Aus für riesiges Kohleabbau-Projekt in der russischen Arktis | Polarjournal

Im letzten August berichteten wir an dieser Stelle über den geplanten Kohleabbau auf der Taimyr-Halbinsel. Der Plan der russischen Firma Vostok Coal war es, nahe Dikson im Tagabbau qualitativ hochstehende Kohle abzubauen. Das Abbaugebiet war jedoch teilweise in einem Naturschutzgebiet gelegen. Als Abnehmer hatte sich Indien anerboten, worüber wir Anfang November berichtet hatten. Nun sind jedoch die Pläne von Vostok Coal aufgegeben und das Projekt gestoppt worden, wie Medien berichten.

Die den beiden kontroversen Geschäftsmännern Dmitry Bosov und Aleksandr Isayev gehörende Firma liess bekanntgeben, dass sie sich aus dem Projekt ganz zurückziehen würden. Als Gründe dafür gaben sie gegenüber der Zeitung RBC den Zerfall des Kohlepreises und eine noch Millionen-Geldstrafe wegen Verletzung von Umweltgesetzen an. Wie es mit dem Projekt nun weitergeht, ist noch nicht klar. Vostok Coal gab an, dass man das Projekt dem staatlichen Energie- und Atomstromgiganten Rosatom angeboten habe. Doch ob dieser tatsächlich Interesse an dem umstrittenen Abbau hat, ist zurzeit unklar. Im Dezember letzten Jahres machte Vyacheslav Ruksha, ein Vertreter von Rosatom in einem Interview klar, dass man zwar an Projekte mit Kohle glaube, aber nicht an das Projekt von Vostok Coal. Vor allem die schleppend vorangehenden Infrastrukturbauarbeiten wurden von Rosatom bemängelt. «Vostok Coal hätte mit dem nächsten Schritt des Projektes eigentlich im März beginnen sollen. Doch bis heute (Dezember, Anm. d. Red.) wurde vor Ort nichts gestartet,» hatte Ruksha erklärt.

Die Firma Vostok Coal hatte die Lizenz für den Kohleabbau bereits 2014 erhalten und liess im nahegelegenen Dikson ein brandneues Hauptquartier aus dem Boden stampfen. Doch wichtige Infrastukturen am Abbauort wurden erst gar nicht begonnen. Bild: Vostok Coal

Die Lizenz zum Abbau hatte sich die Firma zwar bereits 2014 gesichert. Doch erst ab 2016 wurden erste Abbauarbeiten unternommen. Zu diesem Zeitpunkt hielt Vostok Coal nach eigenen Angaben mehr als 50 Lizenzen in den Händen. Neben dem direkten Abbau waren im Projekt auch Investitionen in den Ausbau der lokalen Infrastruktur eingeplant, darunter auch ein neuer Hafen an der Küste der Kara-See. Noch Anfang November hatten sich finanzstarke Partner aus Indien für die Kohle und die Projekte interessiert.  Auch die staatliche Consultingfirma Glavgoexpertiza hatte dem Abbauprojekt auf der Taimyr-Halbinsel eine positive Bewertung erteilt. Nach den Plänen von Vostok Coal hätten pro Jahr bis zu 20 Million Tonnen Kohle gefördert werden sollen und via zwei Verschiffungsanlagen nach Indien und Europa verschifft werden.

Das 5’000 Seelen Dorf Dikson hätte vom Abbau profitiert. Denn der kleine Ort an der Küste wäre automatisch zum Knotenpunkt der Kohle und der Logistik geworden, was wiederum der lokalen Wirtschaft zugutegekommen wäre, zumindest nach Angaben von Vostok Coal. Bild: Thomas Nilsen

Der lachende Dritte in der Geschichte ist der Umweltschutz, das Naturschutzgebiet «Great Arctic State Nature Reserve» und die Naturschutzbehörde Rosprirodnadzor. Denn das Projekt von Vostok Coal war nicht unumstritten. Durch den Bau der Anlagen hätte das Naturschutzgebiet, das eines der grössten auf dem russischen Festland ist, verkleinert werden müssen. Die Naturschutzbehörde hatte daraufhin die Firma vor Gericht gezogen wegen Verletzungen von Umweltauflagen und illegalem Abbau. Unerwartete Schützenhilfe erhielt die Behörde vom mächtigen Inlandsgeheimdienst FSB, der Ermittlungen gegen Vostok und seine beiden Besitzer unternommen hatte wegen unrechtmässigem Verkauf der illegalen Kohle ins Ausland. Ein Gericht hatte darauf die Firma zur Zahlung von €8 Millionen verurteilt. Ob diese Zahlung geleistet worden ist, ist nicht bekannt. Eines scheint aber klar: so rosig, wie es noch letztes Jahr für Vostok Coal ausgesehen hat, scheint es nicht mehr zu sein.

Quelle: Atle Staalesen, The Independent Barents Observer / RBC

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