Australien will seine Aktivitäten in seinem Sektor der Antarktis verstärken. Dazu benötigt der Staat aber eine neue Infrastruktur, besonders für Flugzeuge. Daher soll in der Ostantarktis ein ganzjährig betriebener neuer Flugplatz entstehen.
Die Australian Antarctic Division betreibt insgesamt 3 Stationen auf dem antarktischen Kontinent: Casey, Davis und Mawson. Zur Versorgung der ganzjährig betriebenen Stationen werden neben einem Eisbrecher auch Flugzeuge verwendet. In Zusammenarbeit mit der australischen Luftwaffe RAAF fliegen eine speziell umgebaute C-130 Hercules und eine C-17 Globemaster Australiens einziges Flugfeld, den Wilkins Aerodrome, an und liefern Güter ab. Passagiere werden in einem Airbus A-319 115LR von Hobart aus in knapp 4.5 Stunden in die Antarktis transportiert.
Das Wilkins Aerdrome ist nur von Oktober bis März in Betrieb und liegt auf einem Blaueis-Feld rund 70 Kilometer südöstlich der Station Casey, auf ca. 700 Meter ü. M.. Normalerweise sind 8 Leute für den Betrieb des Flugfeldes eingeteilt. Der Betrieb ist ausgesprochen aufwändig, aufgrund der klimatischen Bedingungen. Rasche Wetteränderungen machen es auch schwierig, Landungen auf dem seit 2007/08 operierenden Flugfeld durchzuführen. Im Sommer wird das Flugfeld aufgrund der höheren Temperaturen für rund sechs Wochen geschlossen. Ausserdem wird vor jeder Landung das Eis genau gecheckt, um Unfälle zu verhindern. Die Dicke des Eises (> 500 Meter) und seine relativ langsame Fliessgeschwindigkeit erlauben aber den Aufbau von Containern für einen Betrieb gemäss den Angaben der australischen Zivilluftfahrtbehörde. Die Infrastruktur entspricht der eines normalen australischen Flugplatzes.
Von Hobart aus fliegt man knapp 3’900 km nach Casey oder ab 2040 zur rund 4’800 km entfernten Davis-Station. Das Wilkins-Aerodrome besitzt alle Funktionalitäten eines normalen Flugplatzes. Bild: M. Loedeman Die Landepiste des Aerodrome auf dem Eis muss regelmässig kontrolliert und gewartet werden. Bild: M. Rya, AAD
Die Problematik bei der Versorgung der ganzjährig betriebenen Stationen lag also schon immer in der kurzen Betriebsdauer des Wilkins Aerodrome. Ausserdem legte die australische Regierung 2016 fest, dass sie ihr Engagement in der Antarktis verstärken will und einen Ausbau der wissenschaftlichen Arbeiten in ihrem Sektor mit einem Ausbau der Infrastruktur einhergehen würde. Daher erhielt die Suche nach einem neuen, ganzjährig betriebenen Flugplatz neuen Aufschwung. Der Wunschkatalog für den neuen Flugplatz war auch entsprechend gross: ganzjähriger Betrieb, befestigte Landepiste, kein Eis, nahe an einer der Stationen, gross und stabil genug für Grossraumflugzeuge und ausbaufähig auf Jahre hinaus.
Nach drei Sommersaisons intensiver Suche und wissenschaftlichen Abklärungen fand die AAD den idealen Standort: rund 6 Kilometer von der Station Davis, auf einem rund 410 Quadratkilometer grossen Areal, eisfrei, mild und mit vorhersagbaren meteorologischen Bedingungen. Im Mai 2018 präsentierte die Division ihre Pläne für den Flugplatz mit fester Landepiste. Die Regierung gab 18 Monate später zusätzliche €33.5 Millionen für eine Weiterführung des Projektes frei. Die Projektpläne sind nun, nach einer Bekanntmachung, vom Ministerium für Landwirtschaft, Wasser und Umwelt zur erneuten Begutachtung eingeholt worden. Vor allem werden nun die Massnahmen zur Einhaltung der nationalen Umweltauflagen, die auch in Antarktika gelten, bewertet und ggf. angepasst. Im nächsten Jahr will die Australian Antarctic Division dann die endgültigen Pläne beim Konsultativtreffen der Antarktisratsstaaten vorstellen.
Der Plan für den Bau des Flugplatzes sieht zuerst einen Ausbau der Station Davis vor, wo eine neue Anlegestelle für Transportschiffe und Eisbrecher entstehen soll. Dies würde eine Aufstockung des Stationspersonals (inkl. Bauarbeiter) um 130 Personen bedeuten. Neben einer neuen Anlegestelle müssen eine grosse Werkstatt, diverse Lagerräume, neue Treibstofftanks, Lagerräume für Material und Abfall und ein Sprengstoffdepot gebaut werden. Die Bauzeit allein für diese Infrastruktur soll rund sieben Jahre dauern. Die Materialfahrten, die von eisgängigen Transportschiffen und Eisbrechergeleit durchgeführt werden sollen, werden noch einmal 10 Jahre lang bis zu 6 zusätzlichen Fahrten für die neue RSV Nuyina bedeuten. Sobald die Infrastruktur bei Davis steht, sollen dann die Materialien für den Bau der Landepiste per Schiff transportiert werden. Für die Piste sind 11’500 spezielle Zementelemente vorgesehen, die je 10 Tonnen wiegen. Damit sollen dann Flugvorfeld, Rollbahn und Piste gebaut werden. Die Elemente werden in Australien vorgefertigt und sollen dann vor Ort nur noch zusammengesetzt werden. Die Piste wird rund 2’700 Meter lang und kann so auch grosse Flugzeuge wie die C-17A Globemaster III der Luftwaffe empfangen. Daneben sollen auch sämtliche, für einen Flugplatz notwendigen Gebäude und Services entstehen, inkl. Beleuchtung für Flüge während der dunklen Jahreszeit. Die AAD rechnet damit, dass der Flugplatz im Jahr 2040 betriebsbereit sein soll.