Wollpreise im Keller – Falklands Farmer unter Druck | Polarjournal
Die Falkland-Schafe liefern hochqualitative Wolle. Nun leiden die Farmer unter dem Preisverfall. Foto: Falkland Wool Growers.

Die Wollpreise waren ohnehin schon abgestürzt im Vergleich zum Vorjahr und nun kommen die Auswirkungen der Corona-Krise noch hinzu. Die Schafzüchter auf den Falklandinseln bleiben auf ihrer Wolle sitzen, da die gesamte Produktionskette zum Erliegen gekommen ist. Die Regierung der Falklands berät über Unterstützung der Farmer.

Seit letztem Jahr sind die Wollpreise auf 40-50% unter das Niveau von Anfang 2019 gefallen, so dass viele Wollzüchter auf den Falkland-Inseln um ihr Geschäft besorgt sind. Hinzu kommt, dass bis zu 70% der Schur von 2019/20 noch unverkauft sind.
Die Wollpreise standen während eines Großteils der letzten sechs bis neun Monate unter Druck, wobei im Zeitraum von März 2019 bis März 2020 ein Rückgang von 20-30% zu verzeichnen war. Der verbleibende Absturz ist dem Corona-Ausbruch geschuldet. 

Schafe auf den Falklandinseln weiden mitunter in direkter Nachbarschaft zu Eselspinguinen. Foto: Mike Rendell

Neil Judd, Generaldirektor von Falklands Landholdings (FLH), erklärte, dass die Preisrückgänge auf die gesunkenen Verbraucherausgaben, den Brexit, den Handelskampf zwischen China und den USA über Zölle und nun auf das Aufkommen von COVID-19 zurückzuführen seien.
Die Direktorin für Natürliche Ressourcen Dr. Andrea Clausen versicherte jedoch, dass die Regierung der Falkland-Inseln an Maßnahmen zur Unterstützung von Unternehmen und Farmern arbeitet. Sie sagte, der Wollsektor gehöre zu den Bereichen, die untersucht würden, „leider geht es nicht nur um die Wollpreise, der gesamte Markt friert ein, so dass sich die begrenzten Verkäufe auch auf die Unternehmen auswirken“.
Der Wollagent Robert Hall von den Falklands Wool Growers (FWG) sieht „erhebliche finanzielle Auswirkungen auf Falklands Unternehmen zukommen“, auf die sich die Falklandinseln vorbereiten müssten.
Neil Judd zeigte sich dennoch optimistisch und sagte, dass “sich die FLH dafür einsetze, die Mitarbeiter zu halten und die Stärke des Unternehmens auch in Zukunft weiter auszubauen“.

Aus der Sicht eines Farmers
Die Coast Ridge Farm auf den West-Falklands, die Keith und Nuala Knight gehört, wurde hart getroffen. Keith Knight erklärte: „Wir hatten in dieser Saison insgesamt 69 Ballen. Wir haben nur 11 Ballen verkauft und warten auf die Bezahlung. Die Wollpreise sind nicht nur dramatisch gesunken, sondern die Käufer machen nicht einmal mehr Angebote. Wir haben 39 Ballen in Stanley ungetestet, weil wir keine Wolltests nach Neuseeland bekommen können, da es keine Flüge gibt. Die Selbstversorgung war unser Nebeneinkommen, aber wie Sie wissen, ist diese auf absehbare Zeit nicht möglich.

Schafe auf der Weide vor einem traditionellen Wohnsitz auf den Falklandinseln. Foto: Jean Crankshaw

Aus der Sicht der Falklands Landholdings
Die Falkland Landholdings Corporation wurde als staatliche Organisation gegründet, die vier Farmen mit einer Gesamtfläche von 308.000 ha und mit 150.000 Schafen und etwa 1000 Rindern betreibt.

