South Georgia im Wandel | Polarjournal
Die Walfangstation Leith Harbour war von 1909 bis 1965 in Betrieb und die größte von sieben Walfangstationen auf South Georgia. (Foto: South Georgia Heritage Trust)

In den letzten 250 Jahren haben menschliche Aktivitäten einen tiefgreifenden Einfluss auf die Flora und Fauna in Südgeorgien gehabt. Die Veränderungen begannen Ende des 18. Jahrhunderts. Expeditionen lebten oft monatelang an Land und dies brachte einschneidende Veränderungen in der Natur. Das versucht man nun zu korrigieren.

Die Wale wurden von Fangbooten auf hoher See harpuniert und zur Station geschleppt. Dort wurde der tote Wal mittels Winden über eine Rampe aus dem Meer auf einen Zerlegeplatz gezogen und verarbeitet. (Foto: South Georgia Heritage Trust)

Der Betrieb der früheren Expeditionen war brutal und äusserst effizient, so dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Robbenpopulationen über die wirtschaftliche Rentabilität hinaus schrumpften und die Robbenfänger wieder abreisten. Als nächstes kam die Walfangindustrie.

Im November 1911 unternahmen Carl Anton Larsen bei Ocean Harbour den Versuch Rentiere auf South Georgia anzusiedeln. Die Rentiere waren zu diesem Zeitpunkt als Fleischlieferant für die Walfänger gedacht. Seitdem war die Zahl der Rentiere dramatisch, von anfangs 10 Tieren auf fast 7.000 angestiegen. (Foto: Heiner Kubny)

Zwischen 1904 und den 1960er Jahren wurden Zehntausende Wale getötet, und auf der Insel waren über 1.000 Menschen beschäftigt, um den Fang zu verarbeiten. Die saisonale Bewegung der Besucher und Schiffe sowie der Import von Vorräten und Ausrüstungsgegenständen führten dazu, dass zahlreiche invasive Arten, darunter Ratten, Mäuse, Rentiere und eine Vielzahl von Pflanzen, entweder versehentlich oder absichtlich eingeschleppt wurden.

Seit dem 18. Jahrhundert dezimierten invasive Ratten die einzigartigen Vogelbestände auf der Insel im Südatlantik. Nun wurden sie allesamt vergiftet. (Foto: South Georgia Heritage Trust)

Unkontrolliert hätten diese invasiven Arten eine verheerende und irreparable Auswirkung auf das Ökosystem in Südgeorgien haben können. Invasive Nagetiere verzehrten die Eier und die Jungen einheimischer Vogelarten, die Populationen dezimierten sich und in einigen Fällen wurden diese vollständig ausgerottet. Das Rentier trampelte und streifte durch die zerbrechliche subantarktische Vegetation, und die Höhlen der Seevögel darunter brachen zusammen. Nicht einheimische Pflanzen konkurrierten mit langsam wachsenden einheimischen Arten, die den Charakter und die Funktionsweise von Vegetationsgemeinschaften veränderten.

Laut dem zuständigen South Georgia Heritage Trust ist South Georgia frei von Ratten. Die Wohltätigkeitsorganisation hatte mehr als elf Millionen Euro für das Projekt eingesammelt. Per Hubschrauber hatten Artenschützer zwischen 2011 und 2015 großflächig Giftköder auf der rund 3.756 Quadratkilometer großen Insel verteilt. (Foto: Tony Martin)

In den letzten 10 Jahren wurden in Südgeorgien einige der größten Projekte zur Wiederherstellung von Lebensräumen durchgeführt. Die Regierung von Südgeorgien und den Südlichen Sandwichinseln sowie das norwegische Naturinspektorat haben ein Programm zur Ausrottung von Rentieren durchgeführt, bei dem fast 7.000 Rentiere aus der Insel geschossen wurden.

Der South Georgia Pipit ist ein spatzengroßer Vogel, der nur auf South Georgia beheimatet ist. Es ist der einzige Singvogel in der Antarktis. (Foto: South Georgia Heritage Trust)

Im Jahr 2018 wurde South Georgia als nagetierfrei erklärt, nachdem der South Georgia Heritage Trust ein Programm zur Ausrottung von Ratten und Mäusen mit Hilfe der Verteilung von Ködern aus Hubschraubern durchgeführt hatte. Die Vorteile dieser Habitat-Restaurierungsprojekte werden jetzt genutzt und einheimische Vogel- und Pflanzenpopulationen gedeihen wie nie zuvor. Mit der Beseitigung des Weidedrucks bei Rentieren gediehen viele der nicht einheimischen Pflanzen und sind nun Gegenstand eines laufenden Unkrautbewirtschaftungsplans, der darauf abzielt, 33 der 47 nicht einheimischen Pflanzen bis 2020 auf null Populationsdichte zu reduzieren.

Neben einer Vielzahl von Meeresvögel bietet South Georgia auch einige endemische Arten. Die Südgeorgien-Spitzschwanzente ist beispielsweise die einzige rein fleischfressende Entenart der Welt. (Foto: Tony Martin)

Heiner Kubny, PolarJounal

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