Mirny – Erste sowjetische Forschungsstation in der Antarktis | Polarjournal
Insgesamt wurden zur Errichtung der Station «Mirny» 8.500 Tonnen Expeditions- und Baumaterial in die Antarktis gebracht.

In Vorbereitung des Internationalen Geophysikalischen Jahres führte die Sowjetunion 1955-1956 ihre erste Antarktis-Expedition durch. Am 30.11.1955 verliess das Dieselelektroschiff «OB» unter Kapitän Iwan Han den Hafen von Kaliningrad. An Bord befand sich die erste Expeditionsgruppe mit dem Expeditionsleiter Dr. M. Somow. Zwei Wochen später, am 15.12.1955, folgte das zweite Schiff, das Dieselelektroschiff «LENA» unter Kapitän Alexander Wetrow. Diese beiden eisverstärkten Schiffe wurden 1954 nach sowjetischen Plänen in den Niederlanden gebaut.

Der Start zur Fahrt in die Antarktis erfolgte 30. November 1955. Nach etwas mehr als 6 Wochen erreichte die «OB» Ihr Ziel.

Ihr Rumpf ist nach dem Prinzip des Eisbrechers gebaut und weist eine erhöhte Festigkeit auf. Bei voller Ladung beträgt die Wasserverdrängung 12.500 Tonnen. In vier Laderäumen können bis zu 8.000 Tonnen Güter transportiert werden. Die Fahrtroute der Expeditionsschiffe war die Ostsee – Nord-Ostseekanal – Ärmelkanal – Atlantik – Kapstadt – Ostantarktis.  Am 5.1.1956 trifft die «OB» in der Antarktis ein. Es war vorgesehen, im Bereich der Depotbucht an Land zu gehen. Die ersten Erkundungen ergaben, dass die Eisverhältnisse in dieser Bucht keine Stationsgründung zuliessen. Im Bereich der Haswell-Insel wurde einige Tage später durch Lufterkundung eine Stelle bei 66° 33′ Süd und 93° 01′ Ost gefunden, wo anstehendes Gestein das Küsteneis durchbrochen hatte.

Die eisverstärkten Schiffe «Lena» und «OB» unterwegs in die Antarktis.

Das Dieselelektroschiff «LENA» traf am 20.1.1956 im Bereich der aufzubauenden Station «MIRNY» ein. Die Entladearbeiten sind anfangs durch ungünstige Eisverhältnisse erschwert, bevor die Schiffe direkt an der Eisbarriere von Mirny entladen werden können. Neben den Entladearbeiten beginnt der Aufbau der Station Mirny. Etwa 250 Menschen waren mit den Aufbauarbeiten beschäftigt. Neben den Bauleuten halfen die Matrosen der Schiffe und die Wissenschaftler der Expedition. Als erstes Gebäude entstand die Funkstation. Bereits am 25.1.1956 wurde Funkverbindung mit der australischen Nachbarstation Mawson aufgenommen und der regelmässige Austausch von meteorologischen Daten vereinbart.

Die Funkstation auf «MIRNY» wurde am 25. Januar 1956 in Betrieb genommen.

Am 30.1.1956 läuft die «MV KISTA DAN» ein Versorgungsschiff der australischen Antarktis-Expedition, die sowjetische Station an. Mit dem Direktor der australischen Antarktisabteilung im Aussenministerium und Leiter der Australischen Nationalen Antarktis-Expedition Philipp G. Law wurden Einzelheiten der weiteren Zusammenarbeit bei den Expeditionen besprochen.

Die «MV KISTA DAN» spielte eine wichtige Rolle bei der Versorgung von Antarktis-Stationen. Das von J. Lauritzen Lines 1952 in Dänemark gebaute dieselbetriebene Motorschiff und die Rumpfform der «KISTA DAN» waren in der Lage, unter schwierigen Eisbedingungen zu navigieren.

Das «Kühlschiff Nr. 7» traf am 8.2.1956 auf der Reede von Mirny ein. Es brachte 2.000 Tonnen Lebensmittel. Alle drei Schiffe hatten insgesamt 8.500 Tonnen Expeditionsgüter in die Antarktis transportiert. Darunter vier Flugzeuge und zwei Hubschrauber. Eine Woche später, am 14.2.1956 erfolgte das hissen der Flagge. Die Station Mirny war damit offiziell eröffnet. Am 24.2.1956 flogen der Expeditionsleiter, M M Somow, und der bekannte Polarflieger Tscherwitschny zum magnetischen Pol, wo später eine sowjetische Station entstehen sollte.

Als erstes wurden feste Unterkünfte und Lagergebäude errichtet. Für die Bauarbeiten standen etwa 250 Bauarbeiter, Matrosen und Wissenschaftler zur Verfügung.

Der Eisbrecher «OB» verliess am 23.2.1956 die Station Mirny zu einer umfangreichen Meeresexpedition durch die antarktischen Gewässer. 49 Wissenschaftler arbeiteten in neun wissenschaftlichen Gruppen an Problemen der Aerometerologie, Hydrologie, Meeresgeologie, Biologie, Geophysik, Geochemie und Ozeanologie. Der Eisbrecher «OB» bewegte sich im Zickzack-Kurs entlang der ostantarktischen Küste. Bis zu den Balleny-Inseln wurden 53 ozeanographische Messungen durchgeführt. Am 3.4.1956 wurde vor der Macquarie-Insel geankert und die dortige australische Forschungsstation besucht.

Dieses Foto entstand bei der ersten russischen Expedition im Jahr 1955 in die Antarktis. Gleichzeitig haben sie dort die «Mirny-Station» gebaut. Es scheint, dass Pinguine Interesse für die Fremden bekundeten.

Die australischen Polarforscher unter ihrem Leiter Jan Adams waren über den Besuch ihrer sowjetischen Kollegen sehr erfreut. Die Forschungsfahrt ging bis nach Neuseeland weiter, wo in Wellington an Land gegangen wurde. Anschliessend wurde Adelaide in Australien angelaufen. Von dort ging es wieder in Richtung Antarktis quer durch den südlichen Indischen Ozean bis zur Eisgrenze. Dort kam es zu einer letzten Postübernahme, die durch ein Flugzeug von Mirny zur «OB» geflogen wurde. Am 20.5.1956 wurde die französische Forschungsstation auf den Kerguelen besucht. Quer durch den Indischen Ozean legten die sowjetischen Meereswissenschaftler auf der «OB» eine Messreihe, die bis zum Eingang des Roten Meeres ausgedehnt wurde. Im Golf von Aden wurde die letzte ozeanographische Vermessung, die 150-ste niedergebracht. Die «LENA» begann am 17.3.1956 seine Rückfahrt. Mit ihr kehrten die Bauarbeiter in die Heimat zurück.

Erster Stationsleiter von Mirny war Ch. Greku und stellvertretender Expeditionsleiter W. Golube. Während der ersten Expedition wurden 604 Radiosonden gestartet. Die Flugzeuge waren 1500 Flugstunden in der Luft und legten dabei etwa 340’000 km zurück. Das entspricht der Stecke zwischen Erde und Mond.

Quelle: www.antarktis.ch

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