Russische Barentssee-Fischerei droht zu stoppen | Polarjournal
Russische Fischerei-Schiffe im Hafen von Kirkenes. (Foto: Heiner Kubny)

Die am 16. März 2020 eingeführten norwegischen Quarantäneregeln hindern russische Fischereischiffe daran, Häfen in Nordnorwegen anzulaufen, um die Besatzung zu wechseln und ihren Fang zu entladen. Die Quarantäneregeln wurden eingeführt, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.

Nur wenige russische Trawler segeln noch tatsächlich zum Hafen in Murmansk. (Foto: Aleksandr Mashakov)

Russische Schiffe dürfen in Norwegen Häfen anlaufen, aber ihre Besatzung kann nicht an Land gehen und dürfen keine Kontakte zu Hafenarbeitern oder anderen Personen haben. Infolgedessen ist ein Besatzungswechsel, welcher von Murmansk über die Landgrenze nach Norwegen angefahren kommt praktisch unmöglich.

Der Leiter des russischen Verbandes der Fischereiunternehmen und Exporteure, Sergei Zverev, sagt, dass eine Reihe von „dringenden Maßnahmen“ zur Unterstützung der Fischereiindustrie ergriffen werden müssen. Dies berichtete die Informationsagentur RBC.

90% der russischen Fischerei in europäischen arktischen Gewässern wird von 80 im Ausland gekauften oder reparierten Schiffen durchgeführt. Aus Zollgründen können sie keine Hafenanläufe nach Murmansk tätigen.

Die Herausforderung besteht heute darin, dass im Ausland gekaufte oder reparierte Schiffe eine vollständige russische Zollabfertigung durchlaufen müssen, wenn sie einen ersten Hafenanlauf nach Russland machen. Eine solche Zollabfertigung kostet etwa 650.000 US-Dollar und dauert durchschnittlich zehn Tage. Dies ist der Hauptgrund, warum russische Schiffseigner beschlossen haben, die Besatzung auf der norwegischen Seite der Grenze zu wechseln, wie in Kirkenes oder Båtsfjord, zwei Häfen, die mit dem Auto von Murmansk erreichbar sind, wo viele der Fischer leben.

Kirkenes ist ein bedeutender Umschlagplatz für Königskrabben. (Foto: Thomas Nilsen)

Selbst ein vorübergehender Import eines Fischereibootes in russischem Besitz nach Murmansk dauert drei Tage Zoll und kostet etwa 50.000 US-Dollar, sagte Sergei Zverev gegenüber RBC.

Da die Häfen in Nordnorwegen Beschränkungen für die Quarantäne von Coronaviren unterliegen, könnte dies zu einer Einstellung der Fischerei in der Barentssee führen, schreibt der russische Fischereiverband in einem dringenden Brief an den stellvertretenden Ministerpräsidenten Andrey Belousov.

Die Fischer befürchten nun, dass sie einen Umsatz im Wert von 70 Milliarden Rubel (815 Millionen Euro) verlieren könnten, wenn das Coronavirus-Regime in den norwegischen Häfen bis Mai andauert. Der Fang in diesem Gebiet macht 20% des gesamten russischen Fischfangs und 40%, gemessen am Wert, aus, erklärt Zverev in dem Brief.

Heiner Kubny, PolarJournal

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