Im vergangenen Frühling kam es in der Expeditionsreisebranche zu einem kleinen Erdbeben, als das kanadische Unternehmen One Ocean zwei seiner drei Expeditionsschiffe verlor. Die unter russischer Flagge fahrenden Schiffe «Akademik Ioffe» und «Akademik Sergey Vavilov» wurden von den Besitzern zurück nach Kaliningrad beordert und der Vertrag mit der Gesellschaft gebrochen. Dies brachte die kanadische Firma in Schwierigkeiten, sowohl logistisch wie auch finanziell. Während nun die Antarktis-Saison beginnt, musste One Ocean seine erste geplante Tour mit der RCGS Resolute abbrechen und die Gäste zurück nach Buenos Aires bringen.
Das Schiff hätte eigentlich, von Ushuaia aus, eine erste Reise direkt nach Südgeorgien beginnen sollen und mit den Gästen eine Woche die Insel erkunden. Jedoch wurden die Gäste kurzfristig informiert, statt in Ushuaia bereits in Buenos Aires einzusteigen und von dort aus in See zu stechen. Das Schiff fuhr jedoch gemäss Einträgen in sozialen Medienkanälen von Angehörigen von Gästen nach Puerto Madryn und stoppte dort. Die Augenzeugen berichten, dass man ihnen dann dort gesagt hätte, dass das Schiff nicht genügend Treibstoff habe, um die Reise fortzuführen und man deshalb nach Buenos Aires zurückkehre. Dort liegt das Schiff nun im Hafen in der Nähe von Puerto Madero am Kai festgemacht und die Gäste müssen die Heimreise antreten. Von Seiten des Unternehmens wurden bisher keine Informationen dazu gegeben.
Doch bereits gestern hatte One Ocean Geschäftsführer Andrew Prossin ein Statement auf der Facebookseite des Unternehmens veröffentlicht, in welchem er von schwierigen Zeiten für die Firma geschrieben hatte und dass sich die Firma in einer Restrukturierungsphase befinden würde. Er entschuldigte sich bei den Gästen und den Partnern und bat um Geduld für weitere Restrukturierungsmassnahmen. Die Schuld gab er dem Vorfall im Frühling dieses Jahres, als die Gesellschaft auf einen Schlag zwei ihrer drei Schiffe verloren hatte. Damit entstand gemäss Prossin schwerer Schaden und «wir (die Firma) litt sehr stark in diesem Jahr». Der Beitrag wurde mehrfach kommentiert und geteilt, unter anderem auch von Mitgliedern der Expeditionsteams, die sich über ausstehende Lohnzahlungen, mangelnde Informationen und schlechte Geschäftsführung beklagt hatten. Mittlerweile wurden diese Beiträge alle gelöscht, lediglich die Mitleidsbekundungen und Gedanken von Gästen blieben erhalten.
Auch am Geschäftssitz der Firma blieben die Telefone still und die Fenster dunkel, wie die lokale Zeitung «The Squamish Chief» berichtete. Anfragen für ein Statement der Firma blieben unbeantwortet. All dies deutet darauf hin, dass sich One Ocean in mehr als nur einem «heftigen Sturm in der Drake Passage» befindet. Die ist umso tragischer, wenn man bedenkt, dass die Firma Meilensteine im Bereich des Expeditionstourimus und in der Zusammenarbeit mit der Forschung gesetzt hatte. Besonders hervorgetan hatte sich das Unternehmen bei der logistischen Unterstützung auf der Suche nach den beiden Franklin-Expeditionsschiffen Terror und Erebus. An deren Entdeckung waren Schiffe der Gesellschaft massgeblich beteiligt.
Quelle: One Ocean Facebook / The Squamish Chief