Neues Gesetz könnte Eisbären in den USA besser schützen | Polarjournal
Eisbärenmütter gebären und ziehen ihre Jungen in den ersten Monaten in einer Höhle gross. Erst ab April/Mai verlassen sie diese und versuchen, so schnell wie möglich auf das Packeis zu gelangen, um den Jungen Nahrung und Jagdunterricht geben zu können. Bild: Michael Wenger

Eisbären haben im US-amerikanischen Arktisgebiet einen schweren Stand, seit die Trump-Regierung an der Macht ist. Ausbau der Ressourcenförderung in Alaska, Umgestaltung des Gesetzes zum Schutz bedrohter Tierarten, die Liste ist lang. Seit Jahren kämpfen Umweltverbände, Natur- und Tierschutzorganisationen gegen den schleichenden Abbau zum Schutz der Arktis und der Eisbären, unter anderem auch im grössten Arktisschutzgebiet der USA. Nun haben sie unverhofft Hilfe von politischer Seite erhalten. Im Repräsentantenhaus wurde ein Gesetzesentwurf eingebracht, der für mehr Schutz von Eisbärenmüttern und ihren Jungen im Arctic National Wildlife Refuge (ANWR) sorgen soll.

Der Entwurf sieht vor, dass im ANWR, dem grössten arktischen Schutzgebiet der USA, nicht nur ein 1-Meilen (1.6 Kilometer) breiter Schutzstreifen rund um die Höhlen von Eisbären gelegt wird, sondern sämtliche Tätigkeiten und Massnahmen, die im Zusammenhang mit Ressourcenförderung stehen, in diesem Umkreis gesetzlich verboten werden. Gegenwärtig besteht lediglich ein Schutzmandat von der US Fisch- und Wildtierbehörde, welches nächstes Jahr auslaufen wird. Es ist anzunehmen, dass das Mandat nicht verlängert wird, da sowohl die Bundesregierung in Washington DC wie auch die staatliche Regierung in Anchorage, Alaska, stark auf den Ausbau der Erdölförderung am sogenannten North Slope, der Küste von Alaska, drängen.

Der demokratische Abgeordnete Jared Huffman (56) ist seit 2013 Vertreter für das nördliche Kalifornien im Repräsentantenhaus. Der Jurist setzt sich vor allem für Naturschutz, eine Trennung von Staat und Kirche ein und für mehr Politik, die auf Vernunft, Wissenschaft und Moralwerten basiert. Bild: US-Repräsentantenhaus

«Mein Entwurf verfolgt einen klaren und wissenschaftlich gerechtfertigten Ansatz, um die gefährdete Eisbärenpopulation vor den geplanten Förderaktivitäten im arktischen Refugium zu schützen»

Jared Huffman, demokratischer Abgeordneter des US-Repräsentantenhauses

Eingebracht wurde der Entwurf vom demokratischen Abgeordneten Jared Huffman (D-Kalifornien), um gegen den von Präsident Trump geplanten Verkauf von Förderrechten im Gebiet des North Slopes vorzugehen. «Mein Entwurf verfolgt einen klaren und wissenschaftlich gerechtfertigten Ansatz, um die gefährdete Eisbärenpopulation vor den geplanten Förderaktivitäten im arktischen Refugium zu schützen, während die Regierung weiterhin um ihren schlecht durchdachten Plan feilscht, eines der letzten heiligen amerikanischen Wildnisgebiete zu vermieten, auszubeuten und zu entwickeln», erklärt Huffman in einem Statement. Seiner Meinung nach hätte eine Fortführung der Pläne zu Förderung von Öl massive Konsequenzen für die Umwelt und die Tiere, schreibt er in seinem Statement weiter.

Zwei Studien, die in diesem Jahr erschienen sind, bilden den wissenschaftlichen Hintergrund für die Gesetzesvorlage. Beide zeigen, dass die gegenwärtigen Praktiken zur Entdeckung von Eisbärenhöhlen nicht für den Schutz genügen und dass Eisbärenmütter ihre Höhlen kaum freiwillig verlassen. Bild: Michael Wenger

Sein Entwurf greift die neuesten Erkenntnisse über Eisbärenmütter und die Nutzung der betroffenen Regionen auf. Denn vor kurzem haben zwei Studien gezeigt, wie wichtig ein umfassender Schutz von Gebieten rund um Eisbärenhöhlen sind: Zum einen zeigte eine Studie, dass Wärmebildkameras nicht zuverlässig sind, wenn es um das Aufspüren von Eisbärenhöhlen geht; zum anderen bewies eine andere Arbeit, dass Eisbärenmütter ihre Höhlen auch unter Stressbedingungen nicht aufgeben und so sich und ihre Jungen in Gefahr bringen, vor allem durch schwere Fahrzeuge, die dann über die Höhlen fahren. Dies soll in Zukunft nicht mehr geschehen, wenn es nach dem Willen von Huffman geht. Da die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus halten und auch im Senat gerade gewichtige Senatoren wie die Vertreterin von Alaska, Senatorin Lisa Murkowski durchaus Naturschutz Ernst nehmen, könnte das Gesetz angenommen werden und dem geplanten Verkauf der Rechte ein weiteres Hindernis in den Weg legen.

Die Karte zeigt die Grenzen des Arctic National Wildlife Refuge. Der schwarz schraffierte Teil ist das reine Wildnisgebiet, wo nach dem Willen der Regierung Trump Infrastruktur für die Erdölförderung an der Küste entstehen soll. Karte: US Fisheries and Wildlife Service

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Links zu den Studien:

Smith et al. (2020) PLOS One 15 (2) Efficacy of aerial forward-looking infrared surveys for detecting polar bear maternal dens

Larson et al. (2020) Arctic 73 (2) Human Interaction and Disturbance of Denning Polar Bears on Alaska’s North Slope

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