Das Aquarium Oceanogràfic Valencia in Spanien vermeldete diesen Monat Nachwuchs bei den Eselspinguinen – dies an sich ist noch keine Besonderheit. Auch die Anzahl der Küken ist mit nur drei geringer als in anderen Jahren zuvor. Aber erstmals ziehen zwei Pinguin-Weibchen ein Küken in dem Aquarium auf.
Im Oceanogràfic Valencia leben 25 Eselspinguine (Pygoscelis papua), von denen in diesem Jahr nur drei Paare jeweils ein Küken haben. Das besondere Pärchen, Electra und Viola, bekam das Ei jedoch von ihren Pflegern untergeschoben, als diese bemerkten, dass die beiden Pinguindamen begannen, typisches Brutverhalten zu zeigen. Laut einer Pressemitteilung des Aquariums nahmen die beiden Weibchen Haltungen wie andere brütende Pinguine ein und bauten ein eigenes Nest aus Kieselsteinen.
Die Pfleger beobachteten das Verhalten von Electra und Viola eine Weile und beschlossen schließlich, ein befruchtetes Ei von einem anderen Paar zu nehmen und es von dem gleichgeschlechtlichen Paar ausbrüten zu lassen. Die beiden Weibchen adoptierten das Ei erfolgreich und kümmern sich nun um ihren ersten Nachwuchs.
Homosexualität im Tierreich ist durchaus nicht ungewöhnlich und wurde bei über 450 Arten beobachtet, sowohl in der Natur als auch in Zoos. Dennoch ist es immer wieder etwas besonderes, die erfolgreiche Jungenaufzucht eines gleichgeschlechtlichen Paares zu beobachten. Im Sea Life Sydney Aquarium in Australien bauten 2018 zwei Eselspinguinmännchen gemeinsam ein Nest, woraufhin die Pfleger ihnen zunächst ein «Übungsei» gaben. Sie erwiesen sich als aufmerksame Väter und bekamen daraufhin ein echtes Ei zum Ausbrüten. Auch im Sea Life London zogen im vergangenen Jahr zwei Pinguinväter ein Küken auf.
Bei Pinguinen sind immer beide Partner am Brutgeschehen beteiligt: sie beginnen mit dem gemeinsamen Nestbau aus Kieselsteinen, die sie mit großer Sorgfalt anordnen. Daher sind Kieselsteine auch so ein wertvolles Gut für die Tiere, die sie um jeden Preis verteidigen, weshalb es nicht selten zu Streitigkeiten unter Nachbarn kommt. Die Steinnester können mit einer Höhe von 20 Zentimeter und einem Durchmesser von 25 Zentimeter recht groß sein. Männchen nutzen die Kiesel auch bei der Partnersuche, um Weibchen zu beeindrucken. Ob Electra oder Viola dieses Verhalten zeigten, ist nicht bekannt.
Eselspinguine legen in der Natur immer zwei Eier, die abwechselnd beide Elternteile bebrüten. Nach 34 bis 37 Tagen schlüpfen die Jungen, die etwa 30 Tage im Nest bleiben bevor sie sich einem «Kindergarten» mit anderen Küken anschließen. Die Küken haben nach 80 bis 100 Tagen ihre erste Mauser abgeschlossen und können ab dem Zeitpunkt selbständig auf Nahrungssuche gehen.
In der Natur leben Eselspinguine rund um den antarktischen Kontinent und brüten auf den Falkland Inseln, auf Südgeorgien und anderen subantarktischen Inseln und auf der Antarktischen Halbinsel. Die IUCN schätzt den Bestand auf 520.000 Vögel, wobei einige Populationen derzeit abnehmen.
Julia Hager, PolarJournal