COVID-19-Ausbruch trifft Expeditionsschiff hart | Polarjournal
Das Expeditionsschiff mit seinen über 200 Passagieren und Crew an Bord sitzt seit knapp zwei Wochen vor Montevideo. Die lokalen Behörden liessen nur schwer Erkrankte vom Schiff, seit ein erster Fall von COVID-19 gemeldet worden war. Bild: Mercopress

AKTUELLES UPDATE ZUR SITUATION AN BORD DER GREG MORTIMER (Stand 17.04.02020):
Nach neuesten Stand der Dinge sind nun auch die letzten Passagiere von Bord gegangen und durften durch einen zweiten humanitären Korridor Uruguay verlassen. Das Schiff konnte am Mittwoch im Hafen andocken und die Passagiere aus den USA, UK, Kanada, Niederlanden und der Schweiz konnten direkt zum Flughafen gebracht werden. Von dort transportierte sie eine Maschine via Manaus nach Miami, wo die Amerikaner und Kanadier ausstiegen. Danach ging es weiter nach Grossbritannien. An Bord der Maschine waren medizinische Geräte und sechs Ärzte zur Überwachung der kranken Gäste. Das Schiff hat mittlerweile den Hafen wieder verlassen und wird noch weitere 14 Tage interniert bleiben, da einige Crewmitglieder immer noch krank sind. Danach wird das Schiff in Richtung Las Palmas fahren, dem ursprünglichen Ziel. Was danach geschieht, hängt von der weiteren Entwicklung an Bord und global ab.

AKTUELLES UPDATE ZUR SITUATION AN BORD DER GREG MORTIMER (Stand 10.04.02020):
Aurora Expeditions hat bekanntgegeben, dass die australischen und neuseeländischen Passagiere an Bord der Greg Mortimer voraussichtlich Samstag, 11. April 2020 von Uruguay aus nach Hause geflogen werden. Das Flugzeug mit medizinischem Gerät für die an COVID-19 erkrankten Passagiere ist in Zonen unterteilt, die je nach Grad der Infektion besetzt werden. Die neuseeländischen Gäste werden gleich bei Ankunft in Melbourne weitergeflogen, entsprechende Informationen erhalten die Gäste direkt von der neuseeländischen Regierung. Auch für die europäischen und amerikanischen Passagiere zeichnet sich eine Lösung ab. Gegenwärtige werden weiterhin Tests durchgeführt.
Aurora hat weiterhin bekanntgegeben, dass sämtliche Kosten für die Flüge aller Passagiere von der Versicherung der Gesellschaft übernommen werden und somit keine Kosten für die Passagiere entstehen.

Die gegenwärtige COVID-19-Pandemie hat die Kreuzfahrtindustrie hart getroffen. Viele grosse Schiffe meldeten Ausbrüche der Lungenkrankheit, sogar mit Toten. Die meisten Expeditonskreuzfahrtschiffe, die 5- bis 10-mal weniger Passagiere an Bord haben, meldeten glücklicherweise wenige bis keine Opfer. Doch leider traf es das brandneue Expeditionsschiff Greg Mortimer besonders hart. Auf dem Schiff, welches seit knapp zwei Wochen vor Uruguays Hauptstadt Montevideo in Quarantäne liegt, sind insgesamt 128 Menschen an Bord positiv auf das Virus getestet worden. Nun sollen zumindest die erkrankten Gäste aus Australien und Neuseeland ausgeflogen werden. Europäer und US-Amerikaner müssen weiterhin ausharren.

