Naturphänomen in der Antarktis | Polarjournal
Große Flächen Schnee in der Antarktis haben sich rot gefärbt. (Foto: Ministry of Science Ukraine)

In der Antarktis kann derzeit ein ungewöhnliches Naturschauspiel bewundert werden. Dort haben sich Teile der gewaltigen Schneemassen rot gefärbt. Der Grund dafür sind Algen mit dem Namen Chlamydomonas nivalis. Diese sind kälteresistent, weshalb sie auch bei eisigen Temperaturen in der Antarktis überleben können.

Aufgrund der Farbgebung wird der rote Schnee „Wassermelonen-Schnee“ genannt. Von einer Kostprobe ist dringend abzuraten, da die Alge sehr giftig ist. (Foto: Ministry of Science Ukraine)

Es sind beeindruckende Bilder, die Wissenschaftler der ukrainischen Wernadski Station in der Antarktis gemacht haben. Dort hat sich der Schnee auf einmal in die verschiedensten rosaroten Töne gefärbt. Schuld daran ist ein besonderes Naturphänomen. Beschleunigt wird das blühen der Alge auch durch immer neue Temperaturrekorde. Erst vor rund zwei Wochen wurde auf Seymour Island zum ersten Mal die Marke von plus 20 Grad Celsius geknackt.

Laut der ukrainischen Wissenschaftler trägt „Schnee wie dieser zum Klimawandel bei, da der himbeerfarbene Schnee weniger Sonnenlicht reflektiert und dadurch schneller schmilzt“. Daher bleibt zu hoffen, dass die Temperaturen in der Antarktis wieder sinken und die Algen bald nicht mehr in Blüte stehen.

Die Wernadski-Station ist eine ukrainische Forschungsstation auf der antarktischen Halbinsel. Von 1947 bis 1996 war die Station unter dem Namen Faraday-Station eine britische Antarktis-Station. Ihren jetzigen Namen erhielt sie zu Ehren des russischen Geologen Wladimir Iwanowitsch Wernadski. (Foto: Ministry of Science Ukraine)

Chlamydomonas nivalis auch in den Alpen und auf Spitzbergen

Wie sich die blutrote Alge auf der ganzen Welt ausbreiten konnte, ob ihre Verbreitung jeweils nur lokal ist oder ob der Wind sie weiterträgt, ist noch nicht erforscht. „Genetisch unterscheiden sich die blutroten Schneealgen Spitzbergens kaum von denen aus den Rocky Mountains oder den Alpen. Auch Zellen aus der Antarktis unterscheiden sich kaum von denen anderer Gebiete der Erde, sodass man wohl von einem weltweiten Genfluss ausgehen kann“, berichtete der deutsche Algenforscher Thomas Leya.

Heiner Kubny, PolarJournal

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