Abgeschnitten auf einer arktischen Insel trotzten die letzten Mammuts dem sich erwärmenden Weltklima. Isolation, Blitzeis oder der Mensch waren mögliche Gründe für das abrupte Aussterben der letzten Mammuts vor 4000 Jahren. Eine neue Studie untersucht, was am Ende das ganz abrupte Aussterben verursacht haben könnte.
Die letzten Mammuts lebten abgeschieden auf der 7600 Quadratkilometer großen Wrangel-Insel im Arktischen Ozean, die heute zu Russland gehört. Bis vor etwa 4000 Jahren war dies die Heimat der letzten Mammuts. Die Isolation bewahrte sie erst vor dem Tod und besiegelte dann trotzdem die rasche Auslöschung der ganzen Art, wie ein internationales Forscherteam herausfand.
Nach Einschätzung der Wissenschaftler sind die Mammuts auf der Insel 150 Kilometer nördlich der sibirischen Küste nicht wegen langfristiger Klimaveränderungen, sondern infolge eines plötzlichen Szenarios ausgestorben. Erbkrankheiten seien an dem schnellen Ende nicht schuld, „Ein extremes Wetterereignis könnte den etwa 300 letzten Giganten zum Verhängnis geworden sein. Beispielsweise gefrierender Regen, der das Gras und damit die Mammut-Nahrung bedeckte und damit die gesamte Art aussterben liess“, sagt der Paläobiologe Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment der Universität Tübingen.
Möglich ist auch, dass auf der Insel ankommende Menschen etwas mit dem Aussterben der riesigen Pflanzenfresser zu tun gehabt hätten. Bocherens zufolge deuten Knochenfunde darauf hin, dass Tiere und Menschen dort gleichzeitig gelebt haben könnten.
Mammuts haben sich während der vergangenen Eiszeit vor 100‘000 Jahren auf der nördlichen Halbkugel ausgebreitet. Infolge der Erderwärmung vor 15‘000 Jahren schrumpften ihre Lebensräume, zudem hat der Mensch die Tiere gejagt. Die Mamuts starben aus noch nicht ganz geklärten Gründen aus – nur auf der Wrangel Insel überlebte eine Kolonie zunächst. Der steigende Meeresspiegel schottete die Insel vom Festland ab.
Die Wissenschaftler von den Universitäten Helsinki und Tübingen sowie von der Russischen Akademie der Wissenschaften forschten nun nach den Ursachen und präsentierten ihre Ergebnisse im Fachblatt «Quaternary Science Reviews».
Dafür untersuchten sie die Isotope von Knochen und Zähnen der Mammuts. Diese verglichen sie mit solchen von früher ausgestorbenen Artgenossen aus Alaska und Sibirien. Bei den Exemplaren der Insel-Mammuts fanden sie keine Hinweise auf allmählich veränderte Umweltbedingungen oder Ernährung.
„Auf der Insel waren die Mammuts komplett isoliert und vor der Klimaveränderung geschützt“, sagt Bocherens. Dort sei es vorwiegend kalt und trocken geblieben, der Boden habe viele Gräser zum Fressen geboten. Doch mit nicht mehr als 300 Tieren war die letzte Mammut-Gruppe laut Bocherens auch so klein, dass ein plötzliches Ereignis sie komplett auslöschen konnte. Auf ein plötzliches Aussterben hatten zuvor auch Genanalysen der Mammutreste eines schwedisch-russischen Teams auf der Wrangel Insel hingedeutet.
Heiner Kubny, PolarJournal