Nun wird sie wohl mit erheblichen Ausgabenkürzungen zurechtkommen müssen und auch die Rentabilität all ihrer Geschäftsaktivitäten überprüfen. Dazu gehört neben der Schafzucht auch die Produktion von hochwertigem Rindfleisch.
Generaldirektor Judd erklärt, dass die FLH in den letzten Jahren in landwirtschaftliche Anlagen und Ausrüstungen, landwirtschaftliche Infrastruktur, Wohnhäuser für das Personal und Ställe investiert hat, sodass die Ausgaben in diesen Bereichen deutlich geringer ausfallen dürften.
Er fügte hinzu: „Man stellt sich ein sehr schlankes Budget vor, wobei der Ehrgeiz darin besteht, eine Break-Even-Position für die Organisation anzustreben.

Aus der Sicht des Wollagenten
Robert Hall von Falklands Wool Growers gab einen umfassenden Überblick über den Einbruch der Wollpreise: „In dieser Saison 2019/2020 sind die Preise für Sterling-Wolle seit August 2019 aufgrund der geringeren Nachfrage aus China und dem Rest der Welt erheblich gesunken.

Er erklärte, dass bis etwa zum 11. März, als die WHO das Coronavirus auf eine Pandemie anhob, das Verkaufsvolumen der Wolle der Falkland-Wollzüchter jedoch ähnlich wie in den letzten Saisons gewesen sei, wobei die Preise sich gut mit denen der australischen AWEX verglichen hätten, „wenn auch auf dem niedrigeren Niveau dieser Saison“.  

Er sagte, dass die schwierigen Bedingungen „sich im März 2020 unvorstellbar verschlechtert haben, als Covid-19 Schließungen im gesamten Mode- und Textileinzelhandel erzwungen hat, mit dem Ergebnis, dass die Nachfrage nach Fasern in der gesamten Produktionskette von der Straße bis zum Bauernhof abrupt zum Erliegen gekommen ist. Fabriken in ganz Europa sind geschlossen.

Die Woll-Ballen warten darauf, in die ganze Welt verschifft zu werden. Foto: Falkland Wool Growers

„Die australische Regierung hat der Wollindustrie den Status einer essentiellen Dienstleistung zuerkannt, der es ihr ermöglicht, den Handel mit Wolle und den Wolltransport während der gegenwärtigen Krise fortzusetzen.  Es ist jedoch sehr klar, dass sich diese Situation jeden Augenblick ändern könnte.  In der vergangenen Woche fiel der Australian Market Indicator um 11,5%, wobei am Dienstag 97 Cent und am Mittwoch weitere 58 Cent verloren gingen”, so Hall.

Die Industrie in Neuseeland und Südafrika sei stillgelegt, sagte er.  Hersteller in ganz Großbritannien und Europa schließen, und alle Fabriken in Italien und Spanien haben geschlossen. „Die wenigen Fabriken, die noch in Betrieb sind, verarbeiten derzeit die vorhandenen Bestände, solange sie können.  Keine von ihnen kauft derzeit Wolle, keine verkauft Produkte, doch dies ist die Zeit, in der die Hersteller normalerweise damit beschäftigt sein sollten, neue Aufträge für den nächsten nördlichen Winter zu bearbeiten. Textilunternehmen und Modeeinzelhändler haben auf der ganzen Welt ihre Geschäfte geschlossen.”

Hall erwartet, dass, wenn dieser Mangel an Handel und damit an Wolleinnahmen über viele Monate anhält, „es erhebliche finanzielle Auswirkungen auf die Unternehmen auf den Falklands gibt, auf die wir uns vorbereiten müssen. Jeder tut sein Bestes, um die gegenwärtige Situation zu verbessern, die Regierung prüft die Unterstützung des Agrarsektors und die FWG hat dem Landwirtschaftsministerium mit Informationen geholfen.

Feines Garn aus Falkland-Wolle. Foto: Cassiopeia Yarns

Hall sagt, dass die Textilindustrie der Welt, „wie der Rest der Welt, durch Covid-19 Neuland betreten hat, wobei die kurz- und mittelfristigen Aussichten schlecht, ernst und sehr herausfordernd sind.”

Welchen Einfluss die steigenden Temperaturen und die geringen Niederschläge – der vergangene März war der trockenste seit Beginn der Aufzeichnungen und die Temperaturen lagen um 1,5°C über dem Durchschnitt – auf die Wollproduktion auf den Falklands haben, bleibt abzuwarten.

Quelle: Penguin News, MercoPress

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