Arktis oder Antarktis – wo ist es kälter? | Polarjournal
Tiefstwerte in der Antarktis. Die gelb markierten Werte der Jahre 2010 und 2013 wurden von der WMO jedoch nicht anerkannt. (Grafik: WMO)

Immer wieder kommt die Frage nach dem kältesten Ort der Erde. Ist es der Nord- oder Südpol. Im Süden ist es kälter als im Norden. Der unangefochtene Rekordhalter ist die Antarktis. Unvorstellbare -89,2 Grad Celsius zeigte das Thermometer am 21. Juli 1983 bei der russischen Antarktis-Station «Wostok»

Nordpol am 2. April 2011 bei einer Temperatur von -34 Grad Celsius. Das Bild entstand bei Filmaufnahmen für den Film «Nordpol-Eiscamp Barneo». (Foto: Heiner Kubny)

Den absoluten Tiefstwert konnten die Forscher in einer kleinen Senke in der östlichen Hochebene der Antarktis messen. Dort blieb das Quecksilber in der Polarnacht des 10. August 2010 bei exakt minus 93,2 Grad stehen, wie die Wissenschaftler berichteten. Offiziell von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) anerkannt ist der Rekord aber nicht. Denn die US-Forscher haben die Temperatur direkt auf dem Eis gemessen. Die WMO registriert aber nur Messungen der Luft. Dieser Rekord liegt noch immer bei minus 89,2 Grad Celsius, die am 23. Juli 1983 bei der Wostok-Forschungsstation in der Antarktis gemessen wurden.

In der auf 3.420 Meter über Meer gelegenen russischen Antarktis-Station Wostok wurden am 21. Juli 1983 minus 89,2 Grad Celsius, gemessen und gilt bis heute von der WMO als bestätigter Minus-Rekord.

Der Nordpol liegt auf Meereshöhe im eisbedeckten arktischen Ozean, der Südpol hingegen befindet sich rund 3000 Meter über Meer auf dem antarktischen Kontinent. Diese Höhenlage treibt die Temperaturen in der Südpolregion in die extremsten Werte auf unserem Planeten.

Noch ein weiterer Aspekt macht die Südpolregion zum Rekordhalter in Sachen Frost: Die Gletscher liegen hier auf dem Festland der Antarktis, während das Eis am Nordpol auf dem Wasser schwimmt. Das vergleichsweise warme Wasser unter- und umspült also den äussersten Norden. Der Arktische Ozean wirkt dadurch wie eine gigantische Wärmeflasche für den Nordpol. Hier setzen sich ausserdem gelegentlich mildere Luftmassen aus südlicheren Regionen durch. Im Sommer steigen die Werte dadurch sogar zeitweise über den Gefrierpunkt. Zudem liefert auch der in den hohen nördlichen Breiten des Atlantiks auslaufende Nordatlantik-Golfstrom noch Wärme. Die Dicke des Packeises am Nordpol misst deshalb gerade einmal rund drei Meter. In der Südpolregion ist der Eispanzer bis zu 4750 Meter dick. Mildere Luftmassen aus niedrigeren Breiten schaffen es praktisch nie, bis zum Südpol vorzudringen.

Oimjakon ist der kälteste bewohnte Ort der Erde und liegt im Osten von Russland. Die am Kältepol-Denkmal in Oimjakon angegebenen −71,2 Grad Celsius aus dem Jahre 1926 sind nicht anerkannt. Angeblich wurde der Wert nicht gemessen, sondern von einem Akademie-Mitglied hochgerechnet.

Oimjakon kältester bewohnter Ort

Omjakon liegt im Nordosten Sibiriens und gilt als kältester, dauerhaft bewohnter Ort der Erde. In der kleinen Siedlung wohnen 460 Menschen. Am 5. und 7. Februar 1892 wurden in der Wetterstation Oimjakon -67,8 Grad Celsius gemessen, damit ist Oimjakon der «Kältepol aller bewohnten Gebiete der Erde» Das umliegende Hochland liegt durchschnittlich 700 Meter über Meer. Es ist nach Süden, Westen und Osten durch Gebirgszüge abgeschirmt. Dadurch können keine milden Luftmassen einströmen. Im Sommer sorgt das Kontinentalklima hingegen im Durchschnitt für Temperaturen von etwas über 20 Grad plus. Am 28. Juli 2010 wurde mit plus 34,6 Grad Celsius ein neues Temperaturmaximum gemessen, auch das ist möglich.

Heiner Kubny, PolarJournal

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