Wissenschaftler fordern Jagdverbot auf Narwale in Ostgrönland | Polarjournal
Narwale (Monodon monoceros) – oft auch als Einhörner der Meere bezeichnet – sind berühmt für ihren langen Stoßzahn. Foto: Paul Nicklen/National Geographic Creative/WWF Canada

In den Gewässern vor Ostgrönland hat die Narwal-Population zwischen 2008 und 2018 um mehr als 70 Prozent abgenommen, laut dem aktuellen Bericht der North Atlantic Marine Mammal Commission (NAMMCO) – eine Organisation, die den Status der Meeressäuger im Nordatlantik überwacht. Die Wissenschaftler fordern daher, die Jagd auf die Tiere vorübergehend auszusetzen.

Um die Gründe für die abnehmende Population zu ermitteln, gründete die NAMMCO in 2018 die Working Group on Narwhal in East Greenland (NEGWG), die untersuchte, wie sich menschliche Aktivitäten und die globale Erwärmung auf die Arten in der Region auswirken. Die Untersuchung sollte zudem die Basis für Empfehlungen  sein, wie die Jagd dennoch weiterhin erlaubt bleiben kann.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Zahl der Narwale vor der Ostküste Grönlands abnimmt, weil die Tiere weiter nordwärts wandern, um den sich erwärmenden Gewässern und neuen konkurrierenden Arten zu entkommen sowie um Gebiete zu finden, in denen Meereis noch reichlich vorhanden ist. Zudem fällt der Rückgang der Population mit der Einrichtung einer Heilbuttfischerei in Ostgrönland zusammen. Vermutlich vertrieb der Lärm der Fischerboote viele der Narwale.
In dem Bericht wurde auch festgestellt, dass die Zahl der Jäger in Ostgrönland zwar gleich blieb, die Zahl der Jäger mit Booten jedoch gestiegen ist. Und es wurde die Sorge geäußert, dass nicht alle Fänge gemeldet werden. 

„Eine zunehmende Zahl von kleinen Booten mit Außenbordmotoren und eine Abnahme der Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung haben dazu geführt, dass sich die Verbreitung der Narwale verändert hat, so dass sie in einigen der früheren Jagdreviere nun selten sind“, so der Bericht.

Laut der Bewohner könnten auch andere Schiffstypen, wie zum Beispiel Kreuzfahrtschiffe, ebenfalls eine Rolle spielen. Sie bestätigten, dass sie jetzt an anderen Orten Narwale sehen, aber auch, dass ihre Anzahl insgesamt gleich geblieben sei.

Klimaveränderungen, Lärm von industriellen Aktivitäten und die Jagd führen zu dem starken Rückgang der Narwalpopulation in Ostgrönland. Foto: Kristin Laidre/NOAA

Die Wissenschaftler untersuchten auch die Auswirkungen von lauten Geräuschen auf die Narwale, wie sie beispielsweise bei der seismischen Exploration für die Ölindustrie oder durch die Schifffahrt entstehen. Sie stellten fest, dass die Narwale im Experiment versuchten, der Lärmquelle zu entkommen, entweder durch Schwimmen an die Oberfläche oder durch Verlassen des Gebiets, wobei die experimentellen Lärmquellen weniger laute Geräusche erzeugten als die industriellen Aktivitäten.

Die Empfehlung der NAMMCO, die Jagd vorübergehend zu verbieten, kam erst nach der Ankündigung der grönländischen Fischereibehörde im Oktober, die Fangquoten von ursprünglich 50 Narwalen um sechs weitere Tiere in 2019 zu erhöhen.

Als Reaktion auf den Bericht schlug die Fischereibehörde Anfang Dezember vor, die Quote für 2020 für die drei Bewirtschaftungsgebiete vor der Ostküste wieder auf 50 festzusetzen. Bis 2023 soll die Quote jedes Jahr um zehn Tiere reduziert werden und in einem Bewirtschaftungsgebiet wird die Jagd ab 2022 ganz eingestellt.

Quellen: Arctic Today, NAMMCO

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