Cleanup for Sarah — Globale Aufräumaktionen ab 12. Juni | Polarjournal
Im letzten Jahr beteiligten sich zahlreiche Menschen auf der ganzen Welt an Aufräumaktionen, um das Engagement von Sarah Auffret weiterzutragen. Dieses Jahr sollen sie fortgeführt werden. Foto: Julia Hager

In der Zeit vom 12. bis 21. Juni 2020 sind Menschen auf der ganzen Welt zum zweiten Mal dazu aufgerufen, anlässlich Sarah Auffret’s Geburtstag ein Cleanup durchzuführen, also die Natur von Müll zu befreien. Sarah war Umweltbeauftragte der AECO und kam am 10. März 2019 auf ihrem Weg zum UN Environment Assembly in Nairobi bei dem tragischen Flugzeugabsturz in Äthiopien ums Leben.

Über die zunehmende Verschmutzung der Arktis und Antarktis mit Plastik haben wir auf PolarJournal bereits mehrfach berichtet. Mit jeder neuen Studie finden Wissenschaftler größere Mengen an Kunststoff, mehr Tierarten, die betroffen sind, gravierendere Auswirkungen auf die Ökosysteme und Kunststoffe an Orten und in Regionen, wo sie bisher nicht nachgewiesen worden sind.

Die Polargebiete sind besonders fragile Lebensräume und haben zusätzlich zur Verschmutzung bereits mit anderen Katastrophen wie der Erderwärmung zu kämpfen. Daher setzen sich die beiden Verbände der Touranbieter in der Arktis und Antarktis AECO (Association of Arctic Expedition Cruise Operators) und IAATO (International Association of Antarctica Tour Operators) dafür ein, eine zusätzliche Verschmutzung der Polarregionen durch die touristische Schifffahrt auszuschließen. Neben den ohnehin bestehenden strengen Regeln zur Müllentsorgung wirken sie darauf hin, dass der Gebrauch von Einweg-Plastik und Mikroplastik auf Kreuzfahrt- und Expeditionsschiffen in der Arktis und Antarktis drastisch reduziert oder eliminiert wird. Zudem haben beide Verbände Richtlinien für die Passagiere zur Müllvermeidung im Vorfeld der Reise, an Bord und bei Landgängen entwickelt. Die entsprechenden Maßnahmen werden unter anderem im Rahmen einer Partnerschaft mit der Clean Seas-Kampagne der Vereinten Nationen ausgearbeitet.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) startete die Clean Seas-Kampagne im Februar 2017 mit dem Ziel, Regierungen, die Gesellschaft und die Privatwirtschaft in den Kampf gegen die marine Plastikverschmutzung miteinzubeziehen. Bis 2022 sollen die Ursachen der Meeresverschmutzung mit Plastik an der Wurzel gepackt werden, indem die Produktion und der Verbrauch von Einwegkunststoffen ins Visier genommen werden.

An den Stränden im Norden des Svalbard-Archipels wird besonders viel Müll angespült. Hier helfen Passagiere einer Expeditionsreise mit Oceanwide Expeditions, einen Strand auf der Phippsøya vom Müll zu befreien. Foto: Julia Hager

Wer bereits einmal mit einem Expeditionsschiff im polaren Norden, vor allem um Spitzbergen, unterwegs war, erinnert sich vermutlich an die großen Mengen von angespültem (Plastik-)Müll an einigen Stränden. Kaum einer der Passagiere kann einfach daran vorbeigehen und so kommen viele mit Armen voller Plastikflaschen, Joghurtbecher, riesigen Folien, Leinen, Netzen oder kleinsten Krümeln Mikroplastik zurück zur Landestelle. Ein Touranbieter rief daher vor etwa 20 Jahren die Cleanup Svalbard-Kampagne ins Leben, unterstützt vom Gouverneur von Svalbard. Die Passagiere auf Expeditionsschiffen helfen so mit, in jeder Saison drei bis vier Tonnen Müll von den Stränden Spitzbergens zu entfernen. Die Reederei Oceanwide Expeditions bietet sogar jedes Jahr eine spezielle Reise an, bei der neben den Ausflügen in die Natur Spitzbergens auch das Aufsammeln von Plastik und anderem Müll im Vordergrund stehen. Auf Spitzbergen wird der gesammelte Müll in einem eigens aufgestellten Container im Hafen von Longyearbyen entsorgt. 

