Grönland und Dänemark bilden eine neue Arktis-Plattform | Polarjournal
Die Regierung von Grönland besteht zurzeit aus 8 Mitgliedern von denen 7 der Regierungspartei angehören. Das Kabinett von Premier Kim Kielsen, das fünfte seit seinem Amtsantritt 2014, besteht seit April 2019. Bild: Nanopixi, Wikipedia

Die Arktis hat in den letzten Jahren nicht nur in Sachen Klimaveränderung einen massiven Interessensprung erfahren. Auch wirtschaftlich und sozialpolitisch ist die Region stärker in den Fokus des allgemeinen Interesses geraten. Für Grönland, das seit 2009 sich in fast allen Bereichen (Ausnahme: Aussen- und Verteidigungspolitik) selbstverwaltet, ist dieses Interesse durchaus willkommen. Denn die grösste Insel der Erde deckt praktisch alle Facetten der Arktis ab und möchte eine Vorreiterrolle für arktische Belange einnehmen. Um die verschiedenen Aspekte besser koordinieren zu können, hat nun die Regierung in Nuuk gemeinsam mit Dänemark das International Arctic Hub gegründet.

Das Ziel dieses neuen Hubs soll es sein, eine einheitliche und einzigartige Plattform für die grönländische und dänische, aber auch internationale Polarforschung und deren Akteure zu bieten. Vor allem in den Bereichen Forschung, Bildung, Kooperation und Kommunikation zwischen verschiedenen Interessenvertreter und der Allgemeinheit möchte die IAH eine Brücke bilden und helfen, die verschiedenen Forschungs- und Arbeitsbereiche besser zu organisieren und gegen aussen zu kommunizieren. Als erstes haben beide Seiten nun einen Leitungsvorstand ausgewählt, der die Belange des IAH verwalten wird. Die dänische Bildungs- und Forschungsministerin Ane Halsboe-Jørgensen setzte den Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des dänischen Meteorologischen Institutes, Dr. Ulrik Smith Korsholm, als Vorstandsvorsitzenden ein. Die restlichen sieben Mitglieder, sowohl aus Grönland wie auch aus Dänemark, wurden von der dänischen Forschungsagentur und der grönländischen Regierung ernannt.

Der neue Vorstandsvorsitzende des IAH, Ulrik Smith Korsholm, ist auch der Leiter der Forschungsabteilung des dänischen Meteorologischen Instituts. Der promovierte Modellierer leitet seit knapp 4 Jahren den Bereich Forschung und Entwicklung. Davor war er Chef der Klimaforschungs- und Arktisabteilung des Instituts. Bild: DMI

Der Schritt zur Bildung einer solchen Plattform kommt zu einem günstigen Zeitpunkt, wie der designierte Leiter der IAH, Dr. Ulrik Korsholm, meint. «Der Schwerpunkt (der IAH) liegt auf der Arktis und grösseres Wissen über die Arktis ist sehr gefragt. Dänemark und Grönland können gemeinsam eine Plattform für die internationale Zusammenarbeit schaffen, die die Nutzung der in Grönland durchgeführten Forschung verbessern kann. Dieses Wissen kann sowohl den Einwohnern, wie auch Unternehmen und der globalen Gemeinschaft zugutekommen.» Neben dem promovierten Computermodellierer sind Vertreter aus weiteren Fachbereichen wie Bildung, Wirtschaft, Forschung und Tourismus vertreten, um einen möglichsten breiten Interessenkreis abzudecken. Die erste Aufgabe des neugewählten Vorstandes wird die Suche nach einem Geschäftsführer sein. Dessen Aufgaben sind dann der Tagesbetrieb und die weitere Entwicklung des IAH. Dafür stellen Dänemark und Grönland rund € 500’000 jährlich zur Verfügung.

Grönland wird, wie viele andere arktische Nationen, besonders stark durch die Klimaveränderungen getroffen. Neben den ökologischen Konsequenzen müssen sich auch die Wirtschaft und die Gesellschaft auf neue Bedingungen einstellen. Der IAH soll dabei helfen. Bild: Michael Wenger

Sowohl für Dänemark wie auch für Grönland ist die Bildung des IAH ein wichtiger Schritt, jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Während für Dänemark besonders aussen- und sicherheitspolitische Faktoren mitspielen, ist es für Grönland wichtig, seinen Polarforschungsbereich weiter zu entwickeln. Dänemark muss sicherstellen, dass ihnen weder die USA oder andere Staaten, die ein grosses Interesse an Grönland haben, die Vormachtstellung streitig machen. Das Vorgehen der USA mit dem Wirtschaftshilfspaket und dem Kaufangebot von Trump haben zu Befremden bei der dänischen Regierung geführt. Dagegen ist die Plattform für Grönland ein wichtiger Schritt zur weiteren Etablierung als Arktisvertreter, besonders in der Forschung. Denn an vielen der gegenwärtig laufenden Forschungsprogramme auf der eigenen Insel ist Grönland nur am Rande beteiligt. Dies will die Regierung unter Premier Kim Kielsen ändern und zurzeit arbeitet die Naalakkersuisut (Regierung) mit Hochdruck an einer eigenen Forschungsstrategie. Der IAH als Teil der Strategie soll Grönlands Forschung in die Zukunft führen.

Quelle: Regierung von Grönland

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