Vor knapp sechs Jahren hatte Longyearbyen die Idee, den Hafen auszubauen und unter anderem ein neues Quai zu errichten. Die Idee wurde weiter ausgedehnt und im Nationalen Transportplan Norwegens für 2018 – 2029 mit insgesamt €26 Millionen bedacht. Doch das Projekt wurde letztes Jahr vorübergehend von den nationalen Behörden auf Eis gelegt im Zuge der Neuausrichtung von Norwegens Tourismus- und Verkehrsplänen. Doch nun hat, passend zur Osterzeit, das Projekt Widerauferstehung gefeiert, jedoch mit einer grossen Änderung.
Nach den Plänen der norwegischen Küstenbehörde soll das neue, schwimmende Quai weiter östlich als geplant gebaut werden. Ursprünglich hätte das neue Quai nahe am Zentrum errichtet werden sollen, um Touristen einen längeren Fussmarsch auf der Strasse zu ersparen und vor dem Verkehr zu schützen. Doch der neue Ort ist die alte Stelle, wo heute bereits die Schiffe mit den Touristen anlegen. Der Vorteil dieser Stelle sei die grössere Landfläche hinter dem Steg, erklärt der Hafenmanager Kjetil Bråthen an einem Informationstreffen. «An der neuen Stelle liegt mehr Land hinter dem Quai. Dadurch haben wir die Möglichkeit, zum einen den Touristenquai und den Hafen weiter auszubauen und gleichzeitig den Landverkehr besser zu planen.»
Ein weiterer Punkt dürften wohl auch die Kosten sein. Denn das Prestige-Projekt, entworfen von den Star-Designern des Snøhetta Architekturteams, das ursprünglich rund €26 Millionen vom Staat erhalten wird, hätte an der ursprünglichen Stelle nochmals €17.5 Millionen zusätzlich gekostet. Zwar wird der Quai selbst von der norwegischen Küstenbehörde bezahlt. Doch der Ausbau an Land muss von Longyearbyen selbst bezahlt werden. Am neuen Ort können gewisse Infrastrukturen, die bereits existieren (Wasser, Strom) einfacher ausgebaut werden. Trotzdem wird dieser Ausbau insgesamt €2 Millionen kosten, davon allein die Abwasserentsorgung rund €1.1 Millionen. «Diese Kosten hätten wir aber sowieso. Wir haben schon seit Jahren über eine Verbesserung des Hafenareals gesprochen,» erklärt Bråthen weiter. Auch Arid Olsen, der Gemeinderatspräsident, sagt, dass es nun an der Lokalverwaltung liegt, die Pläne auf politischer Ebene voranzutreiben und die Gelder freizugeben.
Um die neue Anlegestelle überhaupt bauen zu können, muss auch ein neuer Pier gebaut werden. Diese zusätzlichen Kosten würden aber das Projekt insgesamt nicht signifikant verteuern, meinen sowohl die lokalen wie auch die norwegischen Behörden. Ein viel wichtigerer Punkt ist die Wasserversorgung. Denn mit der grösseren Zahl an Schiffen, die Wasser bunkern wollen, muss die Versorgung der gesamten Gemeinde neu beurteilt werden. Gegenwärtig kann sich Longyearbyen zwei Tage mit Reserven überbrücken, wenn der Hauptquelle etwas passieren sollte. Diese ist bereits zu knapp und würde sich mit dem neuen Pier noch verschärfen. Darum ist ein neues Lagerbecken notwendig, das ist allen klar. Doch wo es gebaut werden soll, darüber ist man sich noch nicht einig. Lange wird man aber nicht mehr diskutieren können, denn das neue Quai soll bald die ersten Schiffe in Empfang nehmen können und den Touristen ein schönes Ankunftsbild bieten können.
Quelle: Svalbardposten