Forschung in Grönland’s Unterwelt | Polarjournal
Große Raureifkristalle bedecken hier Wände und Decke einer Höhle im Nordosten Grönlands. (Foto: Robbie Shone / Universität Innsbruck)

Ein internationales Team aus Forschenden der Universitäten Innsbruck, Oxford, Sheffield und Akron ist kürzlich von einer erfolgreichen Expedition in eine abgelegene Region im Norden Grönlands zurückgekehrt. Die Forscher sammeln Klimadaten aus Höhlenablagerungen in Nordgrönland.

Gina Moseley von der Uni Innsbruck leitete die Expedition in 30 bisher noch unerforschte Höhlen. Die Vielzahl an gesammelten Daten sollen Aufschluss über die Entwicklung frühere Warmphasen geben und sind die Basis für weitere Forschungen. (Foto: Robbie Shone)

Was hier aussieht wie Schaum oder Schnee, verbirgt im Laufe von Jahrtausenden gewachsene Kalkablagerungen. Denn unter dem Raureif bedecken sie die Wände einer Höhle im Norden Grönlands, die Wissenschaftler vor kurzem auf einer Expedition erkundet haben. Ihr Ziel – Proben der Kalzitablagerungen zu sammeln, um daraus wertvolle Informationen über das vergangene Klima Grönlands zu gewinnen.

Grönland ist eine der Regionen der Erde, die besonders sensibel auf den Klimawandel reagieren und denen große Veränderungen bevorstehen. „Eine Verbesserung des Verständnisses, wie sich die Arktis in einer wärmeren Welt entwickeln wird, ist daher von höchster Priorität“, erläutert Gina Moseley vom Institut für Geologie an der Universität Innsbruck. „Eine der Möglichkeiten, das zu erreichen, ist es, wärmere Perioden der jüngsten geologischen Vergangenheit zu studieren.“

Gelegentlich ist es in den Höhlen ziemlich eng und das Durchkommen schwierig. Große Raureifkristalle bedecken hier die Decke. (Foto: Robbie Shone)

Kalzitablagerungen als Zeitzeugen

Bisher gibt es jedoch nur spärliche Informationen über die Klimageschichte Grönlands. Die meisten Klimaaufzeichnungen für Grönland wurden aus Eiskernen gewonnen, die aus dem Inneren des grönländischen Eisschildes gebohrt wurden. Diese Aufzeichnungen sind jedoch auf die letzten 128.000 Jahre beschränkt. Höhlen mit Tropfsteinen und anderen Kalzitablagerungen im Norden der Insel zeugen aber davon, dass es seither Perioden gegeben haben muss, in denen das Klima auf Grönland wärmer und feuchter war als heute.

Geologie: Klimaforschung mit arktischen Tropfsteinen

Schon länger ist bekannt, dass Tropfsteine und andere Kalkablagerungen in Höhlen besonders gute Zeitzeugen für das Klima der Vergangenheit sind. Denn die Bedingungen zu den verschiedenen Zeiten bleiben in den jahresringähnlichen Schichten des Kalks konserviert. Gina Moseley hat die Ablagerungen in den entlegenen grönländischen Höhlen bereits 2015 erstmals untersucht. Weil die Forscher damals aber zu Fuß und ohne Hubschrauberunterstützung unterwegs waren, konnten sie nur wenig Material für ihre Analysen mitnehmen. Aber immerhin, es war das erste Mal, dass solche Klimaaufzeichnungen aus Höhlen in der Hocharktis erstellt worden sind.

Nordrekord für Höhlenforschung

Im Juli 2019 ist die Forscherin gemeinsam mit einem Team nach Nordgrönland zurückgekehrt und hat im Rahmen des «Greenland Caves Project» über 30 Höhlen erforscht, die noch nie zuvor besucht worden sind.

Es ist nicht immer einfach einen Weg durch die Höhle im Nordosten Grönlands zu finden. (Foto: Robbie Shone)

„Die Aufzeichnungen aus den Kalzitvorkommen in den Höhlen bieten die Möglichkeit, das Wissen über das vergangene Klima Grönlands über die Grenzen der Eiskerne hinaus zu erweitern. Diese Informationen sind zentral für zukünftige Klimavorhersagen“, betont die Wissenschaftlerin. Sie und ihr Team haben während ihrer Expedition sogar einen Rekord aufgestellt. Ihre Erkundungen umfassten die längste und nördlichste je erforschte Höhle der Erde.

Quelle: Universität Innsbruck

Website: Expedition in die Hocharktis

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