Die Antarktis bietet für viele Wissenschaftler eine Möglichkeit, ihre Forschungsarbeiten ungestört durchführen zu können. Auch den Weltraum abhorchen gehört dank der klaren Luft und dünnen Atmosphärenschichten dazu. Gleichzeitig hat die Antarktis auch schon seit langer Zeit Künstler inspiriert, darunter auch zahlreiche Musiker. Nun hat eine Zusammenarbeit zwischen einem Wissenschaftler der British Antarctic Survey, einem Musiker und einer Kunstingenieurin zu einem einzigartigen Album geführt. Geräusche der Erde in Richtung, aufgenommen an der britischen Antarktisstation Halley VI, in Kombination mit entspannender Musik.
Das Album, das eben erst veröffentlicht worden ist, beinhaltet eine Mischung aus Aufnahmen von Radiowellen, die von der Erde produziert werden und von Weltraumwetter-Spezialist Dr. Nigel Meredith aufgenommen worden sind und Klavierbegleitung durch den Musiker Kim Cunio von der australischen Nationaluniversität. Dazu werden Bilder der Künstlerin Diana Scarborough gezeigt. Das Album ist Teil eines fortlaufenden Projektes namens «Sounds of Space». In diesem Projekt werden die Radiowellen, die an der Station Halley VI aufgenommen und für Forschung über Weltraumwetter und -stürme verwendet werden, auch in künstlerische Projekte integriert.
Die Wellen, die an der Station aufgenommen werden, sind auf natürliche Art entstanden, vor allem durch Sonnenstürme und Blitzaktivitäten. Die dabei entstehenden Wellen liegen im Ultrakurzbereich und besitzen dieselben Frequenzen wie die hörbaren Geräuschwellen. «Wir benutzen diese Wellen, um die Wissenschaft hinter Weltraumstürmen zu erforschen, unser Verständnis über mögliche Einflüsse des Weltraumwetters auf unser Klimasystem zu verbessern und um Blitze zu entdecken», erklärt BAS-Mitarbeiter Dr. Nigel Meredith. «Als einen zusätzlichen Pluspunkt können diese Radiowellen auch direkt in hörbare Laute umgewandelt werden und entpuppen sich so als eine Reihe von komischen, aber wundervollen Geräuschen, die auch als «Sounds of Space» bekannt sind.» Dabei können die Forscher zwei verschiedene Formen von Geräuschen unterscheiden: die «Spherics», die von Lichtblitzen ausgesendet werden und die «Choremissionen», die durch Elektronen entstehen, wenn diese in die Magnetosphäre der Erde eindringen, besonders nach geomagnetischen Stürmen. Letztere hören sich wie das Gezwitscher von Vögeln an.
Aus den Daten von vier Jahren, in denen die Station die Radiowellen aufgenommen hatte, wählten das Team eine 24-Stunden-Spanne aus dem Jahr Winter 2012 (kurz nach dem Bau der Station) aus, die danach vom Musiker Kim Cunio mit einem Klavier unterstrichen wurden. Die ganzen Aufnahmen wurden auf 90 Minuten Länge gekürzt und in insgesamt 11 Tracks geschnitten, die auf dem Album Aurora Musicalis jetzt veröffentlicht worden sind. Der Musiker Kim Cunio meint dazu: «Aurora Musicalis ist das Beispiel dafür, dass Kunst und Wissenschaft zusammenarbeiten können, nicht nur zur Unterhaltung (…), sondern auch um uns darin zu vereinen, die Geschichte unseres Planeten zu erzählen, der mit viele Stressoren kämpft, die jede innerhalb einer Generation unsere Zivilisation verändern kann. Wir müssen Wissenschaftlern vertrauen, die von Natur aus keine Aktivisten sind, sondern die Wahrheit erzählen und von politischen oder sozialen Konflikten, die durch ihre Erkenntnisse entstehen, zurückziehen. Musik und Kunst spielen eine Rolle, um uns dazu zu bringen, die dringende und sofortige Versorgung zu ermöglichen, die unser Planet benötigt.»
Auch die Künstlerin Diana Scarborough, die für die Bildaufnahmen und -bearbeitungen des Projektes verantwortlich ist, ist der Meinung, dass das Projekt den Menschen eine neue Perspektive über Wissenschaft und Kunst bieten kann. «Dieses Album bietet ein emotionales Refugium für Klang, eine gemischte Palette von Daten und Musik, die Schönheit zeigt und zu einem tieferen Verständnis der natürlichen Klänge der Erde führt. Unsere «Sounds of Space»-Projekte entstehen durch einen gemeinsamen Prozess des kreativen Engagements, der disziplinübergreifenden Zusammenarbeit und der Ergebnisse, die immer unterschiedlich sind», sagt die Künstlerin. «Wir haben Filme, Performances und Vorträge erstellt, die vom Weltraumwetter inspiriert sind, aber ein Album zu veröffentlichen ist eine Premiere. Unterschiedliche Ergebnisse lösen durch Schönheit und Eintauchen eine emotionale Reaktion aus, die zu einem tieferen Verständnis der Wissenschaft führt.» Das Album ist unten oder auf der Webseite des Projekts gratis zum Herunterladen verfügbar.
Quelle: British Antarctic Survey
Link zur Webseite und zum Herunterladen