Tauwetter in der Arktis – eine tickende Zeitbombe | Polarjournal
Landverlust durch schmelzenden Permafrost. Ganze Gebäude werden zerstört.

Das Tauwetter in der Arktis weckt Hoffnungen auf einen Rohstoff-Boom. Jedoch ist die massive Freisetzung von Treibhausgasen infolge des Klimawandels eine tickende Zeitbombe mit schwerwiegenden wirtschaftlichen Konsequenzen. Forscher haben berechnet, welche Kosten der Klimawandel im hohen Norden verursachen könnte.

In der Ostsibirischen Stadt Cherky ist durch auftauenden Permafrost ein Wohnhaus eingestürzt.

Für Rohstoffmanager ist die Arktis ein attraktives Ziel, unter anderem wegen der dort verborgenen Öl- und Gasvorkommen. Die Versicherungsfirma Lloyd’s of London schätzt, dass in den kommenden zehn Jahren im hohen Norden über 100 Milliarden Dollar investiert werden. Kurzfristig bietet die Erwärmung der Arktis zweifellos auch wirtschaftliche Vorteile. Jetzt aber warnen Forscher, dass den wirtschaftlichen Vorteilen durch besser zugängliche Rohstoffe weltweit immense Kosten durch den Klimawandel in der Arktis gegenüberstehen. Forscher der Universität Cambridge haben nun eine Untersuchung zu den wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels veröffentlicht. Der Schaden für die Weltwirtschaft wird auf 60 Billionen Dollar geschätzt. Der Grossteil der Summe wird noch in diesem Jahrhundert fällig.

Die Grafik zeigt deutlich wie sich die Oberfläche durch schmelzenden Untergrund verhält.

«Das Klima in der Arktis verändert sich schneller, als die bisherigen wissenschaftlichen Modelle vorhergesagt haben», meint Chris Hope von der Cambridge-Universität und einer der Autoren der Studie. «Mit unserer Studie möchten wir darauf aufmerksam machen». Die Forscher gehen davon aus, dass bis 2035 die Menge von 50 Gigatonnen Methan freigesetzt wird. Besonders gefährdet ist Russland, dessen Territorium zu zwei Dritteln aus Permafrostböden besteht. Die hinter dem Polarkreis liegende Stadt Dudinka könnte in den nächsten Jahren im Schlamm versinken. Bei ungewöhnlichen Sommertemperaturen von bis zu 30 Grad schmilzt der Permafrostboden weg. 69 Prozent des russischen Territoriums liegt in der Permafrost-Zone und diese tauen bis zu einer Tiefe von 3,5 Metern auf. Der Norden Russlands verwandelt sich allmählich in einen Sumpf. Experten sind sich einig, dass die globale Erwärmung nicht zu stoppen ist. Laut einem Bericht des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) soll sich das Klima in den nächsten 20 Jahren auch ohne die gefährliche Entstehung von Treibhausgasen erwärmen. Bereits jetzt seien 40 Prozent der Infrastrukturobjekte auf Permafrostböden baufällig, so der WWF-Chef in Russland, Igor Tschestin.

Deformierte Eisenbahnschienen bei einer in der russischen Tundra auf Permafrostboden verlegten Eisenbahnlinie.

Heiner Kubny, PolarJournal

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