Geplanter australischer Flugplatz in Antarktika wird neu überprüft | Polarjournal
Das Wilkins-Flugfeld nahe der Station Casey ist der momentan einzige Flugplatz im weiten Umkreis, der auch grosse Flugzeuge landen lassen kann. Doch das Feld kann nur im Sommer betrieben werden. Die Versorgung der übrigen Stationen geschieht dann durch kleinere Flugzeuge oder per Eisbrecher. Bild: Australian Antarctic Division

Vor zwei Jahren veröffentlichte die australische Regierung ihre Pläne, nahe der australischen Antarktis-Station Davis einen richtigen Flugplatz einzurichten. Damit wollte man zum einen den Druck vom einzigen Flugfeld, dem Wilkins Aerodrome, zu nehmen und die Versorgungslage der Stationen Casey, Mawson und Davis in der Ostantarktis zu verbessern. Das Ziel: Eine ganzjährige Flugverbindung zu etablieren. Nun wurde bekannt, dass die Pläne noch einmal einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden sollen.

Die Ankündigung kam, nachdem im Januar das Projekt offiziell eingereicht worden war und die Öffentlichkeit sich darüber äussern konnte. Das für Umweltfragen im gesamten australischen Hoheitsgebiet verantwortliche Ministerium für Landwirtschaft, Wasser und Umwelt entschied darauf, dass der Projektvorschlag eine «kontrollierte Aktion» darstellt. Das bedeutet, dass das Projekt weiteren Untersuchungen und Zustimmungen unterzogen werden muss, bevor es weitergeführt werden kann. Dazu wird nun ein akkreditierter Prozess gestartet, die sogenannte Comprehensive Environmental Evalution (CEE = Umfassendes Umwelt-Gutachten). In diesem Gutachten werden die Voraussetzungen, die durch den Antarktisvertrag und das Umweltschutz- und Biodiversitätsgesetz von Australien gegeben sind, mit den Projektangaben verglichen. Dafür haben die Behörden nun rund ein Jahr Zeit. Im Gutachten werden alle Aktivitäten wie Bau und Betrieb der befestigten Landepiste, Details zur Umgebung, mögliche Auswirkungen und entsprechende Gegenmassnahmen, das Monitoring und die Vorteile des Flugplatzes bewertet.

Der von den Projektinitianten ausgesuchte Landeplatz liegt rund sechs Kilometer von der Station Davis in der Vestfold Hills-Region. Von Hobart aus ist das Gebiet in rund sechs Stunden zu erreichen. Die Landepiste soll, als Novum in Antarktika, befestigt werden. Bild: Australian Antarctic Division

Der von der Australian Antarctic Division ausgewählte Standort wurde nach knapp zweijähriger Suche nahe der Station Davis in den Vestfold Hills gefunden. Das dreieckige Gebiet wird von Hügel umrundet und ist praktisch komplett ganzjährig eisfrei. Seine Fläche beträgt knapp 410 Quadratkilometer und davon würden 2 Quadratkilometer für den Flugplatz und die Infrastruktur verwendet. Die Vorteile der Region sind neben der Lage auch das für antarktische Verhältnisse milde Klima und die relativ genauen meteorologischen Vorhersagemöglichkeiten für die Region. Diese Aspekte geben dem geplanten Flugplatz einen unschätzbaren Vorteil gegenüber dem gegenwärtig genutzten Wilkins-Flugfeld nahe der Station Casey. Dieses Feld kann nur im Sommer betrieben werden und liegt auf einem Eisfeld. Es werden aber alle drei australischen Stationen in Antarktika ganzjährig betrieben. Dies hat in der Vergangenheit auch zu logistischen Schwierigkeiten geführt, gerade auch im medizinischen Bereich. Ausserdem plant die australische Regierung, ihr Antarktis-Programm noch weiter auszubauen und die Forschungsbereich zu vergrössern. Dadurch wird mehr logistischer Aufwand notwendig.

Die Versorgung per Flugzeug wird mit speziellen Maschinen der Luftwaffe gewährleistet. Das Video zeigt, wie eine speziell umgebaute C-130 Hercules von Hobart aus zum Wilkins-Flugfeld in knapp sechs Stunden flog. Mit dem geplanten Flugfeld bei Davis könnten auch die beiden anderen Stationen in der Antarktis versorgt werden. Video: RAAF, AAD

Die Grösse der geplanten, befestigten Landebahn wird mit 2700 Meter angegeben. Das würde den Einsatz von grossen Maschinen wie Boeings 787 Dreamliner, Airbus A330 oder die Boeing C-17 Globemaster der australischen Luftwaffe erlauben. Daneben soll die für den Betrieb notwendige Infrastruktur wie Hangars für kleiner Flugzeuge, Brandbekämpfung und Beleuchtung aufgebaut werden. Die australische Regierung hat für das Projekt zusätzliche €33 Millionen bereitgestellt. Die Australian Antarctic Division rechnet damit, dass bis 2040 der Flugplatz einsatzbereit sein sollte, trotz der neuen Begutachtung.

Quelle: Australian Antarctic Division

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