Arbeiter in russischer Arktis wegen COVID-19-Gefahr isoliert | Polarjournal
Entlang der Küste der Yamal-Halbinsel entstanden neue Fördergebiete, die aber auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen sind. Diese Bauprojekte sind jetzt durch SARS-CoV-2 Viren gefährdet. Bild: Novatek

Die wirtschaftliche Nutzung der arktischen Ressourcen ist in Russland zur Chefsache geworden. Die Führung in Moskau möchte den Reichtum an Erdgas und -öl sichern und dafür sorgen, dass Russland trotz Wirtschaftssanktionen aus dem Westen seine globale Machtposition halten und seine Bürger weiterhin mit Energie versorgen kann. Deswegen wurden in den letzten Jahren zahlreiche Projekte im Norden, vor allem auf den Halbinseln Yamal und Kola, gestartet. Doch nun hat ein kleines Virus die Vorhaben Moskaus ins Stocken gebracht. Gestrichene Flüge, Ein- und Ausreisekontrollen und ausgewiesene ausländische Arbeitskräfte setzen den Plänen arg zu.

Geschlossene Flughäfen, reduzierte oder gestrichene Flugangebote, Lockdown in den Städten und Gemeinden, die Furcht vor COVID-19 hat auch den russischen Norden erreicht. In den Regionen entlang der Nordostpassage müssen die Bau- und Förderfirmen den Anweisungen aus Moskau strikt Folge leisten, ansonsten drohen hohe Bussen oder sogar Verlust der Lizenzen. Die Baustellen und Fördergebiete sind durch diese Aktionen sehr stark isoliert worden oder sogar ganz geschlossen. Ein- und Ausfahrt auf die Baustellen sind nur noch mit Sondergenehmigungen erlaubt; Schichtarbeiter, die auf die Baustelle kommen, um dort für einige Monate zu arbeiten, müssen zuerst zehn Tage in Quarantäne.

Viele der Projekte stehen im Zusammenhang mit der Erschliessung der Erdgas- und Erdölfelder. Bei Murmansk beispielsweise, wo bereits Corona-positive Personen registriert worden sind, werden rund 9’000 Arbeiter auf der Belokamenka-Baustelle isoliert, damit zumindest weitergearbeitet werden kann. Bild: Novatek-Murmansk

Doch die Arbeit muss weitergehen, argumentieren die Firmen, denn ansonsten drohen finanzielle Schwierigkeiten. Denn viele der Bauprojekte sollten in den nächsten 2.5 Jahren fertiggestellt werden. Daher werden häufig Arbeiter auf den Baustellen isoliert und dürfen das Gelände erst am Ende ihres Vertrages verlassen. Für die Arbeiter sind die Flughafenschliessungen, Ein- und Ausreisesperren, Quarantänen und die ständige Gefahr, sich trotzdem anzustecken und es nach Hause bringen zwar eine grosse Anstrengung und Stress, doch die meisten sind auf die Stellen angewiesen. Denn viele von ihnen kommen aus entfernten und wirtschaftlich schlecht dastehenden Regionen. Viele von ihnen haben die Jobs erst erhalten, nachdem chinesische Arbeiter zu Beginn der Krise in China von den russischen Behörden ausgewiesen worden waren. Russland hatte ja schon im Januar seine Grenzen zu China geschlossen und eine striktere Gangart gegen den Nachbarn eingeschlagen.

Der Flughafen Sabetta wurde von den Behörden für Privatreisen geschlossen. Landeerlaubnis erhalten nur noch Versorgungsflugzeuge, die Mensch und Material für die Projekte in der Region liefern. Bild: Vladislav (vlad10531) Wikimedia.commons

Noch abgelegeneren Regionen wie beispielsweise Sabetta auf der Halbinsel Yamal sind praktisch kaum noch zu erreichen oder zu verlassen, wenn man eine Privatperson ist. Kommerzielle Flüge wurden gestrichen, lediglich Versorgungsflüge für die Region sind noch erlaubt. Mehr als 20’000 Bewohner zurzeit in der Region fest. Auch hier haben die Arbeiter keine Möglichkeiten, zurzeit nach Hause zu kommen. Der Gouverneur der Region, Dmitry Artyukhov, hatte bestätigt, dass die Arbeitsverträge mit den Leuten verlängert worden sind, damit sie nicht nach Hause fahren. Auch Gazprom hat seinen Arbeitern die Verträge um gegenwärtig 60 Tage verlängert. Ob dies jedoch reichen wird, ist noch nicht klar. Denn in Russland sind die Fallzahlen erst jetzt am Steigen.

Quelle: The Independent Barents Observer / MMK / Rossiiskaya Gazeta

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