Russische Fallschirmjäger springen aus 10.000 Meter | Polarjournal
Am 26. April 2020 schrieben russische Fallschirmjäger mit einem Absprung aus 10’000 Meter Geschichte. (Russisches Verteidigungsministerium)

Russische Fallschirmjäger sprangen einer nach dem anderen aus 10.000 Meter Höhe aus einem Frachtflugzeug ab. Der Sprung erfolgte über Aleksandra Land, die westlichste Insel auf dem Archipel von Franz Josef Land.  Das hat es in der Welt bisher noch nie gegeben und ist nur in Russland möglich, schwärmt ein Oberst der russischen Spezialkräfte.

Neben dem Absprung der Fallschirmspringer aus der Iljuschin-76 wurden auch Ausrüstungsgegenstände abgeworfen. (Russisches Verteidigungsministerium)

Eine Gruppe russischer Fallschirmjäger setzt sich aus einer Höhe von 10.000 Metern ab und landet Minuten später in einem Einsatzgebiet in der Arktis. „So etwas hat vor uns noch keiner getan“, sagt Generalleutnant Junus-Bek Jewkurow, russischer Vize-Verteidigungsminister, in einer Mitteilung des Ministeriums. Der Einsatz erfolgte als Teil eines gemeinsamen Trainings mit den Erkundungseinheiten der russischen Luftlandetruppen.

Die Fallschirmspringer machen sich bereit für den Absprung aus 10’000 Meter. (Russisches Verteidigungsministerium)

„Sprünge dieser Art sind aus vielen Gründen riskant“, erklärt ein Oberst der russischen Spezialkräfte. „Die Höhe vor allem. Standardfallschirme der russischen Armee sind für Höhen von maximal 8.000 Metern ausgelegt, weshalb hier Spezialschirme nötig waren. Die Luft ist in 10.000 Metern sehr sauerstoffarm, also mussten Sauerstoffmasken benutzt werden. Die Eiseskälte kommt noch hinzu. Kurzum – die Fallschirmjäger müssen physisch und psychisch mehr als topfit sein.“

Der Absprung aus 10’000 Meter ist bei einer Temperatur von ca. -60 Grad Cel. in dieser Höhe geprägt von Kälte und einer enormen Beschleunigung nach dem Absprung. (Russisches Verteidigungsministerium)

Laut Generalleutnant Jewkurow haben die Fallschirmjäger bei der Luftlandeoperation spezielle Gleitschirme, Sauerstoffgeräte und persönliche Schutzausrüstung eingesetzt, die es ihnen ermöglichten, den Auftrag unter den Bedingungen der Arktis erfolgreich auszuführen. Der Auftrag der Übung bestand darin, gemeinsam mit Luftlandeeinheiten der russischen Spezialkräfte und mit einer taktischen Gruppe der Nordmeerflotte eine gegnerische Späh- und Störtruppe aufzuklären und zu zerschlagen.

„Eine weitere Schwierigkeit bei Fallschirmeinsätzen in der Arktis ist das Fehlen jeglicher Orientierungsmöglichkeiten. Am Boden ist alles nur weiß, Systeme zur Anleitung sind nicht vorhanden. Alles, worauf man sich verlassen kann, sind Handnavigationsgeräte. Aber man muss dafür sorgen, dass sie in der arktischen Kälte auch funktionieren“, erklärte ein Offizier.

Die Landung nach dem Sprung aus 10’000 Meter erfolgte auf Aleksandra Land, der westlichsten Insel auf dem Archipel von Franz Josef Land. (Russisches Verteidigungsministerium)

Nach der Landung im arktischen Einsatzgebiet klärten die Fallschirmjäger das gegnerische Lager auf und übermittelten dessen Koordinaten an eine Jagdbombereinheit, die die Späh- und Störtruppe attackierte. Im Anschluss an den Luftangriff stürmten die Fallschirmjäger das gegnerische Lager zur endgültigen Zerschlagung des Gegners im Feuergefecht. Nach dem Kampfeinsatz absolvierten die Fallschirmjäger ein arktisches Überlebenstraining.

Anschließend verließen sie das Einsatzgebiet mit einem Truppentransporter vom Typ „Witjas“. Hier auf einer Truppenparade zu sehen. (Foto: Vitaly V. Kuzmin)

Einsatzübungen dieser Art sollen in verschiedenen Gebieten der Arktis zu unterschiedlichen Jahreszeiten erfolgen: „Der Sommer in der Arktis hat auch seine Besonderheiten für den Truppeneinsatz“, erklärt Vize-Verteidigungsminister Jewkurow. „Die Spezialtruppen müssen dann im sumpfigen Gelände, ohne Straßen und Wege zurechtkommen“ – eine Herausforderung für sich, deren Bewältigung trainiert werden will.

Heiner Kubny, PolarJournal

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