Svalbard öffnet sich schrittweise | Polarjournal
Schon bald wieder Wirklichkeit – spannende Zodiac-Exkursionen in Spitzbergen. Im Hintergrund die MS «Plancius» der niederländischen Reederei Oceanwide Expeditions. (Foto: Heiner Kubny)

Am 12. Juni gab die norwegische Regierung bekannt, dass der Betrieb von Expeditionskreuzfahrten auf Spitzbergen unter bestimmten strengen Auflagen wieder erlaubt sein wird. Die Entscheidung beruht zum Teil auf einer gründlichen Arbeit an der Erstellung von Richtlinien zur Infektionskontrolle für die Expeditionskreuzfahrt-Industrie, die von mehreren Regierungsinstitutionen und lokalen Interessenvertretern in Zusammenarbeit mit der AECO, dem Verband der Betreiber von Arktisexpeditionskreuzfahrten, durchgeführt wurde.

Auf Entdeckungs-Tour im Nordwesten von Spitzbergen. (Foto: Heiner Kubny)

AECO-Geschäftsführerin Frigg Jørgensen ist sehr zufrieden: „Wir freuen uns, dass die norwegische Regierung und die lokalen Interessenvertreter Entschlossenheit, Bereitschaft und Kooperation zeigen, sich wieder für Expeditionskreuzfahrten in Spitzbergen zu öffnen, was ein wichtiger Beitrag zur lokalen Tourismuswirtschaft ist“.

Die Richtlinien der Infektionsbekämpfungsindustrie für Expeditionskreuzfahrten auf Spitzbergen bauen auf vergleichbaren allgemeinen Richtlinien der Tourismusindustrie für Spitzbergen auf, die die Behörden zuvor in enger Zusammenarbeit mit Visit Svalbard, dem örtlichen Fremdenverkehrsamt in Longyearbyen, erstellt haben. Die Wiedereröffnung wird im Rahmen der bereits bestehenden nationalen Vorschriften für Einreise- und obligatorische Quarantänebestimmungen erfolgen, die beispielsweise vorsehen, dass während einer schrittweisen Annäherung Bewohner Norwegens – und ab dem 15. Juni mit einigen Ausnahmen auch Bewohner der nordischen Länder – nach Svalbard reisen können

Ny Alesund – immer für eine Überraschung gut. Eine Forscherin mit ihren „Kindern“ unterwegs. (Foto: Heiner Kubny)

Strenge Maßnahmen

Sowohl die Behörden als auch die Kreuzfahrtindustrie nehmen angemessene Maßnahmen zum Schutz vor Kontamination sehr ernst, weshalb die Expeditionskreuzfahrtveranstalter in der ersten Phase der Wiedereröffnung sehr strenge Kriterien erfüllen müssen. Jørgensen stellt klar: „Dazu gehören unter anderem die Anforderung, nur die Hälfte der maximalen Passagierkapazität eines Schiffes zu befördern, eine erhöhte Anzahl von medizinischem Personal an Bord und Gesundheitszeugnisse für Gäste. Jeder Kreuzfahrtveranstalter wird individuelle Pläne auf der Grundlage der Richtlinien der Infektionsbekämpfungsbranche entwickeln und anwenden müssen, die dann vom Gouverneur von Svalbard geprüft werden“, sagt Frigg Jørgensen und fügt hinzu: „Es wird einige Zeit dauern, bis alle Kreuzfahrten – wie wir sie kannten – wieder aufgenommen werden können, aber dieser vorsichtige, schrittweise und verantwortungsvolle Beginn mit dem Expeditionskreuzfahrttourismus in Norwegen und Svalbard ist ein sehr wichtiger Schritt für die Expeditionskreuzfahrtindustrie und alle, die von der Einstellung des Betriebs betroffen sind. Dies ist ein Anfang, der Hoffnung für die Industrie und für andere Reiseziele gibt“.

Die umfassende Arbeit, die zu einem fast 100-seitigen Leitliniendokument zur Infektionskontrolle führte, wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Gesundheit und Pflege und der Abteilung für polare Angelegenheiten des Justizministeriums durchgeführt, während der Gouverneur von Svalbard als Vorsitzender des Svalbard Preparedness Council die Arbeit vor Ort koordiniert hat. Unter Mitwirkung des Krankenhauses von Longyearbyen, des Universitätskrankenhauses in Nordnorwegen, der lokalen Regierung von Longyearbyen, der Longyearbyen Business Association und Visit Svalbard hat AECO die Richtlinien zur Infektionskontrolle zu Papier gebracht.

Im Fall eines Covid-19-Ausbruchs an Bord müssen die Schiffe damit rechnen, nicht nach Longyearbyen fahren zu dürfen, sondern als nächsten größeren Hafen Tromsø anzulaufen.

Passagiere aus anderen als den genannten skandinavischen Ländern werden sich noch gedulden müssen. Die norwegische Regierung hatte angekündigt, sich bis zum 20. Juli zu einer eventuellen Öffnung für Touristen aus „nahegelegenen europäischen Ländern“ zu äußern.

Der Entscheid für nicht norwegische Reedereien im Sommer 2020 überhaupt nach Spitzbergen zu fahren dürfte schwierig sein, da erst am 20. Juli entschieden wird ob Passagiere nicht nordischer Länder überhaupt einreisen dürfen.

Die Bereitstellung der zur Zeit parkierter Schiffe, sowie die Überfahrt nach Spitzbergen benötigt zudem einige Wochen und bei Betriebsaufnahme wäre die Saison praktisch gelaufen.

Darüber hinaus werden die einzelnen Reedereien und Veranstalter entscheiden müssen, ob ein Betrieb ihrer Schiffe bei 50 % maximaler Kapazität wirtschaftlich möglich ist.

Quelle: Heiner Kubny, PolarJournal

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