Kein Corona-Fall auf der MOSAiC-Scholle: Entgegen irreführender Schlagzeilen gibt es unter den derzeitigen Expeditionsteilnehmern auf der Polarstern keine mit COVID-19 Infizierten. Stattdessen wurde das Virus bei einer Routineuntersuchung im Rahmen eines Vorbereitungskurses für den nächsten Expeditionsabschnitt und für die Flugkampagne bei einem der Teilnehmer nachgewiesen.
Um eine Einschleppung des Coronavirus auf die im arktischen Meereis eingeschlossene Polarstern zu verhindern, werden alle künftigen Expeditionsteilnehmer vor ihrer Abreise getestet. So auch die Teams der Flugkampagne und des nächsten Expeditionsabschnitts. Sie absolvierten in der letzten Woche einen Vorbereitungskurs am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Bei einem von ihnen, einem jungen Mann aus München, wurde das Virus nachgewiesen. Angesteckt hatte er sich vermutlich in Südtirol, Symptome zeigte er nicht. Laut Gesundheitsamt war seine Erkrankung bereits am Abklingen.
Vorsorglich wurden nun alle 26 Teilnehmer des Kurses unter Quarantäne gestellt. “Nach eingehender Beratung mit den Gesundheitsbehörden und logistischer Beurteilung der Lage sind wir zu dem Schluss gekommen, den Start der MOSAiC-Flugkampagne aufgrund der am Freitag festgestellten Infektion eines Teilnehmers mit COVID-19 zu verschieben”, teilt das AWI mit. Ursprünglich war die Ankunft der beiden Forschungsflugzeuge Polar 5 und Polar 6 auf Spitzbergen für den 11. März geplant. Nach der neuen Planung sollen die Flieger nun voraussichtlich eine Woche später eintreffen.
Nach der Quarantäne dürfen aber laut AWI alle Teilnehmer der Flugkampagne mitfliegen, auch der an Corona erkrankte Münchner. Alle Teilnehmer sollen auf Spitzbergen ein zweites Mal auf Corona getestet werden, um das Risiko der Einschleppung einer Infektion zu minimieren.
Auf der Polarstern werde es laut AWI keine Auswirkungen geben. Denn die Forscher an Bord der Flugzeuge sollten die Polarstern nicht direkt anfliegen, sondern zunächst verschiedene Messungen durchführen und dann in einigen Wochen beim Forschungsschiff landen.
Expeditionsleiter Marcus Rex vom AWI ist zuversichtlich, dass die strengen Schutzmaßnahmen das Team in der Arktis so gut wie möglich vor einer Einschleppung des Virus schützen. Die rechtzeitige Identifizierung des Corona-Falls unter den Teilnehmern zeigt seiner Ansicht nach, dass die Maßnahmen greifen. Allerdings: „Das Risiko ist nicht Null”, räumt auch Rex ein.
Bisher sei es noch kein größeres Problem für die weitere Durchführung der MOSAiC-Expedition, erklärte Ko-Koordinator Matthew Shupe von der University of Colorado gegenüber Nature News. Die Messflüge werden um zwei Wochen verschoben, nach absolvierter Quarantäne können alle nicht infizierten Teilnehmer nach Spitzbergen fliegen.
Sollte es jedoch weitere Verzögerungen oder Corona-Infektionen unter den künftigen Teilnehmern geben, könnte das Zeitfenster für die Flugmission so eng werden, dass nicht mehr alle Messflüge durchgeführt werden können. „Diese Ereignisse machen das Ganze schon komplizierter“, so Shupe.
Quellen: Alfred-Wegener-Institut, Stadt Bremerhaven, Scinexx, buten un binnen