Riesige Mineralvorkommen vor Svalbard entdeckt | Polarjournal
Mineralabbau hatte auf Svalbard bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts begonnen, war jedoch nie profitabel. Ausnahme war der Kohleabbau. Bild: Michael Wenger

Svalbard hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Glücksritter angelockt, die hofften, wertvolle Mineralien zu finden und profitabel abbauen zu können. Doch ausser Kohle wurde nichts aus dem erhofften Abbau von Gold oder anderen Mineralien. Doch scheinbar hatten die Menschen damals nur am falschen Ort gesucht. Norwegische Forscher haben auf dem Meeresboden vor Svalbard riesige Vorkommen verschiedenster Mineralien entdeckt.

Das Team der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie NTNU hatte mit Hilfe von Unterwasserrobotern das Vorkommen entdeckt und untersucht. Die Resultate der Untersuchungen wurden vergangenen Dienstag im Rahmen der Arctic Frontiers Konferenz in Tromsø vorgestellt. Der Leiter der Abteilung Erdwissenschaften und Petroleum der Universität, Dr. Egil Tjåland erklärte gegenüber dem Fernsehsender TV2: «Die Mineralien sind mit warmem Wasser durch Risse und Spalten in der Erdkruste aus dem Erdinnern hochgebracht worden. Eine erste Schätzung hat ergeben, dass der Wert der Mineralien etwa NOK 1 Billion norwegischen Kronen (€ 90 Milliarden) entspricht. Doch es herrscht noch Unsicherheit bezüglich der Schätzung und es könnte viel mehr sein oder etwas weniger.» Gemäss den Angaben der NTNU handelt es bei den Mineralien vor allem um Kupfer, Zink, Gold und Silber. Weitere Details wurden nicht bekannt gegeben.

Die Mineralvorkommen liegen in grosser Tiefe und können nur mit Hilfe von Unterwasserobotern untersucht werden. Bild: GEOMAR

Die Mineralvorkommen im Bereich von Svalbard kommen Norwegen sehr gelegen. Der nordische Staat, dessen Haupteinkommen bisher aus der Förderung von Erdöl stammte, hat schon seit einiger Zeit Bestrebungen gestartet, sich von der Abhängigkeit fossiler Brennstoffe etwas zu lösen. Dazu wurde 2015 eine neue Initiative gestartet, die sich mit der Suche nach lukrativen Mineralquellen auf dem Meeresboden beschäftigt hatte. Die NTNU hatte darauf 2016 zwischen Jan Mayen und Svalbard im Bereich des Mittelatlantischen Rückens im Rahmen des MarMine-Projektes nach Mineralien gesucht. Dieser Expedition liegen nun die vorgestellten Ergebnisse zugrunde. Ausserdem wurde 2018 ein neues Mineralrohstoff-Gesetz verabschiedet, welches den nachhaltigen und profitablen Abbau von Minerallagerstätten auf dem norwegischen Kontinentalschelf erlaubt. Svalbard selbst liegt auch auf dem Kontinentalsockel, westlich des Archipels fällt der Meeresboden steil in die Tiefsee ab. Das Gesetz erlaubt auch kommerziellen Firmen die Suche und den Abbau von Mineralien auf dem Meeresboden.

Kupfer, hier als Mikroskopaufnahme, gehört zu den gefundenen Mineralien. Sein Wert liegt vor allem in der industriellen Verarbeitung im Bereich der Elektroindustrie. Bild Kurt Aasly, NTNU

Doch trotz der Jubelstimmung wird es noch eine Weile dauern, bis es zu einem kommerziellen Abbau der Mineralien kommen wird. Denn zuerst müssen noch einige Fragen geklärt werden, besonders im umwelttechnischen Bereich. Denn es ist klar, dass trotz der Tatsache, dass der Mineralienabbau «grüner» ist als der ehemalige Kohleabbau auf Svalbard, Umweltverbände nicht einfach danebenstehen und zusehen werden. Umweltverträglichkeits- und Machbarkeitsstudien müssen zuerst zeigen, ob der Abbau den norwegischen Gesetzen entsprechend durchgeführt werden kann. Die NTNU hat bereits angekündigt, dabei eine Vorreiterrolle übernehmen zu wollen und weitere Studien und Untersuchungen in Zusammenarbeit mit anderen Forschungsgruppen, Regierungsvertretern und der Industrie durchzuführen.

Der Hauptort von Svalbard war lange Zeit vom Kohleabbau abhängig und muss sich nun nach neuen Einnahmequellen umsehen. Der Tourismus wird zwar nun massiv gefördert, doch macht man sich bereits Sorgen, ob das der richtige Weg ist. Bild: Michael Wenger

Auch für Svalbard könnte sich ein geplanter Mineralabbau als lukrativer erweisen als der stark angestiegene Tourismus. Denn bereits jetzt werden Stimmen laut, die diesen Einkommenszweig als «Büchse der Pandora» sehen. Die norwegische Regierung und die Sysselmannen, die Verwaltung auf Svalbard haben bereits damit begonnen, einen aufkommenden Massentourismus in die Schranken zu verweisen. Die Vorteile, die Longyearbyen als ehemalige Bergbausiedlung mitbringen würde, könnten den Tourismuskritikern zusätzlichen Auftrieb geben.

Quelle: Mark Sabbatini, Icepeople.net / Elisabeth Bergquist, High North News

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