Die Flugindustrie ist weltweit in negative Schlagzeilen geraten aufgrund der Umweltbelastungen, die durch Flüge entstehen. Doch Flugzeuge werden auch in der Forschung sehr häufig verwendet, um grosse Flächen überwachen zu können und viele Daten in kurzer Zeit zu sammeln. Die Firma Lufttransport in Longyearbyen möchte nun Passagierflüge und Umweltbeobachtungen miteinander kombinieren. Bisher war die Firma vor allem für die Kurzstreckenflüge nach Ny Ålesund und die Kohlenmine Svea verantwortlich. Die Testphase für das Projekt neigt sich dem Ende zu und Resultate sind vielversprechend.
Eine der zwei von Lufttransport betriebenen Dornier 228-NG Maschinen, die eine Kapazität von 16 – 19 Passagieren haben, wurde vom Norwegischen Forschungszentrum AS (NORCE) im Verlauf der Testserie seit dem 29. August 2019 mit verschiedenen Messsystemen und Sensoren ausgerüstet, die danach bei regulären Passagierflügen ab Longyearbyen getestet worden sind. Die technische Ausrüstung wurde von Technikern der NORCE in Tromsø eingebaut. Gemäss NORCE können vielfältige System eingebaut werden, je nach Aufgabe. Diese können Eisüberwachung und -aufnahmen, Such- und Rettungsaktionen, die Entdeckung von Plastikverschmutzung an den Stränden oder Ölverschmutzungen umfassen. Geir Arne Sørensen, der Regionaldirektor von Lufttransport auf Svalbard erklärt: «Die Ausrüstung, die jetzt angebracht werden kann, kann ersetzt werden. Wir können uns auf den Kunden entsprechend einstellen.»
Lufttransport musste nach der Ankündigung von Store Norske, die Kohlenmine Sveagruva zu schliessen, nach neuen Möglichkeiten und Ideen für die Einnahmengenerierung suchen. Denn in drei Jahren enden die Versorgungsflüge nach Svea und damit auch eine der Haupteinnahmequellen der Firma auf Svalbard. Zwar ist Lufttransport auf dem Festland auch für andere Flugrouten und Flugservices wie Evakuierungen und Material- und Menschentransporte zuständig. Doch auf Svalbard läuft alles etwas anders. «Um unseren Betrieb auf Svalbard zu sichern, mussten wir ein neues Standbein finden. Tourismus und Forschung sind Geschäftsbereiche, auf die sich die norwegische Regierung konzentrieren möchte, wenn es um Svalbard geht und die Arktis ist ja im Aufwind», meint Sørensen. «Wir haben gesehen, dass eine Möglichkeit für uns die Forschung sein könnte und waren sehr proaktiv bei der Entwicklung von Ideen. Wir haben unsere Hände nicht einfach in die Taschen gesteckt», sagt der Direktor weiter.
Die Finanzierung des Projektes wurde zwar zur Hälfte von der Regionalverwaltung Troms übernommen. Doch der ganze Rest war in Eigenregie von Lufttransport in Form von Arbeitskraft investiert worden. Das Projekt und die wissenschaftliche Begleitung wird vom NORCE durchgeführt. Projektleiter Agnar Sivertsen war von Anfang an dabei begeistert und nach dem ersten Testflug Ende August, bei dem hochauflösendes Kameramaterial verwendet worden war, vom Erfolg komplett überzeugt. Das Flugzeug wurde neben den Kameras auch neues, verbessertes Funkmaterial und ein Schiffspositionsmeldegerät AIS eingebaut. Das Breitbandfunkgerät und das AIS-Gerät ist dasselbe, welches auch von der norwegischen Küstenwache verwendet wird. Dadurch sollen in Echtzeit Daten bei Such- und Rettungsmissionen ausgetauscht werden können und Internetservices angeboten werden können. «Unser Flugzeug steht auf Svalbard und wir können schnell grosse Gebiete abdecken. So wollen wir einen Service in schwierigen Situationen anbieten können, wo wir rasch zu Unfallstellen gelangen können und an das Operationszentrum wichtige Daten weiterleiten können. Natürlich ersetzen wir nicht die Küstenwache und die Hubschrauber damit», erklärt Sørensen. Auch im Forschungsbereich kann das Flugzeug wertvolle Dienste leisten. Dazu sagt Agnar Sivertsen: «Heutzutage können die Satelliten sehr viel aufnehmen und wichtige Informationen liefern. Doch sobald die Wolkendecke niedrig ist, liegt das nicht mehr drin. Die Dornier 228-NG kann tief fliegen und dort Informationen aufzeichnen, wo es die Satelliten nicht mehr schaffen.» Die Ankündigung des Projektes in der Forschungsgemeinschaft durch NORCE stiess schon auf viel positive Resonanz. Sørensen ist optimistisch, dass, wenn die Testphase abgeschlossen ist, die Anfragen eintrudeln werden.
Quelle: Norwegian Research Center AS / Svalbardposten