Wissenschaftler unter Spionageverdacht | Polarjournal
Professor Valery Mitko, Präsident der Arktischen Akademie der Wissenschaften Russlands. (Foto: submariners)

Die Beziehungen zwischen Moskau und Peking umfassen sowohl Zusammenarbeit als auch Wettbewerb. Der russische Arktis-Wissenschaftler Valery Mitko wurde im Februar unter Hausarrest gestellt und wegen Weitergabe von Informationen über russische U-Boot-Detektionstechnologie an China des Hochverrates angeklagt.

Valery Mitkon soll bei seinen Besuchen in China angeblich Geheimnisse verraten haben.(Foto: submariners)

Valery Mitko, Präsident der Arktischen Akademie der Wissenschaften Russlands, steht seit Februar unter Hausarrest. Er könnte bis zu 20 Jahre Gefängnis wegen Hochverrats verurteilt werden. Am 5. Juni verlängerte ein Gericht in St. Petersburg den Hausarrest von Mitko bis zum 10. Oktober. Dem Wissenschaftler ist es untersagt, direkt oder über Post, Internet oder Telefon mit anderen zu kommunizieren.

Der Anwalt von Mitko, Iwan Pawlow, sagte am 15. Juni, dass der Fall vom Föderalen Sicherheitsdienst (FSB) untersucht werde.

Russland plane, Valery Mitko, einen seiner führenden Arktis-Wissenschaftler, unter dem Vorwurf der Weitergabe von Staatsgeheimnissen an China vor Gericht zu stellen, sagte Anwalt Ivan Pavlov. Sein Klient sei zweimal im Jahr zu Konferenzen nach China gereist, wo er als Gastdozent bei Vorträgen Dokumente und Informationen präsentierte, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. „Da drin gab es überhaupt keine Staatsgeheimnisse. Wir halten diese Anschuldigungen für absurd“, sagte Pawlow und er hoffe, dass der Fall vor dem Prozess abgewiesen werde.

Russische Ermittler beschuldigen den 78-jährigen Akademiker, während eines Vortragsbesuchs in China Informationen über russische U-Boot-Detektortechnologie weitergegeben zu haben. Mitko bestreitet diese Vorwürfe vehement.

Verratsanklagen gegen Forscher und Wissenschaftler sind in Russland in den letzten Jahren zu einer Regelmäßigkeit geworden.

Die Nachricht über Mitko’s angeblichen Hochverrates kommt vier Tage, nachdem ein russisches Gericht einem 79-jährigen ehemaligen Weltraumforscher, Wladimir Lapygin, die vorzeitige Entlassung gewährte, der 2016 wegen Hochverrats zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

Lapygin, der für eine Forschungsabteilung der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos arbeitete, wurde ebenfalls für schuldig befunden, klassifiziertes Material an China weitergegeben zu haben, was er ebenfalls bestritt.

Unbestätigten Quellen zufolge sei Mitko beschuldigt worden, China Informationen über Methoden zur Aufspürung von U-Booten gegeben zu haben. (Foto: submariners)

In den letzten Jahren wurde gegen mehrere russische Wissenschaftler wegen angeblicher Kontakte mit ausländischen Regierungen ermittelt.

Nach Ansicht vieler Beobachter unterstreicht Mitkos Prozess die russische Besorgnis über Chinas globalen Aufstieg, und dies trotz der Entwicklung engerer Beziehungen zu Peking gegen die Vereinigten Staaten.

Die Arktis, Mitkos Spezialgebiet, ist einer der Bereiche, in denen China und Russland sowohl kooperieren als auch konkurrieren.

Russland ist ein wichtiger Akteur in der arktischen Region und hat seine militärische Präsenz stark ausgebaut.

Das durch die globale Erwärmung bedingte Abschmelzen des Eises in den Polarregionen könnte die Navigation über den Arktischen Ozean erleichtern, der eine neue und kürzere Route zwischen Europa und Asien darstellen würde.

China und Russland wollen auch die enormen Energieressourcen der Region erschließen. Moskau benötigt jedoch dringend chinesische Investoren für den Ausbau der arktischen Häfen und Infrastrukturen. Die Regierung in Moskau befürchtet jedoch, dass Peking eine Führungsrolle in der Region herausfordern könnte, wie es dies in Zentralasien bereits tut.

Heiner Kubny

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