Australien plant neuen Flugplatz in der Antarktis | Polarjournal

Australien betreibt bis heute bei der Casey-Station einen Flugplatz in der Antarktis, bald soll bei der Davis-Station ein weiterer folgen. (Foto: Australian Antarctic Division)

Die erste gepflasterte Startbahn in der Antarktis ist der Realität einen Schritt näher gerückt. Australien schreitet mit seinen Plänen zum Bau einer 2.700 Meter langen befestigten Start- und Landebahn in der Nähe seiner Forschungsstation Davis voran. Die australische Regierung hat das mehrere Millionen Dollar teure Projekt nun ausgeschrieben

Die Start- und Landebahn «Wilkins Aerodrome» bei der Casey-Station ist auf Eis angelegt. Die Antarktis steht kurz davor 1.400 Kilometer weiter westlich, einen befestigten Flughafen zu bekommen. (Foto: Australian Antarctic Division)

Es wird eine knifflige Bauaufgabe sein. Neben dem Bau der Start- und Landebahn und der Anlagen des Terminals bleiben noch die logistischen Fragen des Transports von Ausrüstung, Material und Besatzung zur Baustelle. „Wenn es vorangeht, wird dies das bisher bedeutendste Infrastrukturprojekt in der Antarktis sein, und es ist in Umfang und Komplexität beispiellos“, sagte Kim Ellis, Direktor der Australian Antarctic Division und Projektbefürworter in einer Erklärung.

Eine abgelegene feste Start- und Landebahn zwischen Eis und Pinguinen

Der Standort Vestfold Hills basierte auf den Kriterien der baulichen Machbarkeit, Umweltaspekte und Nähe zu Bereichen von wissenschaftlichem Interesse.

Bis zu 100 Menschen leben und arbeiten in der unmittelbaren Umgebung der vorgeschlagenen befestigten Start- und Landebahn. Die nahe gelegene Forschungsstation Davis befindet sich auf 68° 34′ 36″ S, 77° 58′ 03″ E.

Die australische Antarktisabteilung beschreibt den Standort als überwiegend eisfrei und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 410 Quadratkilometern zwischen felsigen Hügeln. Die gepflasterte Start- und Landebahn und die Terminalanlagen würden etwa zwei Quadratkilometer einnehmen.

Die australische Forschungsstation Davis in der Antarktis. (Foto: Australian Antarctic Division)

Australien hat umfangreiche Interessen in der Antarktis und ist eine von sieben Nationen mit Gebietsansprüchen. Australiens territorialer Anteil macht 42,4% der Landmasse der Antarktis aus. Aber Australien hatte noch nie eine ganzjährige Landebahn auf dem gefrorenen Kontinent.

Eine Alternative zu einer 1.400 Kilometer entfernten Blaueis-Piste

Vor etwa 13 Jahren wurde am «Wilkins Aerodrome» in der Nähe der Forschungsstation Casey eine Landebahn aus blauem Eis eröffnet. Sie ist jedes Jahr zwischen Oktober und März in Betrieb und dient für Airbus-Versorgungsflüge von Hobart aus, Australiens Zielflughafen für Antarktisflüge.

Ein speziell modifizierter A-319 führt diese Flüge durch. Mit nur 38 Passagieren kann das Flugzeug ohne Auftanken in die Antarktis und zurück fliegen. Wilkins beherbergt auch einige Militärflugzeuge, die den Bedingungen gewachsen sind.

Aber Eislandebahnen haben ihre Grenzen. Die neue gepflasterte Start- und Landebahn in der Nähe der Davis-Station wird das ganze Jahr über einen zuverlässigeren Zugang zur Antarktis bieten. Außerdem ist der «Wilkins Aerodrome» zwar relativ nahe 70 Kilometer von der australischen Forschungsstation Casey entfernt, aber 1.400 Kilometer von Davis und noch weiter von der Forschungsstation Mawson.

Der neue Flugplatz wird auf festem Untergrund gebaut. Eine 4,5 Kilometer lange Strasse verbindet den Flugplatz mit der Davis-Station. (Foto: Australian Antarctic Division)

„Der vorgeschlagene Flugplatz wird dem australischen Antarktisprogramm einen bedeutenden Kapazitätsschub geben und die wissenschaftliche Forschung auf dem Kontinent revolutionieren. „Eine Luftfahrtkapazität, die regelmäßig und effizient Wissenschaftler und Instrumente in die Antarktis bringt, würde beispiellose Möglichkeiten bieten“.

Die neue Landebahn wird die Isolation verringern

Die Flüge zwischen Hobart und der neuen Landebahn würden für die 4.838 Kilometer lange Strecke etwa sechs Stunden dauern. Das ist eine erhebliche Verbesserung gegenüber den derzeit zweimal jährlich stattfindenden Nachschubbesuchen eines Eisbrechers. Diese sind nur vorbehältlich der Meereisbedingungen durchführbar. Mit Skiern ausgerüstete Flugzeuge fliegen auch von nahe gelegenen antarktischen Stationen ein und helfen derzeit, die Station Davis mit der Außenwelt zu verbinden.

Lage der vorgeschlagenen neuen asphaltierten Start- und Landebahn in der Nähe der Davis Station. (Foto: Australian Antarctic Division)

Berichten zufolge wird ein Großteil der neuen Start- und Landebahn in Australien vorgefertigt und per Schiff zum Standort transportiert werden. Dazu gehören 11.500 Zementelemente mit einem Gewicht von jeweils 10 Tonnen. Diese müssen vorgängig verbaut werden, bevor andere Infrastruktur wie Terminals, Beleuchtung und all die anderen Ausrüstungen, die eine Flugplatzfunktion ausmachen, eingebracht werden. Es wird eine große Arbeit sein.

Da andere Länder zunehmend Interesse an der Region zeigen, ist Australien bestrebt, seine Ansprüche in der Antarktis zu verstärken. Die australische Regierung sagt, die neue gepflasterte Start- und Landebahn würde Australiens Führungsrolle, seine langfristigen Interessen und seine wissenschaftlichen Aktivitäten in der Region stärken.

Heiner Kubny, PolarJournal / Simple Flying

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