Die MOSAiC Expedition – 1 Jahr eingefroren im Eis | Polarjournal
In den Wintermonaten 2019/20 wird die «Polarstern» in der Polarnacht, bei absoluter Dunkelheit durch die Arktis driften. (Foto: AWI, Stefan Hendricks)

Der Forschungseisbrecher «Polarstern» lag bis Mitte August 2019 in der Bremerhavener Lloyd Werft. Dort fanden einerseits routinemäßige Wartungs- und Reparaturarbeiten statt. Andererseits wurden Schutzmaßnahmen für die anstehende Überwinterung in der Arktis ergriffen, wie zum Beispiel der Einbau einer neuen Tankheizung.

AWI-Meereisphysiker arbeiten auch bei auffrischendem Wind und zunehmender Schneedrift auf dem Meereis. (Foto: AWI, Stefan Hendricks)

Im Winterhalbjahr ist das arktische Meereis zu dick, um von Forschungseisbrechern durchbrochen werden zu können. Daten aus der Zentralarktis fehlen daher insbesondere im Winterhalbjahr nahezu vollständig. Das Vorbild der MOSAiC-Expedition zur Erreichung der Zentralarktis im Winter ist die Fridtjof Nansens Expedition mit dem hölzernen Forschungsschiff «Fram» in den Jahren 1893–1896. Diese hatte die Möglichkeit aufgezeigt, ein Schiff fest eingefroren in das Meereis der zentralen Arktis über die Polarkalotte driften zu lassen. Es wurde allein durch die natürliche Drift des Eises in der Transpolardrift angetrieben. Während Nansen dieses grundsätzliche Konzept zeigen konnte, waren wissenschaftlichen Messungen zu dieser Zeit noch sehr eingeschränkt. MOSAiC wiederholt die Drift der «Fram» nun erstmals mit einem modernen Forschungseisbrecher, welcher mit umfangreichem modernstem wissenschaftlichem Instrumentarium zur Untersuchung komplexer Klimaprozesse ausgestattet sein wird.

Die Fram-Expedition unter der Leitung des norwegischen Polarforschers Fridtjof Nansen war eine Forschungsreise in die Arktis mit dem Ziel, den geographischen Nordpol mithilfe der natürlichen Eisdrift im Arktischen Ozean zu erreichen. (Foto: Fram Museum, Oslo)

Das Rückgrat von MOSAiC wird die ganzjährige Drift der «Polarstern» durch die zentrale Arktis sein. Die «Polarstern» wird dazu am 20. September 2019 im norwegischen Hafen Tromsø zusammen mit dem russischen Eisbrecher «Akademik Fedorov» aufbrechen, entlang der sibirischen Küste nach Osten fahren und bei etwa 120o Ost Kurs auf Nord nehmen und in das zentrale arktische Meereis herein brechen, was zu dieser Jahreszeit noch möglich ist. Bei etwa 85o Nord werden die Maschinen der «Polarstern» abgestellt und das Schiff lässt sich fest in das Meereis einfrieren. Neben dem Schiff wird ein umfangreiches Forschungscamp auf dem Meereis errichtet. Die «Akademik Fedorov» erstellt zeitgleich in einem Abstand von bis zu 50 km ein Netzwerk von Beobachtungsstationen auf dem Eis. Dieses Stationsnetzwerk besteht aus autonomen und ferngesteuerten Instrumenten, welche mit Hilfe von Helikoptern regelmäßig von der «Polarstern» aus angeflogen werden.

Bei etwa 85o Nord werden die Maschinen der «Polarstern» abgestellt und das Schiff lässt sich fest in das Meereis einfrieren und erst im Sommer 2020 wieder frei sein.

Nach einer letzten Übergabe von Treibstoff fährt die «Akademik Fedorov» Ende Oktober zurück nach Tromsø. Die «Polarstern» driftet nun mit der natürlichen Eisdrift mit dem umliegenden Netzwerk an Forschungsstationen über den Nordpolbereich, wird ein Jahr später die Framstraße erreichen, dort das Eis wieder verlassen und Mitte Oktober 2020 in Bremerhaven einlaufen. Anfänglich und ab Sommer 2020 werden die Eisbedingungen noch eine Versorgung und Austausch von Expeditionsteilnehmern durch die MOSAiC-Partnereisbrecher erlauben. Während der Phase Mitte Februar bis Mitte Juni wird das Meereis einen Vorstoß von Versorgungseisbrechern jedoch nicht erlauben.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in oft unzugänglichen, eisbedeckten Gebieten der Arktis und Antarktis. Der Einsatz von Forschungsflugzeugen ist hier unverzichtbar. Aktuell sind Polar 5 und Polar 6 für das AWI im Einsatz. (Foto: AWI)

Während des Zeitraums März/April 2020 werden die deutschen Forschungsflugzeuge Polar 5 und Polar 6 auf einer neben dem Schiff auf dem Meereis errichteten Landebahn landen, betankt und werden die Messungen der Expedition großräumig ergänzen. Die Meereislandebahn wird auch für die Lieferung von Versorgungsgütern und den Austausch von Expeditionsteilnehmern genutzt werden.

Für Notfalloperationen werden Langstreckenhelikopter in Flügen über eigens ausgebrachte Treibstoffdepots auf den nördlichsten sibirischen Inseln phasenweise in der Lage sein, die «Polarstern» während der Expedition zu erreichen.

Quelle: Alfred Wegener Institut

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