Norwegen verschärft Kreuzfahrt-Verbot für Svalbard | Polarjournal

Norwegen hat seit Beginn der Pandemie eine der restriktivsten Einreisebestimmungen erlassen. Erst ab Juni zeichnete sich eine Erleichterung und Öffnung ab. Doch nach den Vorfällen auf der Roald Amundsen der Firma Hurtigruten hatte die norwegische Regierung ein Verbot für Kreuzfahrtschiffe ab 100 Personen ausgesprochen. Das bedeutet, dass Schiffe mit mehr als 100 Leuten an Bord, Passagiere und Crew, nicht in norwegischen Häfen oder auf norwegischem Boden anlanden dürfen. Dazu zählte auch Svalbard. Tagestourismus und kleinere Schiffe konnten aber dort ihre Touren anbieten. Doch seit in Europa und der Welt die Zahlen der COVID-19-Fälle wieder angestiegen sind, wurde die Liste der Länder, die quarantänefrei nach Norwegen einreisen durften, immer kleiner. Nun hat die Regierung in Oslo die Schraube wieder angezogen und auf Svalbard ein Verbot für Schiffe über 30 Personen ausgesprochen.

Der Schritt der norwegischen Regierung wurde in einer Pressemitteilung veröffentlicht. Der Gesundheitsminister Bent Høie liess darin verlautbaren, dass es das Gesundheitsministerium nach Abklärungen als notwendig erachtet, ein Verbot der Durchführungen touristischer Aktivitäten in Form von Kreuzfahrten auf Spitzbergen einzuführen. „Eine Infektion an Bord eines Kreuzfahrtschiffes erfordert große Ressourcen, um den Ausbruch zu begrenzen, und bringt eine Reihe praktischer Herausforderungen mit sich. Dies gilt insbesondere für Spitzbergen, wo Kreuzfahrten besondere Herausforderungen für die Gesundheit und die Rettungsbereitschaft mit sich bringen. Daher ist eine Regeländerung erforderlich, die das Risiko eines ähnlichen Ausbruchs wie bei den Hurtigruten senkt,“ schreibt der Minister. Das Verbot soll erst einmal bis am 1. November in Kraft bleiben.

An Bord des Hurtigrutenschiffes Roald Amundsen traten am Ende einer Fahrt nach Svalbard COVID-Fälle auf, was zu einer Kettenreaktion geführt hatte. Am Ende verlor die Regierung das Vertrauen in die Firma und erliess aufgrund der Vorfälle eine Kreuzfahrtschiffverbot für Norwegen bis Mitte Oktober. Bild: Huritgwiki Noschwefi / CC BY-NC-SA 3.0 DE

Die Regierung macht de facto den Ausbruch von COVID-Fällen an Bord des Hurtigruten-Schiffes „Roald Amundsen“ von Ende Juli für die Entscheidung verantwortlich. Denn nach dem Ausbruch wurde das Gesundheitsministerium beauftragt, zu prüfen, ob die Vorschriften und Richtlinien der norwegischen Regierung für Kreuzfahrten entlang der norwegischen Küste geändert werden sollten. Nach der Prüfung und der Empfehlung des Gesundheitsministerium, mit einigen Ausnahmen ein Verbot von Kreuzfahrten einzuführen, folgte die Regierung dieser Empfehlung. Als Ausnahme gelten Tageskreuzfahrten und Fahrten ab Longyearbyen bis Longyearbyen mit Schiffen, die insgesamt 30 Personen an Bord haben. Die Regierung schreibt weiter, dass bis zum 1. November eine Bewertung der Situation regelmässig vorgenommen wird, um Änderungen gegebenenfalls vornehmen zu können.

Die Strassen in Longyearbyen waren in diesem Jahr schon nicht so sehr gefüllt. Kreuzfahrten fanden kaum statt und die fehlenden Einnahmen liessen viele Geschäfte und Anbieter taumeln. Die jetzige Entscheidung der Regierung dürfte nicht auf viel Gegenliebe bei den lokalen Tourismusverantwortlichen stossen. Bild: Julia Hager

Die Entscheidung der Regierung, den Kreuzfahrttourismus auf Svalbard noch stärker einzuschränken dürfte nicht auf viel Gegenliebe stossen. Marcel Schütz, Schweizer Gründer und Mitinhaber von Spitzbergen-Reisen AS meint in einem Telefongespräch: „Ich verstehe zwar die Begründung für diese Massnahme und sie war auch absehbar. Hier in Longyearbyen sind unsere gesundheitstechnischen Möglichkeiten eingeschränkt. Doch Freudensprünge machen wir sicherlich nicht.“. die Ankündigung dürfte auch überraschen, denn noch vor einigen Wochen versicherten sowohl die Handelsministerin Iselin Nybø wie auch Justizministerin Monica Maeland, dass die Regierung ihr Möglichstes tun würde, um den Tourismus auf Svalbard zu unterstützen. Jedoch betonten beide, dass sie keine Frei- oder Goldkarten hätten, um die Geschäfte in Longyearbyen durch die Krise zu bringen. Sicher ist, dass mit dem jetzigen Entscheid die Situation nicht besser werden wird.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal AG

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