Mammut-Elfenbein aus Permafrostboden für China | Polarjournal
Dieser makellose Mammutstoßzahn, der seit Tausenden von Jahren in einem sibirischen Flussbett gefroren war, ist ein finanzieller Segen für den Jäger, der ihn gefunden hat. Dieses Prachtexemplar hat einen geschätzten Wert von bis zu 60.000 Euro. (Foto: Evgenia Arbugaeva)

Seit 1989 ist der Handel mit Elefantenelfenbein strikte verboten. Das macht die Suche nach fossilem Elfenbein zum lukrativen Geschäft. In der Wildnis Russlands liegt ein Schatz verborgen. Millionen Mammutstoßzähne sind im Permafrost konserviert. Die Suche nach dem Elfenbein ist gefährlich, aber die Männer verdienen ihr Geld unter härtesten Bedingungen und der Verkauf ist extrem lukrativ.

Es taut in der Arktis. Zur Freude der Elfenbeinsammler, denn nun schauen die Mammutstosszähne aus dem Permafrostboden. (Foto: Evgenia Arbugaeva)

Hunderte Männer streifen durch die Tundra und Permafrost-Gebiete Sibiriens, auf der Suche nach Überresten der längst ausgestorbenen Mammuts. Denn für die Stoßzähne der Riesen werden hohe Preise bezahlt. Meist gehen die Funde vor allem nach China.

Seit die meisten Bergwerke und Fabriken aus der Sowjetära geschlossen wurden gibt es kaum noch Arbeit für die Einwohner im Nordosten Russlands. Wer Arbeit findet, muss sich mit einem Durchschnittsgehalt von meist unter 500 Euro zufriedengeben. Mammutstoßzähne sind da eine Hoffnung für die Region und ihre Funde ein lukratives Geschäft. Zehntausende Euro kann ein einzelnes Exemplar schon mal wert sein.

Auf dem Lagerplatz begutachten die Männer ihre Funde, bevor diese zum Verkauf abtransportiert werden. (Foto: Evgenia Arbugaeva)

Die letzten Mammuts starben bereits vor über 10.000 Jahren aus. Gewöhnlich zerfallen Knochen und Stoßzähne schon nach kurzer Zeit. Die Kälte Sibiriens konservierte die Überreste der Tiere für Tausende Jahre und dies bis heute. Unter der Bevölkerung von Jakutien hat es sich herumgesprochen, welches Vermögen im Permafrostboden ihres Landes liegt. Jedes Jahr steigt die Zahl der Männer, die das prähistorische Material finden wollen.

Die Suche in der langsam auftauenden Permafrostböden Nordsibiriens ist teuer und mühselig. Fünf Monate dauert die Saison, während deren die Elfenbeingräber ihrer Arbeit nachgehen können, für den Rest des Jahres liegen die Stosszähne der Wollhaarmammuts in Schnee und Eis verborgen. Wie der Elfenbeingräber Alexander Popow sagte, kostet eine achtwöchige Suchexpedition für Gerät, Benzin, Lebensmittel und Ersatzteile umgerechnet mindestens 7.000 Euro. Im Winter transportieren Jäger Proviant und Ausrüstung auf Motorschlitten über die festgefrorenen Sümpfe nach Norden. Im Sommer kommen die Suchtrupps, meist 15 bis 20 Mann, in Hubschraubern oder in Motorbooten. Ihre oft schrottreife Technik müssen sie immer wieder selbst reparieren, Infrastruktur gibt es in dieser Gegend keine.

Wo jemand einen Stoßzahn entdeckt, werden in Booten Dieselgeneratoren, Feuerwehrschläuche und Hochdruckspritzen herangeschafft, um die Erde wegzuspülen. Ist der Boden gefroren, schleppt man Holzöfen herbei, um Wasser zu erhitzen und die Erde mit Dampf aufzuweichen.

Dieses schöne Exemplar wurde in einer Auktion für 15.000 USD verkauft.

Exporte nach China

Nach Ansicht von Insidern läuft ein Großteil der Suche und des Handels illegal nach China. Vier Fünftel allen sibirischen Mammut-Elfenbeins werden dorthin exportiert. An der Grenze zu China werden immer wieder Schmuggler mit Hunderten Kilo Stoßzähnen festgenommen. In einem Dokumentarfilm, den der staatliche Nachrichten-Fernsehsender Rossija 24 ausstrahlte, äusserte der Gouverneur von Jakutien seine Besorgnis über den wachsenden Elfenbein-Schwarzmarkt.

Nach Angaben des Moskauer Händlers Witali geht auch der Großteil der legalen Exporte nach China: „Die Chinesen bestimmen die Preise, es gibt dort eine ganze Handwerksbranche, die Figuren aus dem Elfenbein herstellt“. Die Händler auf dem Moskauer Markt nehmen für ihre Stoßzähne schon knapp 1100 Euro pro Kilo.

Die meisten Stoßzähne landen in China. An manchen Exemplaren arbeiten Schnitzer fünf Jahre lang, der Verkaufspreis für einen verarbeiteten Mammutstosszahn kann eine Million Dollar übersteigen. (Foto: Evgenia Arbugaeva)

500’000 Tonnen Elfenbein liegen noch im Boden

Gemäss den russischen Behörden sind die gesamten Vorräte toter Mammuts, die sich noch im Erdreich befinden, riesig. Offizielle Statistiken sprechen von 500’000 Tonnen Elfenbein, die im jakutischen Boden auf die Ausbeutung warten. Laut den Behördenangaben werden zurzeit pro Jahr rund 100 Tonnen eingesammelt und exportiert. Das entspricht einem Marktwert von rund 45 Millionen Euro.


Heiner Kubny, PolarJournal

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