Eisbären-Alarm in Russland. Dutzende hungrige Tiere streiften in der Nähe eines Dorfes auf der Tschuktschen-Halbinsel im äußersten Nordosten des Landes herum. Die Behörden haben die Freiwilligenpatrouillen mit Soldaten verstärkt und sollen die Situation nun im Griff haben. Schuld an der Eisbären-Invasion soll der Klimawandel sein.
Die Regierung der Tschuktschen-Halbinsel teilte letzte Woche mit, dass sich mehr als 50 Eisbären in der Nähe des Dorfes Ryrkaipij aufhielten, das an der Küste des Nordpolarmeeres unweit des Koschewnikow-Kaps liegt. Auf dem Kap befinde sich ein großer Sammelplatz der Walrosse. Die Eisbären hatten sich zuletzt von Kadavern verendeter Walrosse ernährt.
„Die Situation ist unter Kontrolle“, hieß es. „Die Tiere werden sich zu ihren traditionellen Jagdrevieren wieder zurückziehen, sobald das Meer zufriert“, hiess es laut einem Sprecher der Behörden
In Ryrkaipij wurden indes alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt. Neben Freiwilligen patrouillieren nun auch Polizei und Soldaten des Grenzschutzes durch die Gegend, um zu verhindern, dass die Tiere sich Menschen nähern, wie dies im Februar 2019 in einer Siedlung auf der Insel Nowaja Semlja der Fall gewesen war. Dort mussten die Behörden den Ausnahmezustand verhängen, weil teils aggressive Tiere in Häuser eindrangen.
Nach Angaben der Umweltorganisation WWF verhindern die ungewöhnlich warmen Temperaturen, die jetzt in der Region herrschen, dass die Eisbären wie üblich auf dem Eis nach Robben jagen. Laut dem WWF sind die Tiere unterernährt und wagen sich deshalb in die besiedelte Region.
In der Zwischenzeit hat sich die Situation etwas entschärft. Mehr als die Hälfte der Eisbären haben das Dorf Ryrkaipij wieder verlassen. Laut der Chefin der Patrouillen Tatjana Minenko habe es bis heute keine Zwischenfälle gegeben. Nach ihren Angaben wird das Eis vor der Küste immer dicker. Nur wenn es fest genug ist, können dort Eisbären auf Robbenjagd gehen.
Heiner Kubny, PolarJournal