Russland baut im Bereich Energie entlang seiner arktischen Küste auf Kernkraft. Neben den Atomeisbrechern betreibt Rosatomflot auch sein schwimmendes Kernkraftwerk in Pevek, 2 Unterwasserstationen und U-Boote, die allesamt auf Kernkraft beruhen. Um dem Problem der nuklearen Abfälle zuvor zu kommen, hat nun eine russische Firma den Auftrag erhalten, ein Schiff zu entwickeln, welches entlang der Nordostpassage fährt und die entstandenen Abfälle einsammelt und sicher und schnell nach Murmansk zur weiteren Entsorgung bringen kann.
Das vom Iceberg Central Design Bureau in St. Petersburg entwickelte Schiff soll knapp 158 Meter lang und 26 Meter breit sein, eine Verdrängung von 22,661 Tonnen aufweisen und bis zu 12 Knoten fahren können. Angetrieben wird das noch namenlose Multifunktionsschiff mit einem 9.2 Megawatt-Dieselkraftwerk. Gemäss den Angaben von Aleksandr Ryshkov, dem Chef der Entwicklerfirma, soll der Bau rund 5 Jahre dauern und ab nächstem Jahr beginnen. Geplant ist auch, dass das Schiff eigenständig seine Ladung im Hafen von Murmansk löschen kann, indem zwei grosse Kräne die Behälter mit radioaktiven Abfällen auf Sonderzüge verladen. Diese Züge sollen dann in Richtung Mayak im Südural aufbrechen, wo die Abfälle wiederaufbereitet werden sollen. Die Zvezda-Werft in St. Petersburg wird mit dem Bau des Schiffes beauftragt, gab CEO Ryshkov an. Finanziert wird das Projekt vom Industrie- und Handelsministerium. Zahlen dazu sind jedoch nicht bekannt.
Das Multifunktionsschiff soll entlang der Nordostpassage fahren und an den verschiedenen Standorten, an denen Nuklearabfälle entstehen, diese einsammeln und nach Murmansk transportieren. Zu den Standorten gehören zum Beispiel Pevek, wo das schwimmende Kraftwerk Akademik Lomonossow liegt und die Region mit Strom versorgt. Auch die Atomeisbrecherflotte wird von diesem Schiff bedient. Zurzeit besteht sie aus 4 Schiffen, die ähnlich wie die 50 Years of Victory sind und Leichwasserreaktoren des Typs KLT-40 besitzen. Doch auch die neuen, stärkeren Schiffe wie die Arktika, die Ural und die Sibir, die alle neue RITM-200-Reaktoren besitzen, werden ihre Abfälle an das neue Schiff übergeben. Insgesamt 39 nuklear-betriebene Schiffe und Installationen führt das Newsportal «The Independent Barents Observer» in ihrer 2019 erstellten Liste auf.
Bisher waren zwei ältere Schiffe für die Abnahme und Zwischenlagerung der radioaktiven Abfälle verantwortlich. Doch die beiden Schiffe sind schon seit längerem als nicht mehr sicher eingestuft worden. Normalerweise werden Nuklearabfälle nach der Entnahme für einige Jahre auf den Spezialschiffen gelagert, bevor sie auf die Schienen transferiert werden und in die Wiederaufbereitungsanlage Mayak gebracht werden. Gemäss der Konzeptzeichnung des ICDB soll das neue Schiff acht Lagerstätten für Abfälle enthalten. Über weitere Daten ist jedoch noch nichts bekannt.
Quelle: Thomas Nielsen, The Independent Barents Observer