Das Flugzeug soll morgen Donnerstag, 9. April 2020, die australischen Passagiere, sowohl kranke wie auch gesunde, nach Melbourne bringen. Dabei sollen die bereits an COVID-19 erkrankten Gäste gesondert von den Gesunden transportiert werden. Uruguay hat erklärt, wie zuvor in anderen Fällen einen «humanitären Korridor» vom Hafen zum Flughafen zu etablieren. Die gecharterte Maschine ist eine umgebaute Airbus A340, die medizinische Geräte an Bord hat und entsprechendes Personal. Die Schiffsbetreiberfirma Aurora Expeditions ist zurzeit dabei, auch eine Genehmigung für die Einreise der neuseeländischen Gäste von den australischen Behörden zu erhalten. Alle Gäste müssen nach Ankunft in Melbourne eine 14-tägige Quarantäne durchlaufen, bevor sie nach Hause können. Die Kosten für die Repatriierung belaufen sich nach Angaben von Aurora auf rund €8’500 pro Person. «Wir tun alles Mögliche, damit dieser Betrag nicht vollumfänglich auf die einzelnen Individuen weitergegeben wird», schreibt ein Sprecher von Aurora. Man sei mit den Behörden im Gespräch über eine finanzielle Hilfe von Seiten der Regierung.

Die uruguayische Marine schickte medizinisches Personal an Bord, um alle Leute zu testen. Dabei zeigte sich, dass 128 Personen positiv und 89 Menschen negativ waren. Unter den Erkrankten ist auch der Schiffsarzt. Acht Personen sind in Spitälern von Montevideo. Bild: Mercopress

Die Greg Mortimer hatte am 15. März Ushuaia für eine letzte Fahrt verlassen und wurde von den Ereignissen in Argentinien überrascht. Der Versuch, alle Passagiere auf den Falklandinseln auszuschiffen und nach Hause zu bringen, schlug wegen den COVID-19-Massnahmen der dortigen Behörden fehl. Daher wollte man von Montevideo aus alle Gäste und das Expeditionsteam nach Hause bringen. Doch bei Ankunft am 21. März verzeichnete das Schiff einen ersten COVID-19-Fall, der sofort hospitalisiert werden musste. Dadurch setzten die Behörden das Schiff unter Quarantäne, rund 20 Kilometer vom Hafen von Montevideo. Die Marine schickte Personal und Schnelltests an Bord und holte bis anhin sechs Schwerkranke ab, die in Montevideo in Krankenhäuser gebracht worden sind. An Bord des Schiffes befinden sich neben Australiern und Neuseeländer auch US-amerikanische Gäste und aus verschiedenen europäischen Ländern. Die aus diesen Ländern positiv getesteten Passagier dürfen das Schiff nach Angaben der Behörden nicht verlassen, bis sie wieder negativ getestet worden sind. Die Gesundheitsbehörden sagen, dass sie alle Menschen an Bord als «potentiell positiv» betrachten, bis alle Tests negativ ausfallen. Aurora hofft, dass diese Gäste ihre Quarantäne an Land beenden können, nachdem die australischen und neuseeländischen Gäste das Schiff verlassen haben. Danach sollen sie via Sao Paulo in ihre endgültigen Heimatländer fliegen dürfen. Zwei venezolanische Ärzte, die von Aurora angestellt worden sind, helfen den Behörden die Situation der Erkrankten an Bord zu beobachten.

Der Hafen von Montevideo hat bereits mehrfach andere Kreuzfahrtschiffe aufgenommen und die Gäste ausreisen lassen, nachdem Argentinien sich komplett geweigert hatte, auch bereits durch Quarantäne gelaufene Passagiere an Land zu lassen. Bild: Cruisemapper

Uruguay hat seit Beginn der Krise mehrfach Herz mit den Kreuzfahrtschiffen gezeigt und die Gäste nach medizinischen Checks ausreisen lassen. Argentinien weigerte sich, Schiffe auch nach umfangreichen Gesundheitschecks anlaufen zu lassen. Uruguays Aussenminister Ernesto Talvi erklärte, dass 734 Passagiere aus 41 Ländern bisher aus Uruguay ausreisen konnte, nachdem die Behörden einen «humanitären Korridor» zwischen dem Flughafen und dem Hafen in Montevideo eingerichtet hatte. Einige Länder haben Uruguays beispiellose Hilfe sehr gelobt.

Quelle: SBS News Australia / Mercopress

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