Svalbards Öffnung geht voran, aber… | Polarjournal
Pünktlich zum Sommeranfang auf Svalbard (wenn der Schneestachel auf dem Operafjellet sich auflöst) wurde bekanntgegeben, dass nun neben den nordischen Ländern (ausser Schweden) auch die Schengen- und EU-Staaten wieder einreisen dürfen. Es gibt jedoch gewisse Einschränkungen. Bild: David Engmo, Svalbardposten

Seit im März Svalbard sich in den COVID-19-bedingten Lockdown begeben hat, waren Longyearbyen und der Archipel für Reisende etwa so leicht zu erreichen wie der Mars. Glücklicherweise blieb die Gemeinde von einem Virus-Ausbruch verschont und ab dem 1. Juni wurde eine schrittweise Öffnung gestartet. Nun hat die norwegische Regierung bekanntgegeben, dass ab dem 15. Juli Personen aus den Schengen-Staaten und der EU (inkl. EFTA) wieder nach Svalbard quarantänefrei einreisen dürfen.

«Die Beurteilung von Helse Nord RF (Gesundheitsservice Nord) weist darauf hin, dass eine Öffnung für Tourismus auf und um Svalbard möglich ist»

Norwegens Gesundheitsminister Bent Høie

Die Justizministerin Monica Maeland gab gestern in einer Pressemitteilung zusammen mit dem Gesundheitsminister und dem Transportminister die Neuigkeiten bekannt. Sie schrieb weiter, dass es wichtig für den Tourismus auf Svalbard sei, an der Öffnung Norwegens mitbeteiligt zu sein. Daher sollen sowohl Flüge wie auch Schiffe bis 500 Personen, die unter strikter Einhaltung von Schutzmassnahmen operieren dürfen, auch wieder Svalbard anlaufen dürfen. Gemäss Ministerin Maeland sind nach Abklärungen und Beurteilungen der verschiedenen Behörden die Gesundheits- und auch die Rettungsorganisationen bereit, eine grössere Zahl an Touristen auf Svalbard wieder zu empfangen.  «Die Beurteilung von Helse Nord RF (Gesundheitsservice Nord) weist darauf hin, dass eine Öffnung für Tourismus auf und um Svalbard möglich ist», schreibt der Gesundheitsminister Bent Høie

Auf Svalbard reisten letztes Jahr rund 63’000 Besucher ein, viele von ihnen per Schiff. Durch die Schutzmassnahmen vor COVID-19 brach der Tourismus komplett zusammen und hinterliess ein wirtschaftliches Loch von immensem Ausmass. Bild: Julia Hager

Einreisen ja, aber…

Doch die Minister machen auch klar, dass die Gesundheit und der Schutz der lokalen Bevölkerung und der Touristen immer noch Priorität haben. Transportminister Knut Arild Hareide hat beispielsweise angewiesen, keine touristischen Charterflüge zu erlauben. Auch für die Schiffe gelten strenge Massnahmen neben den bereits existierenden Beschränkungen in Bezug auf maximaler Passagierzahl. Schiffe mit reell über 500 Passagieren an Bord dürfen auch weiterhin nicht in Longyearbyen anlanden. Kleinere Schiffe, zu denen die Expeditionsschiffe gehören, dürfen nur mit der Hälfte der maximal möglichen Kapazität in Longyearbyen und auf Svalbard operieren. Ausserdem gilt die Einreiseöffnung nur für diejenigen Schengen- und EU-Staaten, die keine nationalen Quarantänemassnahmen aktiv haben und ihre Corona-Fälle im eigenen Land im Griff haben. Die Regierung behält sich auch das Recht vor, Anpassungen in jegliche Richtung weiterhin vorzunehmen.

Viele der Expeditionsreisenanbieter hatten bereits vor Monaten ihre Reisen in diesem Jahr abgesagt und versucht, die Passagiere auf nächstes Jahr umzubuchen. Auch die Frage, was mit Crews und Guides, die nicht aus dem EU- bzw. Schengenraum stammen, steht noch im Raum. Bild: Michael Wenger

Unsichere Entwicklung trotz Öffnung

Trotz der Freude über die Meldung und der Hoffnung in Longyearbyen, dass nun die Besucherzahlen doch noch steigen können, ist bereits jetzt klar, dass dieser weitere Schritt der Öffnung keine Rettung der Saison bedeutet. Denn viele der 63’000 Besucher, die letztes Jahr in Longyearbyen angekommen waren, kamen per Schiff. Und die Reedereien haben bereits vor Monaten ihre Fahrten zum arktischen Archipel abgesagt und bereiten sich auf eine veränderte Antarktis-Saison vor. Die einzige Gesellschaft, die momentan Svalbardfahrten mit Expeditionsschiffen anbietet ist Hurtigruten. Doch auch von dort wurde bekannt, dass die Buchungszahlen nur dürftig sind und bei rund etwa 30 Prozent liegen. Die meisten Menschen, die sich für eine Arktisreise in dieser Saison begeistern liessen, haben diese bereits umgebucht oder abgesagt. Ausserdem gilt immer noch ein Einreisestopp für Personen ausserhalb des Schengenraumes und der EU. Gegenwärtig melden die Tourismusverantwortlichen in Longyearbyen knapp 140 Übernachtungen in der Woche, Tendenz sanft steigend.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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