Einreise nach Franz Josef Land soll vereinfacht werden | Polarjournal
Das Kap Tegetthoff auf der Hall-Insel gilt als Wahrzeichen von Franz Josef Land.  Hier wurde offiziell am 30. August 1873 als erste Insel des Archipels durch die Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition unter Leitung von Julius Payer und Carl Weyprecht entdeckt. (Foto: Heiner Kubny)

Der Leiter des Russischen Arktischen Nationalparks fordert ein visumfreies Regime im Franz-Josef-Land. Alexander Kirilov glaubt, dass der Park ein großes touristisches Potenzial hat und könnte eine visafreie Einreise nach Franz-Josef-Land arktische Touristen von aktuellen Hotspots wie Spitzbergen weglocken.

Die Inselgruppe Franz Josef Land besteht aus 191 Inseln mit einer Gesamtfläche von 16.090 km². Der nördlichste Punkt Franz-Josef-Lands ist nur noch ca. 900 km vom geographischen Nordpol entfernt. (Bild: Wikipedia)

Heute wählen Touristen Island oder Spitzbergen, um arktische Erlebnisse zu erfahren. Wenn jedoch im Franz-Josef-Land eine spezielle Zollkontrollzone eingerichtet wird, können sich die Menschen dafür entscheiden, diese Zone zu besuchen. Das ist laut Alexander Kirilov, Direktor des Russian Arctic National Park möglich. Dazu sollte ein großer Park, der Franz Josef Land und Teile des nahe gelegenen Archipels Novaya Zemlya umfassen eingerichtet werden. Laut Kirilov behindert die derzeitige Logistik in der Region die Entwicklung.

Alexander Kirilov, Direktor des Russian Arctic National Park möchte die Einreise nach Franz Josef Land vereinfachen. (Bild: From personal archive)

„Die meisten Touristen würden gerne zu uns kommen, aber sie haben logistische Probleme“, sagt er und erklärt, dass Kreuzfahrtschiffe heute nach Murmansk fahren müssen, um die Zollabfertigung zu arrangieren, bevor sie zum arktischen Archipel weiterfahren können. Das bedeutet drei zusätzliche Seetage.

„Wir haben lange über die Notwendigkeit gesprochen, einen Sicherheitskontrollpunkt zu eröffnen, der es uns ermöglichen würde, vorübergehend Ausländer zum Überqueren der russischen Grenze zuzulassen“, unterstreicht er und fügt hinzu, dass dies auf viele Tausende Kreuzfahrttouristen abzielen würde, die derzeit den norwegischen Archipel von Svalbard besuchen.

Der Kontrollpunkt könnte auf der Alexander Insel, der größten Insel in Franz-Josef-Land, eingerichtet werden, schlägt Kirilov in einer Pressemitteilung des Ministeriums für natürliche Ressourcen vor.

Am 29. August 1929 eröffnete die Sowjetunion die Polarstation «Buchta Tichaja», die erste Forschungsstation auf Franz-Josef-Land. Sie hatte zeitweise eine Besatzungsstärke von bis zu 50 Personen. Seit der Schließung der Polarstation im Jahre 1959 ist die Insel nicht mehr permanent bewohnt. Seit einigen Jahren wurde vor Ort ein Visitor-Center für die wenigen vorbeikommenden Touristen eingerichtet. (Foto: Heiner Kubny)

Der arktische Tourismus ist auf dem Vormarsch und eine wachsende Zahl von Menschen blickt auf die schneebedeckten Gebiete des Nordens. In den letzten Jahren hat die Zahl der Kreuzfahrtschiffe, die Spitzbergen besuchen, explosionsartig zugenommen. Nur wenige der Schiffe dürfen heute die Gewässer zum benachbarten russischen Archipel Franz Josef Land überqueren. Zu den Unternehmen, die Kreuzfahrten von Longyearbyen in Spitzbergen nach Franz Josef Land anbieten, gehört «Poseidon Expeditions».

Im August 2019 wollte die Kreuzfahrtgesellschaft «Hurtigruten» über Murmansk nach Franz Josef Land fahren. Diese Reise wurde jedoch in letzter Minute abgesagt, angeblich, weil es in der Gegend eine russische Militärübung gab.

Auf Champ Island sind eine geologische Besonderheit die zahlreichen Konkretionen. Steine, die sich jeweils um ein zentrales Fossil gebildet haben. Man findet sie besonders an den Kaps der Südküste. Sie stammen aus dem Obertrias, vor 252,2 bis etwa 201,3 Millionen Jahre und sind oft von perfekter Kugelform mit bis zu drei Metern Durchmesser. (Foto: Heiner Kubny)

Neue Arktisstrategie

Kirilov schlägt vor, die visumfreie Einreise nach Franz-Josef-Land als vorrangigen Punkt in eine neue Entwicklungsstrategie für die russische Arktis aufzunehmen. Er nahm kürzlich zusammen mit anderen wichtigen Akteuren der Arktis an einem Vorbereitungstreffen in Archangelsk teil. Er möchte auch, dass sein Nationalpark erweitert wird und die Victoria-Insel umfasst, ein 10,8 Quadratkilometer großes Stück Land zwischen Franz Josef Land und Spitzbergen, so das Ministerium für natürliche Ressourcen.

Die neue russische Strategie sieht vor, den Zeitraum bis zum Jahr 2035 abzudecken, und die Regierung hat einen Brainstorming-Prozess unter Experten eingeleitet. Laut dem russischen Ministerium für natürliche Ressourcen waren sich alle Teilnehmer des Treffens in Archangelsk einig, dass die Entwicklung der Arktis anthropozentrisch sein muss, dass Menschen und menschliche Interessen an erster Stelle stehen müssen.

Heiner Kubny, PolarJournal

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