Brutale Jagdmethoden in Alaska wieder erlaubt | Polarjournal
Alaskas Bären sind nun nicht einmal mehr in ihren Höhlen während des Winterschlafs sicher. Seit Anfang Juli ist es wieder legal, Bärenmütter und ihre Jungen im Bau zu erlegen. Mit der Jagd im eigentlichen Sinne hat diese Praktik wenig zu tun. Foto: Ken Ilugnas/National Park Service

Alaskas Wildnis, die noch riesige, vom Menschen relative unbeeinflusste Gebiete umfasst, wird auf vielen verschiedenen Ebenen bedroht. Erst vor wenigen Tagen berichteten wir über den geplanten Straßenbau durch Karibu-Gebiet. Jetzt geht es um die unter Barack Obama im Jahr 2015 geänderten Jagdregeln im nördlichsten Bundesstaat der USA, nach denen bestimmte, als barbarisch bezeichnete Jagdmethoden auf öffentlichem Bundesterritorium – nationale Schutzgebiete – verboten wurden. Die Trump-Regierung kippte nun auch diese Umweltschutzvorschrift — eine von insgesamt einhundert. 

Nur knapp fünf Jahre blieben Raubtiere, Karibus und Elche in Alaska verschont von abscheulichen Praktiken bei der Trophäenjagd. Mit der Aufhebung des Verbots dürfen nun seit Anfang Juli Jäger wieder Schwarz- und Braunbären mit in Bacon-Fett getränkten Donuts anlocken; sie dürfen Schwarzbärenmütter und Jungtiere während des Winterschlafs in ihren Höhlen mit Scheinwerfern blenden und erschießen; sie dürfen Wölfe und Kojoten und ihre Jungen während der Aufzucht erschießen; sie dürfen schwimmende Karibus erschießen, auch vom fahrenden Motorboot; und sie dürfen Hunde für die Jagd auf Schwarzbären nutzen.

All diese Methoden sind von Wildtierschützern und Tierrechtsgruppen jahrelang angeprangert worden, weshalb sie im Jahr 2015 schließlich von der Obama-Regierung verboten wurden. Dem voraus ging auch ein Streit zwischen dem Ausschuss für Wild in Alaska und dem National Park Service darüber, wie der Staat Alaska mit seinen Raubtieren umgehen sollte. Dem Wildausschuss geht es vornehmlich darum, sicherzustellen, dass genügend Elche, Karibus und anderes Wild für Jäger zur Verfügung steht. Der National Park Service hat dagegen die Aufgabe, Wildtierpopulationen zu schützen, darunter auch Raubtiere wie beispielsweise Bären. Mit dem Verbot von 2015 wurde die Rolle des National Park Service klar festgeschrieben, indem eine Vorschrift erlassen wurde, die die Sportjagd und das Fallenstellen auf öffentlichem Bundesterritorium in Alaska abschaffte.

Neben Bären dürfen auch wieder Wölfe und Kojoten inklusive ihrer Welpen geschossen werden. Angeblich bleiben wegen der großen Zahl an Raubtieren nicht genügend Karibus und Elche für die Jäger übrig. Dabei gibt es gar keine Daten zu den tatsächlichen Individuenzahlen der Raubtiere. Foto: David Kopshever/National Park Service

Führende Politiker Alaskas und Jagdbefürworter sahen die von Obama eingeführten Regeln als Eingriff in die Rechte der Staaten und als Verletzung ihrer Lebensgrundlagen an. Senator Dan Sullivan aus Alaska, ein Republikaner, warf der früheren Regierung vor, sie habe einen «Angriff auf [Alaskas] einzigartige Wildmanagementbehörde» geführt, die nach Staats- und Bundesrecht geschützt sei. Laut Eddie Grasser, Direktor des Wildschutzes im Alaska Department of Fish and Game, werde die Taktik nur sparsam und hauptsächlich von Subsistenz-Jägern angewandt. Wenn dem wirklich so ist, stellt sich allerdings die Frage, weshalb die Senatoren und Jagdbefürworter die Aufhebung des Verbots so verbissen verfolgten. Schließlich war nicht die Jagd an sich verboten, sondern die brutalen Jagdpraktiken.

Wie Carson Barylak, Kampagnen-Managerin beim International Fund for Animal Welfare, anmerkt, werden zudem die Rechte der nicht-konsumierenden Nutzer, also derjenigen, die die Schutzgebiete besuchen, um Wildtiere zu beobachten, zu wandern, die Natur zu fotografieren und die einzigartige Ökologie der Landschaften zu genießen, völlig außer Acht gelassen. Ebenso unser gemeinsames Recht, eine Verbindung zur Natur herzustellen und die Wildtiere zu genießen, die auf öffentlichem Land geschützt werden.

Die jüngste Regelung, durch die nun also Jagdvorschriften des Staates Vorrang haben vor denen des Bundes, gründet auf einer Anordnung von Trumps erstem Innenminister Ryan Zinke. Der ehemalige Kongressabgeordnete aus Montana, der in seinem Büro in Washington einen ausgestopften Bären zur Schau stellte, unterzeichnete die Anordnung zur Ausweitung der Freizeitmöglichkeiten auf öffentlichem Grund und Boden, einschließlich Jagen und Fischen. Beamte des National Park Service gaben die Anordnung später als Grund für die Aufhebung des Verbots an.
Zinke ist passionierter Trophäenjäger und setzte während seiner Zeit als Innenminister die Aufhebung des Einfuhrverbots von Elefanten- und Löwentrophäen durch, beide im Stillen ohne Pressemitteilung. Weitere zweifelhafte «Errungenschaften» Zinkes sind die massiven Flächenreduzierungen zahlreicher US-Schutzgebiete und die drastischen Mittelkürzungen für wissenschaftliche und Umweltbehörden.
Präsident Trumps Sohn Donald Trump Jr. ist als begeisterter Großwildjäger ebenfalls Verfechter der Ausweitung von Jagdrechten auf Bundesterritorium — eine der Prioritäten der derzeitigen Regierung.

Auch Karibus sind von der wieder eingesetzten Regelung betroffen. Es ist wieder erlaubt, sie vom fahrenden Motorboot aus zu schießen, wenn sie einen Fluss oder einen See durchschwimmen. Foto: Kyle Joly/National Park Service

Nach Ankündigung der neuen Regelungen im Mai 2018 gab es Widerstand von 79 Kongressabgeordneten und Hunderten von Wissenschaftlern, die sich gegen die neue Vorschrift aussprachen. Sie sagen, es gebe „wenig wissenschaftliche Beweise“ dafür, dass eine Lockerung der Jagdregeln für Raubtiere und die Zulassung von Ködertechniken die Verfügbarkeit von anderem Wild erhöhen würde.

«Wir haben uns nie gegen die Jagd ausgesprochen, aber dies kann kaum als Jagd angesehen werden», sagt Theresa Pierno, Präsidentin und Geschäftsführerin der National Parks Conservation Association. «In Höhlen zu gehen, in denen Bären Winterschlaf halten, Jungtiere töten und Mütter töten, ist sicherlich nicht das Bild, das die meisten Menschen von der Jagd haben.»

Ihre Proteste blieben ungehört und so sind seit kurzem, rechtzeitig zum Sommer, diese Praktiken nun auf über 20 Millionen Hektar Wildnis in Alaska wieder legal. 

Julia Hager, PolarJournal

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