Seite sind die Verbindungen von grossem Interesse. Denn gerade in der gegenwärtigen Situation, in der unzählige tote Vögel und Meeressäuger auf der US-Seite entdeckt worden sind, wäre ein Abgleich der Daten unerlässlich. Fehlende Kommunikations- und Besuchsmöglichkeiten verhinderten jedoch Untersuchungen. Auch für die indigenen Familien, die auf beiden Seiten der Wasserstrasse leben, wären erleichterte Verbindungen wichtig. Denn die Bindungen zwischen Inuit-Familien ist traditionell sehr stark. «Die normalen Leute liebten es, was 1989 passiert war», erklärt Richard Beneville, Bürgermeister von Nome. Doch nun hätten die Verbindungen gestoppt und hätte eine Atmosphäre ähnlich des Kalten Krieges geschaffen, meint er. Eine Wiederaufnahme werde kein Zuckerschlecken, meint er abschliessend.

Die auf Ratmanova gelegene militärische Funk- und Radarstation existierte bereits zu Zeiten des Kalten Krieges. Hier waren sich die Erzfeinde UdSSR und USA so nahe, wie sonst nirgendwo auf der Welt. Nun hat Russland die Station wieder ausgebaut. Bild: Michael Wenger

Quelle: www.Russkiymir.ru / Yereth Rosen, Arctic Today

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