Kanadische Gwichin-Führer gegen Ölbohrungen | Polarjournal
Karibu in der Küstenebene des «Arctic National Wildlife Refuge». Die Küstenebene ist der Kalbungsplatz der Porcupine-Karibuherden, wobei 85 Prozent der Geburten der Herden in Kanada stattfindet. (Foto: Florian Schulz)

Die Führer der Gwichin im Yukon und in den Nordwest-Territories rufen die Gegner der Ölbohrungen in Alaskas arktischem Naturschutzgebiet «Arctic National Wildlife Refuge» auf, ihre Bemühungen zu verstärken. Die Gwitchin lebten als Nomaden und ernähren sich hauptsächlich durch die Jagd auf Karibus. Noch heute bezieht der Stamm aus der Porcupine-Karibu-Herde einen erheblichen Teil seiner Nahrung. Laut einer Meldung von CBC News erfolgte der Aufruf, nachdem die US-Regierung am Montag angekündigt hatte, dass sie bereits in diesem Jahr Öl- und Erdgas Abbaulizenz im Schutzgebiet verkaufen werde.

Bis Juli 2017 hatte die Porcupine-Karibuherden ein Rekordhoch von etwa 202.000 bis 235.000 Tieren erreicht. Sechzehn Jahre zuvor, im Jahr 2001, war dieselbe Herde nur halb so groß. Während andere Karibuherden um 90% zurückgegangen sind, ist die Porcupine-Karibuherde relativ stabil geblieben. (Foto: CPAWS)

„Die Gwichin werden weiterhin mit allen unseren Verbündeten vereint bleiben, um alles zu unternehmen, um einen Lizenzverkauf hinauszuzögern, und wir werden mit dieser Arbeit nicht aufhören, bis die Küstenebene des «Arctic National Wildlife Refuge» dauerhaft vor Öl- und Gasförderung geschützt ist“, sagte Großhäuptling Bobbie Jo Greenland-Morgan vom Gwichin-Stammesrat. Er sagte am Dienstag in einer Pressemitteilung, dass die von der US-Regierung durchgeführte Umweltprüfung der Ölbohrungen im Schutzgebiet überstürzt und unangemessen durchgeführt wurde und „es versäumt haben, diese Gebiete als die Lebensgrundlage der Gwichin anzuerkennen“.

Gwitchin-Chef Dana Tizya-Tramm sagte 2019 in Washington vor einem Unterausschuss des US-Kongresses zum Schutz des «Arctic National Wildlife Refuge» aus. (Foto: CBC)

Zeit das Bewusstsein zu schärfen

Der Regierungschef der Gwitchin, Dana Tizya-Tramm, sagte, das für die Entwicklung vorgesehene Gebiet umfasse die Kalbungsgebiete der Porcupine-Karibu-Herden, ein Zufluchtsort für 200 Arten von Zugvögeln und anderen Wildtieren. „Das «Arctic National Wildlife Refuge» ist genau das“, sagte Tizya-Tramm.

Da Arten auf der ganzen Welt durch den Klimawandel und andere Ursachen vom Aussterben bedroht seien, sei es jetzt an der Zeit, Stellung zu beziehen. „Die Menschen in den Vereinigten Staaten und Kanada wissen bereits, was richtig oder falsch ist, egal welche komplizierten Ausreden von irgendeiner Abteilung, einem Leiter oder einem Wirtschaftswissenschaftler kommen mögen“, sagte Tizya-Tramm.

Politisch motiviert, sagt der Analyst

Der Ansturm auf den Verkauf von Ölbohr-Lizenzen in der Zukunft scheint politisch motiviert zu sein, sagte der Öl- und Gasanalyst Doug Matthews, der nach einer 25-jährigen Karriere bei der Regierung der Nordwest-Territorien Berater wurde. Sollte die republikanische Parteiverwaltung bei den US-Wahlen im November aus dem Amt geworfen werden, würde der Verkauf mindestens einer Ölpacht vor der Übernahme durch eine demokratische Regierung es den Demokraten erschweren, Ölbohrungen zu verhindern, sagte Matthews.

Das rosafarbene Gebiet zeigt das aktuelle Wandergebiet der Porcupine-Karibuhherde; gelb ist die Grenze des «Arctic National Wildlife Refuge»; orange zeigt, wo sich die beiden überlappen. (Foto: CBC)

Befürworter von Bohrungen sagen, dass das geplante Gebiet Milliarden von Fässern Öl enthalten könnte. Matthews sagte jedoch, dass es möglicherweise keine Abnehmer geben wird. „Angesichts des heutigen Ölpreises und der Aussicht auf eine sinkende Nachfrage nach Öl wäre ich sehr überrascht, wenn ein Unternehmen für eines dieser Pakete bieten würde“, sagte er.

Ein zusätzlicher abschreckender Faktor sei, so Matthews, dass kontroverse Themen in den Vereinigten Staaten oft zu gerichtlichen Anfechtungen führen. „Ich denke, jedes Unternehmen, das sich in diesem Bereich engagiert, würde mit offenen Augen an die Sache gehen“, so Matthews.

Heiner Kubny, Polarjournal

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