Norilsk – weitere Öltanks könnten kollabieren | Polarjournal
Vertreter des russischen Umweltkontrolldienstes Rosprirodnadzor inspizieren vor Ort die Tankanlage in Norilsk. (Foto: rpn.gov.ru)

Die russische Umweltkontrollbehörde fordert Nornickel und seine Tochtergesellschaft Norilsk Taymyr Energy Company auf sein großes Brennstofflager zu schließen und die Lagertanks zu entleeren. Die Warnung des Umweltkontrolldienstes Rosprirodnadzor ergeht nach dem Auslaufen von mehr als 21.000 Tonnen Dieselöl in die örtliche Taymyr-Tundra von letzter Woche.

Mehr als 20.000 Tonnen Dieselöl ergossen sich in Norilsk aus einem beschädigten Tank. Gazprom Neft gehört zu den Unternehmen, die bei den Aufräumarbeiten mithelfen. (Foto: Gazprom Neft)

Nach Angaben von Rosprirodnadzorereignete sich die Umweltkatastrophe, nachdem das Betonfundament des Öltanks zu sinken begann. Darauf trennte sich der Tankboden von seinen Wänden, sodass sich das Dieselöl in die Umgebung ergoss.

Angst vor weiteren Leckagen

Das Tanklager befindet sich im Besitz der Norilsk-Taymyr Energy Company, einer Tochtereinheit des Bergbau- und Metallurgie-Unternehmen Nornickel. Errichtet wurde es im Jahr 1985. Laut den Verantwortlichen wurden die Tanks letztmals 2017-2018 inspiziert und repariert. Vor Ort befinden sich weitere vier ähnliche Lagertanks, von denen drei in Betrieb sind. Diese stehen nun unter besonderer Beobachtung und sind ein wichtiges Thema für die regionalen Umweltinspektoren.

In einem Brief an das Energieunternehmen Norilsk Taymyr warnt der Umweltinspektor nun davor, dass die verbleibenden Lagertanks das gleiche Schicksal ereilen könnte wie der erste eingestürzte Tank. Diese fassen zusammen mehr als 60.000 Tonnen Dieselöl.

Die Kontrollbehörde schlägt vor, dass das Unternehmen den gesamten Dieselkraftstoff aus den drei Tanks abpumpt und den technischen Zustand der Anlagen sorgfältig untersucht.

Der Klimawandel

Die russische Arktis gehört seit vielen Jahren zu den Regionen der Welt mit der schnellsten Erwärmung, und die Klimaveränderungen in diesem Gebiet sind heute immer dramatischer. Zu den Veränderungen, die sich vollziehen, gehört ein rascher Rückgang des Permafrosts, was zu großen Risiken für Siedlungen, Industrie und Infrastruktur in der Region führt.

Teile Nordsibiriens, darunter die Taymyr-Halbinsel, gehören zu den am stärksten betroffenen Gebieten. Die durchschnittlichen Wintertemperaturen haben in den letzten Jahrzehnten um etwa fünf Grad Celsius zugenommen und die Permafrost Schicht ist jährlich um etwa 10 cm geschrumpft.

In Gebieten mit Permafrost-Böden sind hunderte Lagertanks, welche beim Auftauen des Untergrundes gefährliche Situationen hervorrufen können. (Foto: Commersant)

Hunderte von Ölreservoirs

Die Lagerstätten in Norilsk fassen nur einen winzigen Bruchteil der Mengen an Öl und Ölprodukten, die in der russischen Arktis gelagert werden. Der Löwenanteil der russischen Ölproduktion wird im Norden des Landes gefördert, und die Lagerstätten, Pipelines und Terminals erstrecken sich über eine riesige Region.

Es wird befürchtet, dass es in näherer Zukunft schon bald an zahlreichen anderen Orten in der Arktis zu ähnlichen Ölverschmutzungen wie in Norilsk kommen könnte.

Heiner Kubny, PolarJournal

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