Müll in der Natur ist nicht nur an abgelegenen Stränden ein Problem, sondern auch in der Natur vor unserer Haustür, wie hier im Zamser Grund in Österreich: die Ausbeute einer kurzen Wanderung vom Schlegeisspeicher zur Lavitzalm. Foto: Julia Hager

Sarah Auffret war bei der AECO für die Entwicklung und Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen in der Arktis verantwortlich. Am 16. Juni, ihrem Geburtstag, und in den Tagen davor und danach werden Menschen auf der ganzen Welt ihre Umgebung bei Aufräumaktionen säubern, um Sarahs Engagement weiterzutragen. Denn nicht nur in der Arktis, in die wir zur Zeit nicht reisen dürfen, sondern auch in der Natur vor unseren Haustüren finden wir achtlos hinterlassenen Müll. Viele Umweltverbände und Forstverantwortliche beklagen, dass noch mehr Müll in den Wäldern und Wiesen liegengelassen wird, weil mehr Menschen sich dank COVID-Krise in Nahrerholungsgebieten aufhalten.

Sarah Auffret, die lange Jahre als Guide und Expeditionsleiterin in Polarregionen gearbeitet hatte, begann ab Mai 2018 bei der AECO sich intensiv für eine effektive und nachhaltige Umweltpolitik innerhalb der Expeditionsreisebranche einzusetzen. Sie erreichte innert kürzester Zeit bei vielen Reedereien und Betreibern ein Umdenken in deren Nachhaltigskeitspolitik. Im März 2019 kam Sarah beim Ethiopian Air-Absturz ums Leben. Bild: Edda Falk, AECO

Auch wir von PolarJournal möchten unsere Leser dazu ermuntern, in der Zeit vom 12. bis 21. Juni (und gerne darüber hinaus) ihre Umgebung von Müll zu befreien — sei es der Lieblingsspazierweg, ein Flussufer, ein Wanderweg im Wald, ein Strand oder ein Berggipfel. So ist die Erholung auch in Zukunft gesichert. Im besten Fall hinterlässt eure Aufräumaktion nicht nur eine saubere Natur, sondern auch etwas mehr Bewusstsein bei anderen und vielleicht sogar den Verursachern. Alles, was ihr benötigt, sind ein Eimer (oder Müllbeutel) und (möglichst wiederverwendbare) Handschuhe.

Wenn ihr möchtet, könnt ihr euer Cleanup in eine Karte eintragen, auf der ersichtlich ist, wo auf der Welt Menschen Cleanups for Sarah durchführen. Hier geht’s zur Karte.

Eine Anleitung, wie ihr euer Cleanup in die Karte eintragen könnt:

Einige Cleanups sind bereits eingetragen. Klickt auf den Stift in der rechten oberen Ecke, um eure Aktion hinzuzufügen.
Sucht das Gebiet eures Cleanups auf der Karte und klickt oben rechts auf den Marker, um dann mit einem Mausklick auf der Karte den genauen Ort auszuwählen.
Es öffnet sich rechts eine Bearbeitungsleiste und ihr braucht nur noch einen Namen und eine kurze Beschreibung eures Cleanups einzutragen. Wenn ihr fertig seid, einfach auf ‚Save‘ klicken und der Marker, der euer Cleanup zeigt, ist in der Karte gespeichert.

Zusätzlich könnt ihr Fotos von eurem Cleanup mit den Hashtags #cleanupforsarah und #polarjournal auf Facebook oder Instagram posten. Darüber solltet ihr jedoch eventuell noch bestehende Abstandsregeln oder Kontaktbeschränkungen nicht vergessen.

Quellen : AECO, IAATO, UN Clean Seas, Julia Hager

Links:
Richtlinien der AECO für Passagiere
Richtlinien der AECO zur Kampagne Cleanup Svalbard
Richtlinien der IAATO für Passagiere
Clean Seas Kampagne des Umweltprogramms der Vereinten Nationen

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