Der Pleistozän-Park | Polarjournal

Der Pleistozän-Park in der Republik Sacha, im Nordosten Russlands, ist wohl einzigartig in seiner Art. Das rund 2’000 Hektar grosse Gebiet ist kein Museum oder ein Zoo, sondern dient der Wissenschaft. Die Idee: Mit Hilfe von Grossweidetieren wie Bisons, Rentieren, Moschusochsen und anderen, an Kälte angepassten Weidetieren soll die Mammutsteppe, die einst die Tundra beherrschte, wieder belebt werden und so den Permafrostboden vor dem Auftauen schützen.

Der Videofilm (Länge: 26 Minuten) wurde mehrfach ausgezeichnet und ist in englischer Sprache zu sehen.

Die preisgekrönte Dokumentation von Grant Slater zeigt, wie die Initianten des Parks, Sergey Zimov und sein Sohn Nikita Zimov, aus einer Idee heraus eine der wohl ungewöhnlichsten und herausfordernsten Projekte zum Schutz der Arktis ins Leben gerufen haben. Der Pleistozän-Park will nicht einfach die Tierwelt des namensgebenden geologischen Zeitabschnittes wieder zum Leben erwecken. Vielmehr soll der Lebensraum „Mammut-Steppe“ helfen, die Auswirkungen des Klimawandels in der arktischen Tundra Russlands abzufedern. Grosse Weidetierherden sollen dafür sorgen, dass sich die Taiga nicht weiter nach Norden ausbreitet; dass Nährstoffe für Pflanzen durch den Dung recycliert werden; dass dabei Kohlenstoff umgebaut und aus der Atmosphäre entzogen wird. Ausserdem hat sich jetzt gezeigt, dass der Permafrostboden durch das Verdichten der Schneedecke im Winter wieder mehr gefriert und auch bei grosser Wärme weniger schnell auftaut.

Das Gebiet, in dem der Park liegt, gehört zur Republik Sacha, ist dünn besiedelt und kaum erschlossen. Der Fluss Kolyma ist, wie viele Flüsse in Sacha, die beste und schnellste Verbindung ins nahegelegene Chersky. Mitten im Parkgelände steht eine alte TV-Station, die von Sergey und Nikita in eine Forschungsstation und Wohnsiedlung umgebaut wurde. Im Park wurden seit 1996 Bisons, Moschusochsen, Yaks, Jakutskische Pferde, Ziegen und Rentiere angesiedelt und beobachtet und gepflegt.

Die Idee, hier grosse Weidetiere wieder anzusiedeln, rief auch einige Genetiker und andere Forscher auf den Plan. Ihr Ziel ist es, Tiere wie Mammuts wieder anzusiedeln. Diese Pläne treffen aber nicht unbedingt nur auf Gegenliebe. Viele Wissenschaftler halten die Idee für abstrus oder zuviel „Jurassic Park“. Doch die Initianten verweisen auf die Vorzüge, die ein solches Projekt haben könnte: Durch die Grosstiere würden mehr Gebiete von den Vorteilen der Begrasung profitieren und die Auswirkungen des Klimawandels könnten abgefedert werden. Denn darin sind sie sich einig: Der Klimawandel gehört zu den grössten Herausforderungen der Menschheit und ein Verlangsamen sollte oberste Pflicht sein, vor allem für die nachfolgenden Generationen.

Die Mammuts, die in der Mammut-Steppe lebten, waren perfekt an ihre Umgebung angepasst. Doch durch Klimaveränderungen und eventuell menschliche Bejagung fanden sie ein jähes Ende. Die letzten Mammuts starben vor rund 3’500 Jahren auf der Insel Wrangel aus.
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