20.07.2020 – Nordost-Passage eisfrei | Polarjournal
Noch nie war die Nordost-Passage so früh eisfrei. Bereits Anfang Juli 2020 war die Durchfahrt ohne grosse Probleme zu bewältigen.

Bereits Mitte Juli war der Nördliche Seeweg fast eisfrei, und am 20. Juli gab es über den riesigen Seeweg völlig offenes Wasser. Verantwortlich dafür ist im großen Ganzen der Klimawandel und in diesem Frühjahr die tropischen Temperaturen an der ostsibirischen Küste. Im Mai und Juni zeigten die Thermometer sechs Grad wärmere Werte als im langjährigen Mittel. Frühe Schneeschmelze und tauende Permafrostböden waren die Folge. Auch in der Laptewsee, auf halber Strecke der Nordost-Passage und der ostsibirischen See ist das Eis schneller zurückgegangen.

Der LNG-Tanker «Christophe-de-Margerie» beim Beladen im Umschlaghafen von Sabetta.(Foto: Dimitriy Monakov)

Mehr als 50 Schiffe sind derzeit auf der Route unterwegs, wie Zahlen der Northern Sea Route Administration zeigen. Am 26. Juli fuhren insgesamt 16 Tankschiffe auf dem östlichen Teil der Nördlichen Seeweges. Einige von ihnen waren kleine Tanker die zur Versorgung die großen sibirischen Flüsse hinauf gefahren sind.

Die ersten LNG-Tanker haben die Nordost-Passage bereits Ende Mai überquert, dies waren die frühesten Fahrten auf der Route überhaupt. Die erste Abfahrt von Sabetta nach China wurde am 18. Mai vom Eistanker «Christophe de Margerie» in Begleitung des atomgetriebenen Eisbrechers «Yamal» gestartet. Ihm folgte am 24. Mai der Tanker «Vladimir Voronin» in Begleitung des atomgetriebenen Eisbrechers «50 Let Pobedy».

Zuvor fuhren nur Schiffe der «Yamalmax»-Klasse von Februar bis Juli in diese Richtung. „Heute können wir garantieren, dass wir die Navigation in östlicher Richtung auf neun bis zehn Monate ausweiten und unseren Partnern den Zugang zu den Märkten im asiatisch-pazifischen Raum ermöglichen können“, sagte Mustafa Kashka, Leiter der Atomflot FSUE.

Der LNG-Tanker «Vladimir Voronin» wird mit Unterstützung des Atomeisbrechers «Yamal» durch die Nordost-Passage geführt.

Experimentelle Fahrten

Russland setzt große Hoffnungen auf Transporte auf der NOP und sieht sie als eine potenzielle Ost-West-Variante des Suezkanals. Bald können Transporte über diese Route, von Europa nach Asien, während neun bis zehn Monaten im Jahr durchgeführt werden, sagen Regierungsplaner.

Die rekordverdächtige Fahrt der «Christophe de Margerie» sollte zeigen, dass Transporte auch im dicken Frühjahrseis möglich sind. Insgesamt dauerte die Durchfahrt der «Christophe de Margerie» entlang der Nordseeroute 12,5 Tage, davon 11,2 Tage unter Eisbrecher-Unterstützung. Insgesamt wurden 2.500 Seemeilen zurückgelegt (2.100 mit einem Eisbrecher). Die durchschnittliche Geschwindigkeit betrug 8, 5 Knoten (7,9 Knoten in der Karawane), sagte der stellvertretende Generaldirektor von Sovcomflot Ewgeni Ambrosow.

Laut Sergey Frank, Vorstandsvorsitzender von Sovcomflot, wird seine Reederei in Zusammenarbeit mit dem Atomkraftunternehmen Rosatom und dem Erdgasproduzenten Novatek im Januar-Februar 2021 Versuchsfahrten über den östlichen und kompliziertesten Teil des Nördlichen Seeweges durchführen.

Freie Fahrt für Segelschiffe

Das Organisationskomitee der Expedition 2019-2020 rund um die Welt, an der Ausbildungsschiffe der Russische Bundesagentur für Fischerei beteiligt sind, traf sich am 20. Juli 2020 unter dem Vorsitz von Landwirtschaftsminister Dmitri Patrushev und beschloss, den 4-Mast Segler «Sedov» von Wladiwostok über den Nordost-Passage nach Kaliningrad in der Ostsee zu bringen.

Die «Sedov» ist das größte Segelschiff der Welt, das zu Ausbildungszwecken eingesetzt wird. Sein hundertjähriges Jubiläum soll im nächsten Jahr gefeiert werden.

Im Rahmen der Expedition rund um die Welt hat die «Sedov» bereits 179 Tage auf See verbracht und 23.000 Seemeilen zurückgelegt. Die erste Phase der Expedition wurde am 3. Juni 2020 in Wladiwostok abgeschlossen. Am 18. August 2020 soll das Schiff nach Pevek, in der NOP ablegen. Der Übergang entlang der Nordost-Passage ist für September bis November vorgesehen. Die Verwaltung des Nördlichen Seeweges wird für die Navigation auf der Strecke zuständig sein.

Heiner Kubny, PolarJournal

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