Die Arktis und seine Bewohner sind durch den Klimawandel besonders stark bedroht. Die Kulturen der verschiedenen Inuitvölker bestehen in Einklang mit den polaren Gegebenheiten der Regionen und können durch die Erwärmung nicht weiter bestehen. Am diesjährigen Klimagipfel haben sich deshalb junge Inuit und Inuitführer aus verschiedenen Ländern an die Politiker gewandt und mehr Aktionen und weniger leere Worte gefordert.
Auch Dalee Sambo Dorough, die Vorsitzende des ICC, warnte im Vorfeld des Klimagipfels und verwies auf den von der UNEP, dem UN-Umweltprogramm, veröffentlichten Bericht. In diesem warnten die Wissenschaftler davor, dass beim gegenwärtigen Stand die Erde sich um 3°C bis zum Ende dieses Jahrhunderts erwärmen werde. «Unsere von Eis und Schnee bedeckte arktische Heimat durchlebt jetzt schon dramatische Veränderungen und Schmelze. Der Bericht der UNEP bestätigt, dass wir unsere gemeinsamen Ambitionen und Anstrengungen zur Reduktion von CO2 verstärken müssen. Wir müssen sofort Massnahmen ergreifen, um die verheerenden Auswirkungen, die der Mensch auf unseren Planeten hat, zu reduzieren und schliesslich zu beenden», erklärte sie vor der Abreise nach Madrid.
Auch einige junge Inuit werden am Klimagipfel teilnehmen und ihre Anliegen präsentieren. Dazu gehört auch Crystal Martin-Lapenskie, die Präsidentin des kanadischen National Inuit Youth Council. Obwohl zuerst unsicher, was sie am Gipfel erwarten würde, ist sie jetzt überzeugt, dass die Jugendlichen in der Arktis sich Gehör auf der internationalen Bühne verschaffen müssen. «Inuit haben immer wieder den Mächtigen von den Veränderungen in der Arktis erzählt, wurden aber nicht angehört. Ich hoffe, dass durch die Entdeckung der Schiffe der Franklin-Expedition traditionelles Wissen und mündliche Überlieferungen wieder verstanden werden und mit Respekt und Einfallsreichtum in westliche Studien eingebaut werden.» Weiter sagt sie, dass Inuit im harschesten Klima der Welt bisher gelebt und überlebt haben und weiterhin das tun werden. «Wir sind Experten in der Navigation und Experten für die Veränderungen die in unseren Gemeinden geschehen. Daher müssen wir auch die Verantwortlichen bei der Bekämpfung und Reduktion des Klimawandels», schreibt sie in einer E-Mail an Eye of the Arctic.
Für eine Gruppe von Jugendlichen aus dem kanadischen Tuktoyaktuk, einer knapp 900-Personen Gemeinde, wird der Besuch am Klimagipfel etwas Besonderes. Sie haben die Möglichkeit, ihren selbst-gedrehten Dokumentarfilm «Happening to us» zeigen können. Darin beschreiben die Filmemacher, wie der Klimawandel ihre Gemeinde als Ganzes und im Einzelnen beeinflusst. Carmen Kuptana, eine der jungen Filmemacher, meint: «Es war sehr bestärkend und grossartig, den Menschen zeigen zu können, was wir durchleben in unserer kleinen Gemeinde. Eine riesige kulturelle Vielfalt steht auf dem Spiel. Nicht nur in der Arktis, sondern überall und wir müssen das endlich einsehen.» Sie hofft, dass der Film die Zuschauer zum Nachdenken über die Klimawandeleffekte auf lokalen Ebenen anregt. Vielleicht hilft er auch, das Ziel des Gipfels zu erreichen, nämlich das Pariser Klimaabkommen endlich umzusetzen und nicht weiter Zeit zu verlieren. Zeit, die viele Gemeinden in der Arktis nicht mehr haben.
Quelle: Eilis Quinn, Eye of the Arctic / Inuit Circumpolar Council